Ambulanter Hospizdienst Winsen arbeitet seit 15 Jahren. Neue Interessenten willkommen. Gefeiert wird an drei Tagen

Winsen. Sterben. Viele wünschen sich, dann noch zu Hause zu sein. Aber dort fällt es vielen Angehörigen schwer, mit ihnen über ihre Situation zu reden. Und manchmal möchten die Betroffenen auch etwas erzählen, eine große Not offenbaren und können dies nicht, wenn ihre Kinder oder Freunde neben ihnen stehen.

Reden, Hände halten, aufmerksam sein, zusammen fernsehen, kleine Aufgaben übernehmen und Zeit für die Angehörigen haben: Darum kümmern sich 23 Frauen und ein Mann des Ambulanten Hospizdienstes Winsen, die Menschen kurz vor ihrem Tod zu Hause, im Altenheim oder im Krankenhaus besuchen. Jetzt feiert das Team von Freitag, 12. bis zum Sonntag, 14. September, sein 15-jähriges Bestehen.

Bereits seit Oktober 2010 wird das Angebot von den Krankenkassen finanziell gefördert. Die Kassen übernehmen den größten Teil der Kosten für die notwendige Aus- und Fortbildung der Gruppenmitglieder. Die Patienten müssen für die Besuche nichts bezahlen. Hintergrund für die Aufwertung der Arbeit ist, dass die Winsener Gruppe seit dem Herbst vor vier Jahren von einer Fachkraft geleitet wird. Eva-Maria Pemsel, eine examinierte Altenpflegerin und Palliativ-Care-Fachkraft, arbeitet hauptamtlich für den Kirchenkreis Winsen. Das spielt für die Betreuung jedoch keine Rolle. „Wir arbeiten überkonfessionell“, sagt Claudia Rieckmann, die für die Öffentlichkeitsarbeit der Gruppe zuständig ist.

Klar ist: Mit dem Abschluss des laufenden Ausbildungskurses wird die Gruppe größer werden. Unter den elf Teilnehmern sind zudem drei Männer, so dass sich ihr Anteil erhöht. Ein Vorteil: Denn vor allem ältere Männer wollen an ihrem Lebensende lieber von anderen Männern betreut werden. Insgesamt werden die Gruppenmitglieder immer häufiger gerufen. Waren sie 2012 noch bei 34 Patienten im Einsatz, erhöhte sich die Zahl 2013 auf 45. „In diesem Jahr hatten wir schon 43 Einsätze und derzeit werden fünf weitere Menschen von uns betreut“, sagt Liane Winkler, die dem Kuratorium des Hospizdienstes angehört. Neue Interessenten sind so in der Gruppe willkommen (Telefon: 04171- 690 06 02 oder www.ambulanter-hospizdienst-winsen.de). Insgesamt dürften in den vergangenen 15 Jahren rund 500 Menschen Besuch vom Hospizdienst erhalten haben.

Den Grund für das zunehmende Interesse sehen Winkler, Rieckmann und Kuratoriumsmitglied Christine Mille darin, dass ihr Angebot bekannter wird. Schließlich stellt der Hospizdienst seine Arbeit bei Förderern oder auch in den Altenheimen vor. Die anfängliche Skepsis dort ist gewichen. „Wir mischen uns nicht in die Pflege ein und machen den Mitarbeitern dort keine Vorschriften“, sagt Mille. Die Aufgabe des Hospizdienstes ist Fürsorge nicht Pflege.

Noch nicht abgeschlossen ist die Vorbereitung für eine Projektwoche für Dritt- und Viertklässler, die unter dem Titel „Hospiz macht Schule“ Kinder mit dem Tod und dem Abschiednehmen vertraut machen soll. Bisher sind dafür vier Mitglieder des Dienstes ausgebildet. „Wir brauchen aber sechs“, sagt Rieckmann. Allerdings geht sie davon aus, dass die Projektwoche zum Abschluss des Schuljahres 2014/15 angeboten werden kann. „Wir würden uns über weitere Spenden freuen“, so Mille. Neu wäre das Angebot für eine Kinder-Trauer- und Sterbebegleitung. Hier hat ein Spender das Geld für den notwendigen Lehrgang bereitgestellt. „Jetzt suchen wir Interessierte, die den Grundlehrgang für die Hospizdienst absolviert haben und sich spezialisieren wollen“, sagt Winkler.

Die Veranstaltungen zum Jubiläum beginnen am Freitag, 12. September, um 19 Uhr in der Kapelle St. Georg in Winsen. Dort liest Tillman Jens aus seinem Buch, das er über seinen zuletzt dementen Vater Walter Jens geschrieben hat. Eine Diskussion schließt sich an. Am Sonnabend, 13. September, wird das Ensemble Theatrum aus Strassfurt das Stück „Nathan der Weise“ in der St.-Marienkirche aufführen. Am Sonntag ist dort der Festgottesdienst mit anschließenden Empfang im Gemeindehaus geplant, wo die Ereignisse aus den 15 Jahren Hospizdienst in einer Power-Point-Präsentation gezeigt werden.

Die Karten für die Lesung kosten acht Euro, für den Theaterabend 15 Euro. Tickets gibt es beim Kirchenbüro Ramelsloh, beim Kirchenbüro Winsen, bei der Winsener Buchhandlung Decius, beim Ambulanten Hospizdienst Winsen sowie an den Abendkassen.