Busse auf dem Weg zum Betriebshof fahren leer am Altenheim vorbei. Das ärgert die Bewohner, die laufen müssen

Wilstorf . Von der Endstation der 145er-Buslinie zur Seniorenwohnanlage „Haus am Frankenberg" sind es 400 Meter – bergauf. „Wenn wir mit unseren vielen Jahren und vollen Tüten dann den Berg hochgehen, fährt der Bus oft leer an uns vorbei“, sagt Ruth Siggelkow. „Da habe ich mich gefragt, ob das sein muss. Es wäre ja schön, wenn der Bus auf seiner Leerfahrt noch einmal kurz hier halten könnte.“

Weil man sich viel Schönes vorstellen kann, aber deshalb noch nicht zwangsläufig etwas passiert, wurde Ruth Siggelkow aktiv: Sie beobachtete die Straße und notierte sich über mehrere Tage lang, wann leere Busse vorbeifuhren. Allein zwischen 7 und 13 Uhr kommen die Notizen der Polizeipensionärin auf sieben Fahrten. In dieser Zeit hält der 145er 22-mal an der Endhaltestelle Am Jägerfeld. Fast jeder dritte Bus setzt also vormittags aus und fährt leer zum Betriebshof an der Winsener Straße zurück.

„Es wäre ja nun wirklich kein großer Aufwand, wenn diese Busse kurz bei uns halten würden“, sagt Frau Siggelkow. „Ich bin ja selbst noch gut zu Fuß, aber viele meiner Nachbarinnen und Nachbarn brauchen Gehhilfen. Die wenigen Busse, die sowieso hier durchfahren, würden uns schon ausreichen, um uns den Alltag sehr zu erleichtern.“

230 ältere Menschen leben in der Wohnanlage. Die meisten von ihnen sind noch sehr selbstständig und gestalten ihre Tage selbst, auch Ruth Siggelkow. „Ich koche noch jeden Tag“, sagt sie, „und viele meiner Nachbarinnen auch. Da müssen wir auch viel einkaufen – und das geht nur mit dem Bus.“

Beim HVV kennt man Ruth Siggelkows Vorschläge, lehnte sie aber bislang ab. „Man sagte mir, es würde Millionen kosten, den Bus hier halten zu lassen. Mir erschließt sich aber nicht, warum. Es muss ja kein Bus extra dafür fahren.“

HVV-Pressesprecher Rainer Vohl begründet die ablehnende Haltung des Verkehrsverbundes: „Wenn wir auf die Wünsche von Frau Siggelkow eingehen wollten, müssten wir garantieren können, dass die Busse immer zu einer bestimmten Zeit dort halten“, sagt er.

„Die Aussetzerfahrten finden aber nicht ganz regelmäßig statt. Die Hamburger Hochbahn braucht die Flexibilität bei den Leerfahrten, um ihr Gesamtangebot aufrecht erhalten zu können.“

Nicht jeder Bus, der am Jägerfeld aussetzt, fährt direkt zum Depot. Es kann vorkommen, dass ein Fahrer aufgrund von Verkehrsbehinderungen oder anderen Verzögerungen seine gesetzliche Lenkpause schon an der Endhaltestelle einlegen muss. Es kann auch sein, dass der aussetzende Bus auf einer anderen Linie wieder einsetzt und deshalb nicht zum Betriebshof fährt. Wenn gegen Jahresende der zusätzliche Busbetriebshof an der Hannoverschen Straße fertig ist, ist auch nicht mehr sicher, ob jeder aussetzende 145er über den Frankenberg abfährt. Um zur Hannoverschen Straße zu kommen gibt es Routen, die mit einem zwölf mal zweieinhalb Meter großen Gefährt deutlich angenehmer zu fahren sind, als der enge, kurvige und zugeparkte Frankenberg.

„Es gibt außerdem einen Beschluss der Bezirksversammlung Harburg, keinen Linienverkehr auf der Straße Am Frankenberg zu genehmigen, weil die Fahrbahn dafür nicht ausgerichtet sei“, sagt Vohl. Dieser Beschluss bezieht sich allerdings auf den Frankenberg in dem maroden Zustand, in dem er sich vor seiner langen Sanierung befand. Mittlerweile ist die Straße von Grund auf neu aufgebaut worden. Bei Planungen für eine Harburger Bus-Ringlinie, die in den letzten Jahrzehnten regelmäßig vorgeschlagen und angedacht wurde, gab es auch immer Varianten, die über den Frankenberg geführt wurden. In den Nächten zwischen Werktagen fährt die Nachtbuslinie 643 auch trotz des Bezirks-Beschlusses über den Frankenberg. Früher gab es hier sogar eine eigene Haltestelle für den Nachtbus.

Zumindest die SPD in der Bezirksversammlung will deshalb noch einmal über den Frankenberg als Busstrecke nachdenken, und ob man so den Ringlinienplan wieder aufleben lassen könnte, nachdem nicht nur der Frankenberg, sondern auch die Friedhofstraße durchsaniert sind. „Wir haben das bei unser nächsten Fraktionssitzung schon auf der Tagesordnung“, sagt Fraktionschef Jürgen Heimath.

„Eine Prognose, wie unser politischer Wille danach aussieht, will ich aber nicht wagen. Es gibt bei diesem Thema viel Für und Wider. Die große Seniorenwohnanlage spricht sicherlich dafür, andererseits sind zwei Bushaltestellen weniger als 500 Meter davon entfernt. Wir müssen auch die Interessen der anderen Anwohner berücksichtigen, und die Tatsache, dass der Frankenberg eine enge Wohnstraße ist. Darüber müssen wir intensiv diskutieren.“