Anwohner kritisieren Ausmaß der Bühnenerweiterung. Und dass der Bauherr über die Pläne nicht vorab informiert hat

Harburg. Der Erweiterungsbau für den Helms-Saal nimmt mit jedem Tag mehr Gestalt an. Die Freude darüber ist aber nicht ungeteilt. Vor allem die direkten Nachbarn beobachten den Fortgang der Bauarbeiten mit zunehmendem Ärger. Sie sehen sich in dem vormals grünen Innenhof zwischen Verwaltungsgebäude des Helms-Museums und der katholischen Kirche St.Maria jetzt mit einem grauen Betonklotz konfrontiert, der ihnen buchstäblich über den Kopf wächst.

„Für den hier zur Verfügung stehenden Platz ist der Baukörper völlig überdimensioniert, in dieser Größe ist der Anbau eine Unverschämtheit“, sagt Erika Hempel. Früher habe sie von ihrem Balkon weit über den Helms-Saal hinüber zum Standesamt und zu den Kirchenfenstern schauen können. Nun sei der Blick in etwa 30 Meter Entfernung komplett verbaut und bleibe an einer knapp zwölf Meter hohen und 19Meter breiten grauen Front hängen.

Viele Anwohner sind zudem maßlos verärgert darüber, dass es vor Baubeginn de facto keine umfassende Information seitens der Kulturbehörde zu dem Projekt gab. Das dementiert Museumsdirektor Prof. Rainer-Maria Weiss. Als er noch in Vertretung der Behörde Bauherr gewesen sei, habe er im Frühjahr dieses Jahres die Eigentümer der angrenzenden Immobilien eingeladen, um die Baupläne vorzustellen.

Das bestätigt Helgard Wentzien, die Vertreterin jener Erbengemeinschaft, der die Häuser neben dem Helms-Museum gehören: „Ich war zu einem Termin eingeladen, das ist richtig. Ich meine, mich aber zu erinnern, dass ich seinerzeit als einzige Anwohnerin dort war.“ Im Grunde sei es vor allem um ihr Einverständnis gegangen, den Erweiterungsbau bis auf die Grenze zu ihrem Grundstück ziehen zu dürfen. Dass der Anbau aber solche Dimensionen, vor allem in der Höhe, annehmen würde, sei ihr nicht bewusst gewesen.

Das wiederum kann Professor Weiss durchaus nachvollziehen: „Wir sind vom Ausmaß auch etwas überrascht worden, als der Baukörper schließlich in 3 D vor unseren Fenstern gewachsen ist.“ Auf einem zweidimensionalen Bauplan wirke so ein Gebäude eben ganz anders als in natura, das wäre schon ein gewaltiger Unterschied. Allerdings seien alle Abstände zur vorhandenen Bebauung durchaus gewahrt worden, sodass von einer beklemmenden Enge überhaupt keine Rede sein könne. „Und wenn erst einmal die Baugerüste verschwunden sind und der Baukörper mit sandfarbenen Tonplatten verkleidet ist, wird sich sicher vieles relativieren“, so Weiss.

Aus Sicht der SPD-Fraktion in der Hamburger Bürgerschaft ist die drei Millionen Euro teure Erweiterung und Modernisierung des Helms-Saals unumgänglich, um den Erfolg der Spielstätte langfristig zu sichern und Harburg als Theaterstandort attraktiver zu machen. 1955 in Betrieb genommen und seither kaum verändert, sei der Helms-Saal technisch auf dem Stand der Nachkriegszeit gewesen.

„Mit dem Anbau setzen wir einen starken Akzent im Hamburger Süden. Damit unterstreichen wir zugleich, dass die kulturellen Leuchttürme unserer Stadt eben nicht nur in der City stehen, sondern auch vor Ort bei den Menschen in den Stadtteilen“, sagte SPD-Fraktionschef Andreas Dressel. Die Erweiterung des Saals sei nicht nur für die Harburger ein großer Gewinn, sondern hätte Ausstrahlungswirkung bis weit in den Landkreis hinein.

Realisiert wird jetzt eine umfassende Bühnenerweiterung mit Seiten- und Hinterbühne, eine Erneuerung der gesamten Ton-, Licht- und Aufzugstechnik sowie die Einrichtung von Künstler-Garderoben und sanitären Anlagen. So könnten im Helms-Saal erstmals aufwendige Theaterproduktionen gezeigt werden, die dem Harburger Publikum so bislang nicht zugänglich waren.

Bespielt werden soll der Helms-Saal auch in Zukunft vorrangig vom Theater Altona und den Kammerspielen, aber auch vom Ohnsorg-Theater und der Nedderdütschen. Überdies dient er traditionell auch als Festsaal für zahlreiche Harburger Veranstaltungen, wie Konzerten, der Verleihung des Integrationspreises oder Ausstellungseröffnungen des Helms-Museums.

Eigentürmerin des Saals ist und bleibt die Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement (HGV), die die Bauregie vom Helms-Museum übernommen hat. Die Fertigstellung ist für Anfang November dieses Jahres geplant.