Ein Bettlaken, ein Unterhemd, Socken und auch ein BH, alles in strahlendem Weiß, hängen an einer Wäscheleine unterhalb des Kriegerdenkmals an der Bremer Straße in Harburg.

Harburg. Blickwechsel nennen die beiden Bildhauer Axel Richter und Uwe Schloen ihre Kunstinstallation, die seit dem Wochenende bei den Passanten für Verblüffen oder Schmunzeln sorgt.

Die Wäscheleine an dem provozierenden Ort soll das Kriegerdenkmal hinterfragen, das nach Ansicht der Künstler den Soldatentod und den Krieg verherrlicht. Möglicherweise wollen die Künstler auch das Gegendenkmal „Trauerndes Kind“ in den Blick rücken, das sich direkt unter der Wäscheleine befindet und in der Regel neben dem hohen Sockel des „Soldaten“ unbeachtet bleibt.

Eine Diskussion am Freitag, 12. September, 19 Uhr, im Gemeindezentrum der Evangelisch-Lutherischen Trinitatisgemeinde, Bremer Straße 9, bringt das Kriegerdenkmal ins Gespräch. Das 1932 eingeweihte Kriegerdenkmal „Der Soldat“ neben der St-Johannis-Kirche ist ein Werk des Bildhauers Hermann Hosäus (1875–1958). Auf einem gewaltigen, sechs Meter hohen Sockel steht die viereinhalb Meter hohe Bronzefigur eines Soldaten. Bereits 1932 kritisierten Sozialdemokraten die Plastik als kriegsverherrlichend. Mit der Friedensbewegung zu Beginn der 80er-Jahre lebte die Diskussion um das Denkmal erneut auf.