Wehren im Landkreis Harburg sind vom Bevölkerungsschwund offenbar weniger betroffen als befürchtet

Winsen. Der Bevölkerungsschwund in Deutschland macht den Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Harburg offenbar weniger zu schaffen als ursprünglich befürchtet. Die Entwicklung der Mitgliederzahlen und damit die Leistungsbereitschaft sei stabil, betonte der Feuerwehrverbandsvorsitzende Volker Bellmann in seiner Rede am Sonnabend beim Kreisfeuerwehrtag vor 249 Delegierten in der Winsener Stadthalle.

169 Anwärter, die am Sonnabend bei einer feierlichen Zeremonie für den Dienst in den insgesamt 107 Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Harburg verpflichtet worden sind, bekräftigen diese Aussage.

Nach dem die Anzahl der Feuerwehrleute in Niedersachsen in den vergangenen Jahren stetig geschrumpft war, scheint der gefährliche Trend offenbar gestoppt. Im vergangenen Jahr sei die Anzahl der Feuerwehrleute in dem Bundesland erstmals um 983 Männer und Frauen auf nunmehr 125.013 gewachsen, berichtete Bellmann und stellte diesen Aspekt in den Mittelpunkt seiner Rede. Die Feuerwehren im Landkreis Harburg konnten im Jahr 2013 immerhin einen Zuwachs von zwei Mitgliedern verzeichnen.

Als Gründe für die erfreuliche Entwicklung nannte Volker Bellmann die aktive Mitgliederwerbung der Wehren und Kampagnen der Landesfeuerwehrverbandes und der Landesregierung in der Öffentlichkeit. Ausdrücklich lobte Bellmann die Initiative des Ortsbrandmeisters von Thieshope: Holger Schulze hatte alle Dorfbewohner, die 16 Jahre und älter sind, in das Gasthaus gebeten und erläutert, wie lange die Feuerwehr im Ort noch existieren würde, wenn niemand mehr neu eintritt. Ergebnis der Schockanalyse: viele betretende Gesichter und ein neues Mitglied.

Der Feuerwehrverband nimmt die neuesten Zahlen zur Mitgliederentwicklung mit Erleichterung zur Kenntnis. Dass die ehrenamtlichen Feuerwehren nicht an Personal verlieren, gilt nicht als selbstverständlich. Winsens Bürgermeister André Wiese (CDU) kündigte deshalb beim Kreisfeuerwehrtag ein sogenanntes Zukunftsbudget an, dass die Stadt auch für Ausbildung von ehrenamtlichen Feuerwehrleuten und pfiffige Aktionen zur Mitgliederwerbung schaffen werde. Wie viel Geld die Stadt bereitstellen wolle, sagte der Bürgermeister nicht.

André Wiese will zudem dem Stadtrat vorschlagen, dass bei der Vergabe von städtischen Baugrundstücken diejenigen profitieren sollen, die einen ehrenamtlichen Dienst für die Gemeinschaft leisten.

Ein detaillierter Blick auf die Personalentwicklung zeigt einen gefährlichen Trend: Mehr als die Hälfte der Feuerwehrmitglieder sei älter als 50 Jahre. Darauf wies Landrat Joachim Bordt hin. Deshalb versucht die Feuerwehr, bereits Kinder für sich zu begeistern. Volker Bellmann bezeichnet die Kinder- und Jugendarbeit als ein „elementar wichtiges Standbein“ der Zukunftsstrategie in den Feuerwehren. Offenbar mit Erfolg: Die 92 Jugendfeuerwehren konnten ihre Mitgliederzahl im vergangenen Jahr um vier Prozentpunkte auf 1474 Jungen und Mädchen steigern. Dazu lernen rund 280 Kinder in 16 Kinderabteilungen im Landkreis Harburg mit der Wasserspritze umzugehen.

Die 107 Feuerwehren im Landkreis Harburg sind im Jahr 2013 insgesamt zu 2362 Einsatzstellen ausgerückt. Die Alarmierungen sind um 468 auf insgesamt 3255 gestiegen.