Eine Glosse von Bibi Maas

Es wird höchste Zeit: Ich muss mich von meiner Familie emanzipieren! Mit meinem Ehemann und zwei erwachsenen Kindern lebe ich unter einem Dach. Wir sind also eine altersgemischte Wohngemeinschaft, jedenfalls denke ich so. Meine Mitbewohner hingegen glauben, weiterhin in einer Familie zu leben, in der Mama für den Haushalt, die Nahrungs-Zubereitung und die Drecksarbeit zuständig ist. Das Klo zu putzen, ist beispielsweise nach ihrer festen Überzeugung, Aufgabe des weiblichen Haushaltsvorstandes.

Obwohl meine Kinder zirka 30 Jahre jünger sind als ich, ist ihr Kurzzeit-Gedächtnis schlechter. Die Spülmaschine etwa räumen sie erst nach mehrfachem Erinnern aus. Im Haushalt geschieht nichts aus eigenem Antrieb meiner Sprösslinge, und wenn überhaupt, dann nur unvollständig. Der Tisch wird vielleicht abgeräumt, aber Sets und Krümel bleiben für Mutti übrig. Wenn das Geschirr zur Neige geht, und sie es nach mehrmaligen Ermahnungen endlich angeschimmelt aus ihren Zimmern holen, findet es seinen Weg nicht etwa direkt in die Spülmaschine, sondern nur bis auf den Küchentisch. Mutti macht den Rest.

Immer wieder nehme ich mir vor, „Hotel Mama" endgültig zu schließen, die Sets und das Geschirr einfach stehen zu lassen, den Müll nicht mehr raus zu bringen und hier alles verrotten zu lassen. Aber meine Kinder haben den längeren Atem. Und wer ist Schuld? Ich! Ich hab sie verwöhnt.