Der Motorbootclub Wilhelmsburg feiert im Harburger Binnenhafen sein 50-jähriges Bestehen. Hier zählt Gemeinschaft

Harburg/Wilhelmsburg . In Wilhelmsburg sucht man den Motorbootclub Wilhelmsburg schon lange vergebens. Schon vor Jahrzehnten wurde der Gründungshafen auf der Elbinsel aufgegeben und der Verein war auf die Harburger Elbseite nach Neuland gezogen, und neuerdings findet man den Club im Harburger Binnenhafen. Dort begeht der Motorbootclub Wilhelmsburg morgen sein 50. Gründungsjubiläum. Erwartet werden wasserseitig Gastboote aus den ganzen Hamburger Raum und landseitig Bezirksamtsleiter Thomas Völsch.

Dass man mittlerweile im Binnenhafen residiert, kommt daher, dass das Neuländer Deichvorland unter Naturschutz gestellt wurde. Mit Langmut und der Finanzierung des neuen Hafens konnte die Umweltbehörde den Club und seinen Nachbarverein, die Wassersportgemeinschaft Hamburg Süderelbe in den Binnenhafen locken. Als Wassersportgemeinschaft Harburger Binnenhafen teilen sie sich eine von Norddeutschlands modernsten Sportbootmarinas. Die Steganlage bietet Strom- und Wasserversorgung und der Binnenhafen ist tideunabhängig. In Neuland fiel der Hafen bei Niedrigwasser schon mal trocken. 26 Schiffe haben die 51 Clubmitglieder hier liegen. Aus dem Gründungsjahr sind noch drei Mitglieder im Club.

Die meisten von ihnen bewegen ihre Schiffe auf den Binnengewässern. „Dabei haben wir Sportbootführerscheine für Binnen und See“, sagt der Vereinsvorsitzende Harald Braband, „sonst dürften wir ab Hamburg immer nur in eine Richtung fahren. Stromabwärts braucht man See, stromaufwärts Binnen.“

Ostseetauglich wären die meisten der Boote allemal, aber nur wenige Clubmitglieder nutzen das. „Wir zum Beispiel fahren gerne auf die Müritz“, sagt Anke Gottschalk, Kassenwartin und Frau des zweiten Vorsitzenden Jens Gottschalk. „Dahin sind wir fünf Tage auf kleinen Wasserstraßen im Grünen unterwegs. Dann sind wir auf dem See und legen oft über Nacht nicht mal an, und zurück geht es wieder durchs Grüne. Das bietet ein Ostseetörn nicht.“

Auch wenn zumeist jedes Boot für sich auf Törn geht: Im Harburger Heimathafen gilt das Musketiermotto „Einer für alle, alle für einen“, sei es, dass zu Saisonanfang im April und zu Saisonende im Oktober gemeinsam ein Kran bestellt wird, um die Boote ins Wasser oder heraus zu bewegen; sei es, dass man sich gegenseitig bei den Booten hilft. Einst baute man die Boote sogar gemeinsam: Gründungsmitglied Karl-Heinz Lanzki, gelernter Bootsbauer, legte zusammen mit zwei Vereinsfreunden drei Rümpfe auf. Als diese fertig waren, zogen die Männer Lose, wer welches Boot zum weiteren Ausbau bekommt. So wollten sie damals sicherstellen, dass keiner für „seinen“ Rumpf mehr Energie aufwendet, als für die der anderen.

Auch außerhalb des Wassers wird die Gemeinschaft groß geschrieben. „Ob Osterfeuer oder Weihnachtsfeiern, gemeinsame Museumsbesuche in der Wintersaison oder gemeinsame Essen: Wir unternehmen viel gemeinsam“, sagt Anke Gottschalk.

Das bindet auch ältere Mitglieder an den Club. „Wir haben hier eine Dame, die seit sie verwitwet ist, bei ihren Kindern wohnt“, sagt Anke Gottschalk. „Die fährt zwar nicht mehr mit ihrem Boot, aber sie nutzt es, um mal ohne die Verwandtschaft zu sein. Im Sommer ist sie mehr hier als zu Hause.“

Generell haben die Wassersportvereine allerdings ein Mitgliederproblem: „Wir bekommen kaum Nachwuchs“, sagt Harald Braband. „Es interessieren sich immer weniger jüngere Leute für dieses Hobby. Vielleicht ist es ihnen zu arbeitsintensiv. Immerhin muss man für eine Stunde auf dem Wasser schon mal zwei Stunden an Land investieren.“

Wer aber einmal dabei ist, den hat das Bootfahren bald gepackt. Clubmitglied Martin Elvert drückt es so aus: „Ich arbeite im Harburger Hafen. Und wenn ich im Frühjahr morgens aufs Wasser gucke und der Morgendunst in die Sonne aufsteigt, freue ich mich schon richtig darauf, dass es bald wieder aufs Boot geht.“