Der Natur ganz nah. Zu Fuß unterwegs auf dem preisgekrönten Heidschnucken-Wanderweg zwischen Buchholz und Handeloh

Handeloh/Sprötze/Buchholz. Tau perlt auf Abertausenden Heideblüten. Ein Meer in zartem Rosa, sattem Purpur und tiefem Lila leuchtet von den sanften Hügeln am Büsenbachtal unweit vom Heideort Handeloh. Der kühle Morgen mit grauen Regenwolken setzt den zu Recht preisgekrönten Heidschnucken-Wanderweg in ein malerisches Licht.

Die rund 15 Kilometer lange 2. Etappe des Heidschnuckenweges ist ein Teilstück des 223 Kilometer langen Heidewanderweges der von Fischbek vor den Toren Hamburgs bis zur historischen Residenzstadt Celle durch faszinierende Naturlandschaft mit mehr als 100 Heideflächen, idyllischen Heidedörfern mit interessanten Kulturstätten führt. Die 2. Etappe zwischen Buchholz und Handeloh, wurde jüngst von mehr als 10.000 Wanderfreunden zum schönsten Wanderweg Deutschlands 2014 gewählt. Grund genug, diese Etappe zu erkunden.

Es ist noch still auf dem Waldpfad von Handeloh zum Büsenbachtal. Zwei Rehe zupfen wählerisch Blätter von einer jungen Buche. Brombeeren und Blaubeeren am Wegrand verlocken zum Naschen. Am Ende des leicht aufsteigenden Pfades geht der Wald in eine weite Heidefläche über, die in voller Blütenpracht steht. Allein der Blick im Morgenlicht über das blühende Büsenbachtal zum Pferdekopf, mit 60 Metern die größte Erhebung im Tal, ist faszinierend und macht nachvollziehbar, warum der Heidschnuckenweg mit der Auszeichnung geadelt wurde.

Die Sonne wärmt die taufeuchten Flächen und die Besenheidepflanzen verströmen einen betörend aromatischen Duft in der noch menschenleeren Landschaft. Das lockt Tausende Wildbienen an, die emsig Blütennektar sammeln. Der naturinteressierte Wanderer hat allein im von Wäldern umsäumten Büsenbachtal verschiedene Möglichkeiten auf Entdeckung zu gehen.

sAm Fuß des lila umkränzten Pferdekopfes gurgelt leise und schmal der Büsenbach durch grünes Wiesenland unter kleinen Holzstegen hindurch. Er entspringt einer Moorquelle im angrenzenden Wald und wartet mit dem geheimnisvollen Phänomen einer „Bachschwinde“ auf. Der Bachlauf versickert auf seinem Weg zur Mündung in die Seeve im Untergrund und taucht etwa 400 Meter unterhalb des Talverlaufes wieder auf. Solche Bachschwinden gibt es in der Lüneburger Heide mehrfach. Überall, wo undurchlässige Erdschichten aus Lehm, Ton oder Ortstein das Wasser am Versickern hindern, ist der Bachlauf oberirdisch. Gehen die wasserführenden Schichten in Sand über, versickert der Bach in seinen unterirdischen Weg.

Zu den Naturwundern an den Sandheiderändern im Büsenbachtal zählt auch die „Krumme Birke“, deren förmlich „geflochtener“ Stamm in knorrige, waagerechte Äste übergeht. Wie ein Designerstück von Mutter Natur steht die uralte Birke in einer lilafarbenen Kulisse und beflügelt Märchenfantasien. Die schlanken dunkelgrünen Heide-Wacholder bieten sich als klassische Postkartenmotive an. Allerdings zeugen Riesenstubben davon, dass etliche der sehr alten Exemplare, die hier vor fünfzehn Jahren noch standen wohl nach Schneebruch und Frostschäden entfernt werden mussten.

Die Sonne steht inzwischen hoch am Himmel und immer mehr Wanderer und Biker bevölkern das Tal. Alle die sich grüßen und über die Naturpracht austauschen, haben ein glückliches Lächeln, das offensichtlich von der Farbe der Heide ausgelöst wird.

Ein ganz anderes Leben spielt sich auf den kleinen Wegen am Rande ab. Eine Kreuzotter sonnt sich zwischen trockenem Gras, Moos und Wurzelstubben. Eine elegante Schlingnatter tankt bestens getarnt im Heidekraut Sonnenenergie. Die pralle Mittagssonne lockt Schmetterlinge, wie Bläuling, Zitronenfalter und Admiral ins Blütenmeer. Eine Wespenspinne lauert in ihrem Zickzacknetz auf Beute.

Nach dem Aufstieg zum Pferdekopf, von dem aus sich noch einmal ein grandioser Blick über das Heideareal bietet, geht es weiter auf sandigen Waldwegen in Richtung Brunsberg. Die mit dem „H“ bestens ausgeschilderte etwa vier Kilometer lange, recht leichte Wanderroute durch den Wald mit zahlreichen Findlingen bietet idyllische Rastplätze, an denen der Proviant aus dem Rucksack verzehrt werden kann. Einkehrmöglichkeiten gibt es auf der 2. Etappe des Heidschnuckenweges nicht.

Die schönen weißen Fotowölkchen sind am frühen Nachmittag rar geworden. Regenschwere, bleigraue Wetterwände ziehen auf. Sie lassen den 129 Meter hohen Brunsberg, der zwischen Sprötze und Holm-Seppensen die nördlichste Heidefläche hat, in dramatischem Licht leuchten. Das kleine Naturschutzgebiet entschädigt mit den geschlossenen, lila Erikateppichen zwischen den sandigen Wanderwegen, Wacholdersäulen und weißstämmigen Birken für den Aufstieg.

Über dem Berg, von dem aus ein atemberaubender Fernblick bis zum 169 Meter hohen Wilseder Berg im Südosten möglich ist, braut sich ein Unwetter zusammen. Aus der Rast auf der Bank wird nichts. Der Abstieg durch das düstere Höllengrund-Tal mit seinen etwa zehn Meter hohen Wänden in Richtung Buchholz bekommt durch den Starkregen eine besondere Mystik. Aber nichts kann den Wandergenuss auf dem Heidschnuckenweg verderben. Dieses Stück Natur ist bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis.

Am Sonnabend, 30. August, wird von 13 bis 18 Uhr von Buchholz aus eine geführte Tour auf dem Heidschnuckenweg angeboten. Anmeldungen bei der Tourist-Information Buchholz, Telefon 04181/282810 oder via Internet.

www.heidschnuckenweg.de