Drei junge Hamburger haben mit ihrem „Plattenladen“ französische Crêpes auf eine höhere Geschmacksebene gehievt

Harburg . Ihre Kreationen heißen „Abbey Road“, „Superfly“, „Kiss me“ oder „Midnight Love“. Wer ein wenig musikaffin ist, erkennt darin die Namen legendärer Alben der Beatles, von Curtis Mayfield, The Cure und Marvin Gaye. Dennoch hat, was Hamid Rechenberg, Vasili Dimiropoulus und Mathieu Raoul in ihren „Plattenladen“-Filialen, etwa in den Harburg Arcaden, auflegen, mit Musik im engeren Sinne wenig zu tun. Denn was sie produzieren, geht nicht ins Ohr, sondern durch den Magen – nämlich Crêpes der etwas anderen Art.

Mit der Gründung Ihrer Firma „cuisine créative“ vor fünf Jahren haben die drei Freunde den beliebten Snack neu definiert. Und gewissenmaßen auf eine höhere Geschmacksebene gehievt. „Es ging nicht nur darum, Crêpes anders zu präsentieren, als nur mit Zucker und Zimt, Nutella oder Apfelmus. Auch bei schnellen Mahlzeiten wird immer mehr Wert auf eine gesunde und ausgewogene Kost gelegt“, sagt Geschäftsführer Hamid Rechenberg, 28. Es gehe darum, auch beim Imbiss zwischendurch einen Moment zu erschaffen, der nachwirkt, ergänzt Vasili Dimiropoulos, 28, im Gründertrio für Verkauf und Marketing zuständig: „Nach dem Genuss unserer Crêpes sollen sich unsere Kunden vital und inspiriert fühlen und natürlich gern wiederkommen.“

Für die nötige Expertise sorgt mit Mathieu Raoul, 29, ein waschechter Bretone. Der Franzose aus Quimperlé, unweit der bretonischen Atlantikküste, ist gewissermaßen mit Crêpes groß geworden. „Meine Mutter hat mir alles beigebracht, was man über Crêpes wissen muss“, sagt er. „Natürlich haben wir dann noch ein wenig experimentiert und alles auf hiesige Bedürfnisse abgestimmt“, berichtet Raoul.

Herausgekommen ist ein Konzept, das auf innovativen Rezepten für süße und herzhafte Crêpes basiert. So besticht die Kreation „Abbey Road“ durch eine Komposition aus frischen Apfelscheiben, Karamell und Krokant, während „Kiss me“ leckeres Kirschkompott und Vanillesoße kombiniert. In der kräftigen Variante „To The Sea“ finden sich Rucolacreme, Feta, Cherrytomaten und Frühlingszwiebeln, in der Variante „Midnight Love“ Parmaschinken, Tomatencreme, Parmesan und frischer Rucolasalat.

Ebenso großen Wert legt das Trio der „cuisine créative“ auf die Auswahl bester Zutaten. „Wir verwenden keine industriell vorgefertigte Teigmischung, sondern ausschließlich Teig, der jeden Tag frisch zubereitet wird“, sagt Hamid Rechenberg. Deshalb seien die „Plattenteller“- Crêpes auch keine lappigen Pfannkuchen, sondern selbst ohne jeden Belag sehr schmackhaft und von appetitlicher Konsistenz.

Das liegt auch daran, dass die Zutaten ausnahmslos von handverlesenen Lieferanten bezogen werden. Die Milch stammt vom Milchhof Reitbrook an der Dove-Elbe in den Vier- und Marschlanden, die Eier vom Hof Spahr in Fahrenkrug im Kreis Segeberg. Natürlich tragen auch das Mehl und die Vanillezusätze das Bio-Label. Was sich genau und in welcher Zusammensetzung im Teig für die Basiscrêpes befindet, ist ein streng gehütetes Betriebsgeheimnis. Das außer Mathieu Raoul allenfalls noch Koch Henning Wagner kennt.

Der gebürtige Ostfriese mixt nicht nur jeden Morgen den Crêpes-Teig, er kocht regelmäßig auch frische Soßen und Kompotts. „Natürlich setzen wir auch dabei auf saisonal geprägtes Obst und Gemüse, das wir möglichst von regionalen Anbietern beziehen“, so Raoul.

Der Franzose hat die Angebotspalette der „Plattenläden“ inzwischen um eine weitere bretonische Spezialität erweitert. Die Galette, ein Pfannkuchen aus Buchweizenteig, wird mit Zutaten wie frischem Lachs, Dill, Spiegelei, Prosciutto und Käse gefüllt. „Prinzipiell ist der Fantasie unserer Kunden keine Grenze gesetzt“, sagt Hamid Rechenberg, der an der Uni Hamburg Sport studierte, bevor er sich mit seinem Schulfreund Vasili Dimiropoulos, dessen Vater ebenfalls Gastronom ist, und Mathieu Raoul einer kulinarisch geprägten Profession zuwandte. Das Baukastenprinzip sei ja gerade ein zentrales Element ihres Konzepts. „Wie ein Diskjockey am Mischpult seine Lieblingsmusik mixt, soll der hungrige Kunde mischen können, womit er Crêpe oder Galette gefüllt haben will“, so Rechenberg.

Das Startup, das anfangs ausschließlich als mobiles Imbissangebot geplant war, unter anderem beim Isemarkt sowie bei diversen Open-Air-Veranstaltungen wie Duckstein-Festival und Altonale, ist inzwischen sesshaft geworden. Im Frühjahr 2011 gründete das Trio den ersten „Plattenladen“ im Einkaufszentrum Langenhorner Markt. Im Dezember 2011 folgte die Filiale in den Harburg Arcaden, im März 2013 die Filiale in der Wilhelmsburger Veringstraße. Noch in diesem Jahr soll ein weiterer Laden auf der Shopping- Meile Ottenser Hauptstraße eröffnet werden. Keine Frage, in diesem Imbissangebot ist nach wie vor viel Musik drin.