Die Heimfelder Gemeinde wird noch bis zum Frühjahr 2015 auf den Nachfolger von Pastor Schoeneberg warten müssen

Heimfeld. Gottes Mühlen mahlen langsam, das ist eine sattsam bekannte Binse. So richtig Zeit lassen sich die irdischen Stellvertreter aber offenkundig bei der Nachbesetzung offener Pastorenstellen. Wie das Abendblatt jetzt erfuhr, werden die Mitglieder der Heimfelder Gemeinde St. Paulus noch bis ins Frühjahr 2015 warten müssen, ehe die durch den Weggang von Pastor Frank-Ulrich Schoeneberg vakante Stelle neu besetzt wird.

Bereits Mitte Juni war der überaus beliebte Pastor feierlich verabschiedet worden. Dass er Harburg Richtung Sasel verlassen würde, war unterdessen schon deutlich länger klar und bekannt. Dass es trotzdem so viele Monate dauern wird, bis ein Nachfolger gefunden ist, wundert viele Gemeindeglieder.

„Die lange Übergangszeit ist den Regularien geschuldet, die kirchenrechtlich festgeschrieben sind“, sagt Wolfgang Främke vom Kirchenkreis Hamburg-Ost. Erst müsse ein Anforderungsprofil formuliert werden, mit dem dann die Ausschreibung im kirchlichen Amtsblatt erfolge. Damit beginne das eigentliche Bewerbungsverfahren, das dann noch einmal zwei bis drei Monate dauere. „Deshalb ist frühestens im Verlaufe des ersten Quartals 2015 mit einer Neubesetzung der Pastorenstelle in Heimfeld zu rechnen“, so Främke.

Für Främke ist die Länge der Vakanz indes nichts Ungewöhnliches: „Bis vor einigen Jahren war die Vakanzzeit sogar gesetzlich vorgeschrieben, sie musste mindestens ein halbes Jahr dauern.“ Das hätte nicht zuletzt finanzpolitische Gründe gehabt. Weil eine unbesetzte Pastorenstelle logischerweise kein Geld kostet. Dass in Zeiten auch knapper Kirchenkassen durch sinkende Einnahmen diese Regelung aufgehoben wurde, überrascht. Dennoch lebt sie offenbar fort. „Keine Ausschreibung ohne Anforderungsprofil“, sagt Främke. Doch für Letzteres sei letztlich die Gemeinde selbst zuständig.

Dass die Anforderungen an den neuen Pastor noch nicht final formuliert sind, erklärt Hermann Straßberger, Gemeindesekretär von St. Paulus, unter anderem mit der langen Ferienzeit im Sommer: „Da sind viele Mitglieder des Kirchengemeinderats unterwegs und nicht verfügbar.“ Um aber möglichst ein detailliertes Profil zu erstellen, das die Bedürfnissen der Gemeinde umfassend abbilde, sei eine breite Beteiligung unerlässlich. „Ich denke, bis Ende September, Anfang Oktober wird an dem Text gefeilt werden“, so Straßberger zum Abendblatt.

Bewerben dürfen sich laut Främke alle, die bereits Pfarrdienste innerhalb der evangelisch-lutherischen Nordkirche wahrnehmen. Für den früheren St. Paulus-Pastor Schoenefeld ist so eine Neubesetzung immer auch eine Chance für die Gemeinde, sich neu zu formieren und vielleicht andere Schwerpunkte zu setzen. „Da lautet die Devise oftmals: Aber gerne nicht so wie vorher“, erinnerte sich Schoeneberg an seinen eigenen Amtsantritt in Heimfeld vor 16 Jahren.

Derweil müssen die offiziell 2800 Gemeindemitglieder aber keineswegs fürchten, bis zur Einsetzung eines neuen Pastors gänzlich ohne kirchlichen Beistand auskommen zu müssen. „Mit Pastor Dr. Günther Waubke haben wir einen Vertretungspfarrer. Er hat keine eigene Gemeinde und fungiert gewissermaßen als Springer, wo er gerade gebraucht wird“, erklärt Kirchenkreissprecher Wolfgang Främke. Zudem übernehmen auch die Pastoren der drei benachbarten Gemeinden in der Region 39 der Propstei Harburg Dienste in der Gemeinde St. Paulus.

„Bislang hat eigentlich immer reibungslos funktioniert, dass die Pastoren der Trinitatis-, der Luther- und der Petruskirche auch bei uns Gottesdienste und andere Veranstaltungen wahrnehmen“, sagt Hermann Straßberger. In einem regelmäßig stattfindenden Konvent würden die Termine besprochen und abgestimmt. Bis Ende August seien erst einmal alle Gottesdienste besetzt.

So wird Christoph Borger, Pastor der Gemeinde St. Petrus, am heutigen Montag um 9 Uhr zum Beispiel den Schulgottesdienst für die neuen fünften Klassen des Friedrich-Ebert-Gymnasiums und am Sonntag, 31. August, um 18 Uhr auch den Taizé-Abendgottesdienst mit Unterstützung der St. Pauluskantorei in der Pauluskirche gestalten. Andererseits lädt Borger die Mitglieder der St.-Paulus-Gemeinde auch in die St. Petruskirche in der Haakestraße 100 ein. Etwa zum Schulanfänger-Gottesdienst für die Heimfelder Grundschulen am Dienstag, 26. August, um 9 Uhr und den Gottesdienst mit der Verabschiedung von Diakonin Andrea Rave am Sonntag, 31. August, um 11 Uhr.

Angesichts stetig sinkender Mitgliederzahlen in beiden Gemeinden – bei Sonntagsgottesdiensten in der Pauluskirche verliefen sich zuletzt im Schnitt gerade noch zwischen 30 und 60 Gläubige im großen Mittelschiff – erscheinen gemeinsame Gottesdienste derweil zunehmend als sinnvoll. Das ist aber Zukunftsmusik. Ebenso wie die Ernennung eines neuen Pastors für St. Paulus.