Größte Gruppe der Zuwanderer kommt aus der nordostafrikanischen Militärdiktatur Eritrea

Tostedt . Die Samtgemeinde Tostedt ist seit April größer und bunter geworden. Es leben jetzt in den beiden Container-Dörfern in Tostedt fast 100 Asylbewerber und anerkannte Asylberechtigte aus zehn Ländern dieser Erde. Die meisten Bewohner stammen aus Eritrea, gefolgt von Sudanesen, Bürgern aus Syrien, Afghanistan, der Elfenbeinküste, aus Südsudan, Somalia, Marokko, Algerien und Indien.

Eritrea ist eine Militärdiktatur. Das Land war einst eine italienische Kolonie und wurde von der UN in eine Föderation mit Äthiopien gebracht. 1962 annektierten die Äthiopier das Land und lösten damit einen jahrzehntelangen mörderischen Unabhängigkeitskrieg aus. Seit 1993 ist Eritrea ein unabhängiger Staat. Der ehemalige Rebellenchef Isaias Afewerki ist jetzt Präsident. Seit seiner Unabhängigkeit liefert sich der Staat immer wieder blutige Kriege mit seinen Nachbarn um Grenzverläufe. Er ist seit 2009 vom UN-Sicherheitsrat mit Sanktionen und einem Waffenembargo belegt.

Das Land gilt als militarisiert. Von den zirka fünf Millionen Bewohnern sind zwischen 500.000 bis eine Million in der Armee. Dieser Armeedienst beginnt nach der schulischen Bildung, das letzte Schuljahr findet schon in einem Militärcamp statt und geht dann für fast alle in die Einberufung über.

Eritrea hat eine gravierende Hungersituation. Durch den jahre- bis jahrzehntelangen Militärdienst liegen viele Felder der Bauern brach, es wird für viele unmöglich, die Familie zu ernähren. Die Regierungspartei und das Militär kontrollieren die wenigen Unternehmen und Plantagen. Diese unerträgliche Situation im Lande lässt Eritrea ausbluten. Vor allem die Jugend flieht über das Rote Meer oder über die Grenze zum Sudan, um sich auf den schwierigen Weg zum Mittelmeer zu machen in der Hoffnung, Europa zu erreichen. Fachleute schätzen dass etwa ein Drittel der Bevölkerung in Eritrea bereits im Ausland lebt.

Deutschlandweit zählen die Eritreer zur drittgrößten Gruppe der Asylbewerber. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat im Juli 2014 1951 Anträgen registriert. Insgesamt ist die Zahl der Asylbewerber seit 1993 auf einen Höchstwert mit 19.431 Asylanträgen gestiegen. Das sind 75,6 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Bei den Syrern wurden 3527 Erstanträge und 138 Folgeanträge gestellt. Die zweitgrößte Gruppe unter den Antragstellern bildeten die Serben mit insgesamt 2465 Anträgen.