Warum der ehemalige St.-Paulus-Pastor Frank-Ulrich Schoeneberg vom Süden in den Norden Hamburgs zog

Heimfeld/Sasel. Wenn Pastor Frank Ulrich Schoeneberg dieser Tage durch seine neue Gemeinde Sasel spaziert, gehen seine Gedanken noch oft zurück nach Heimfeld. 16 Jahre war er dort für die Gemeinde St. Paulus zuständig. Doch dann eröffnete sich die Chance für einen Wechsel. Den der 50-Jährige schließlich mit zwiespältigen Gefühlen vollzog.

„Ich suche noch immer die Kirche“, verriet Schoeneberg dem Abendblatt mit einem Schmunzeln. Kein Wunder: Seine neuen Wirkungsstätten, die Vicelin- und die Lukaskirche gehören zu jenen modernen Sakralbauten, denen ein hervorstechender Kirchturm als weithin sichtbare Orientierung schlicht fehlt. Eben so ganz anders, als die trutzige Pauluskirche am S-Bahnhof Heimfeld mit ihrem 67 Meter hohen Glockenturm.

Es ist aber nicht nur der wegweisende Turm, den Schoeneberg vermisst. „Man tauscht eine Gemeinde nicht wie einen Mantel“, sagt er. Viele beglückende Erfahrungen blieben als schöne Erinnerungen im Gedächtnis. Etwa der festliche Gottesdienst zum 100-jährigen Bestehen der Pauluskirche im Herbst 2007, ebenso wie die zahlreichen Erntegottesdienste und die Neujahrsempfänge in der benachbarten Ebert-Halle. Aber auch Seniorenkreis, Kinderkirche und die seelsorgerischen Einsätze in Heimfelds Pflegeheimen.

Vor allem aber die vielen persönlichen Begegnungen mit den Mitgliedern seiner Gemeinde. Dass Schoeneberg eine große Lücke hinterlässt wurde gerade am Tag des Abschiedsgottesdienstes Mitte Juni deutlich. Gut eine Stunde dauerte das Defilee der dankbaren Heimfelder im Anschluss an die Zeremonie. Dabei gab es neben vielen guten Wünschen auch so manches Wort des aufrichtigen Bedauerns darüber zu hören, dass Schoeneberg die Gemeinde nun verlasse.

Der beliebte Pastor hat seinen Wechsel vor allem mit dem Wunsch begründet, sich „zur Halbzeit seines Berufslebens noch einmal einer neuen Herausforderung in einem anderen Umfeld stellen zu können“. Dabei hätte es sich ganz gut getroffen, dass es im Norden auch eine bessere Familienanbindung gebe. So lebt die Mutter seine Frau Christiane in Ahrensburg

Unterdessen lässt Schoeneberg auch keinen Zweifel daran, dass ihn in Heimfeld zuletzt auch etwas der Elan verlassen habe. Die durch finanzielle Nöte stark limitierten Gestaltungsspielräume und jahrzehntelangen Rückzugsgefechte hätten ihm doch zugesetzt: „Ich habe das lange standhaft und tapfer ertragen. Doch dann gewann das Gefühl mehr und mehr die Oberhand, dass ich an Grenzen gestoßen bin und kaum noch etwas bewegen konnte.“

2004 hatte die Gemeinde das geerbte Grundstück am Petersweg an den Pflegeheimbetreiber Domicil verkaufen müssen. Damit war auch das Gemeindehaus hinfällig, für das es aber schon vorher praktisch keine Mitarbeiter mehr gab. „Das war ein schmerzhafter, aber praktisch unausweichlicher Schritt“, so Schoeneberg. Der mit dem Verkauf indes zugleich die Hoffnung verband, die aus seiner Sicht längst überfällige Fusion mit St. Petrus zu realisieren: „Die Selbstständigkeit der beiden Gemeinden macht aus meiner Sicht schon lange keinen Sinn macht.“

Doch da hatte Schoeneberg die Rechnung ohne die evangelischen Nachbargemeinde in der Haakestraße gemacht. Die erst 1978 gegründete und damit vergleichsweise junge Gemeinde lehnte den Zusammenschluss konsequent ab. Hier wäre aus Schoenebergs Sicht auch der Kirchenkreis Hamburg-Ost gefordert gewesen. „Doch statt genau hinzusehen, hat er nur zugeschaut. Aber gerade in Krisen müssen Gemeinden nicht nur begleitet, sondern auch geführt werden“, übte er offen Kritik.

Nun freut sich der dreifache Vater auf seine neue Aufgabe in Sasel. Wo die Fusion der Südgemeinde Lukas und der Nordgemeinde Vicelin vor 16 Jahren erfolgte und seitdem reiche Früchte trägt. Dass die Kräfte seinerzeit gebündelt worden sind, sei heute überall zu spüren. Etwa im Weltladencafé, dass dreimal wöchentlich seine Pforten öffne und ehrenamtlich betrieben werde. Oder durch eine enge Kooperation mit der Freiwilligen Feuerwehr, dem Kulturhaus und den Vereinen in Stadtteil. „Es gibt hier einfach eine viel bessere Vernetzung und ein besseres Miteinander. Das würde ich auch Heimfeld wünschen“, so Frank-Ulrich Schoeneberg.