Ein Bekenntnis von Manfred Scholz

Es ist selbst verordneter Rennrad-Trainingstag. Urplötzlich kommen mir Bedenken. Zieht sich der Himmel nicht gerade zu? Hab ich Lust, im strömenden Regen zu fahren? Natürlich nicht! Mit schmalen Rennradreifen auf nassem Asphalt unterwegs zu sein, ist nicht ungefährlich, oder? Und zwackt es nicht auch schon wieder im linken Knie? Möchte ich unbedingt eine Verletzung riskieren? Auf gar keinen Fall! Soll ich trotzdem fahren – oder es doch lieber lassen? In meinem Kopf leistet jemand intensiv Überzeugungsarbeit. Bist du hinterher nicht immer so richtig kaputt? Mach’s dir doch lieber im Kuschelsessel bequem! Beine hoch, ganz entspannt und deinen Lieblingsautor lesen!

Die Stimme im Kopf kommt mir sehr bekannt vor. Es ist der innere Schweinehund. Für mich ist er wie ein alter Bekannter, der mich allerdings gewaltig nervt. Jeder kennt ihn – aber zu Gesicht bekommen hat ihn bislang noch keiner. Auch deshalb ist es so schwer, ihn persönlich anzugehen. Wie wird er aussehen? Wahrscheinlich sehr unsympathisch, vermute ich. Ja, der innere Schweinehund meldet sich immer, wenn eine Mühsal ansteht, auf die wir genau in diesem Moment überhaupt keine Lust haben. Verschieb es doch, säuselt er. Lass es liegen! Mach es morgen!

Dann ringt man lange und schwer mit sich, denn der Mensch ist träge und sucht gern mal den bequemsten Weg. Wer verlässt schon gern seine Komfortzone? Manchmal gibt man Kontra – und manchmal gewinnt der unsichtbare Kerl.