Für die Hafenschlickdeponie in Moorburg gibt es noch immer kein Planfeststellungsverfahren

Moorburg. Ursprünglich war Eile geboten. Inzwischen ist bei der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) bei den Planungen zum Bau eines etwa 30 Meter hohen Hafenschlick-Deponieberges in Moorburg-Mitte aber offenbar kaum noch Tempo angesagt. Zuletzt im Mai vergangenen Jahres war das Planfeststellungsverfahren für dieses Jahr angekündigt worden. Alle Vorbereitungen dazu sollten in der Zwischenzeit getroffen werden. Doch jetzt teilt HPA-Sprecher Martin Boneß auf Anfrage mit: „In Sachen Moorburg beginnt die HPA derzeit mit der Entwurfsplanung. Hierzu ist Ende 2014/Anfang 2015 ein weiteres Gespräch mit den Bürgern vor Ort geplant.“

„Das ist doch gar nichts“, sagt Rainer Böhrnsen, Bewohner von Moorburg und bis vor wenigen Jahren Teilnehmer an dem zur Hafenentwicklung gegründeten „Runden Tisch.“ Für ihn klingt Entwurfsplanung nach „zurück an den Anfang.“ Und auch Manfred Schulz (SPD), Vorsitzender der Harburger Bezirksversammlung, der bis vor kurzem ebenfalls Teilnehmer am Gesprächskreis war, wundert sich über den Stillstand bei der HPA-Planvorbereitung. „Der Bezirk Harburg hat den Deponiebau in Moorburg mehrheitlich abgelehnt“, sagt Schulz. „Deshalb sind wir auch nicht traurig darüber, wenn HPA mit den Planungen nicht voran kommt.“ Schulz spekuliert, dass die Deponieplanungen zurück gestellt worden sind, weil in dem Bereich auch das künftige Autobahndreieck mit Anschluss der A26 an die A7 gebaut werden soll. Anschließend soll aus dem Dreieck auch noch ein Autobahnkreuz werden, mit Verlängerung der A26 bis an die A1 bei Stillhorn.

Böhrnsen geht in seinen Spekulationen noch einen Schritt weiter. Er glaubt sogar, dass die Schlickdeponie in Moorburg gar nicht mehr gebaut werden kann, weil es neue Auflagen der EU zur Sicherung des Grundwassers gibt. Er sorgt sich mit Blick auf Hamburgs Olympia-Bewerbung allerdings um Hamburgs Hafenentwicklungspläne. Böhrnsen: „Die Hafenwirtschaft verlangt für die Hafenentwicklung nach Ersatzflächen. Der Hamburger HafenCity sind die Flächen von Altenwerder geopfert worden. Die Olympischen Spiele sollen Hafengebiet vom Kleinen Grasbrook bekommen. Die Hafenersatzflächen für den Kleinen Grasbrook können nur noch auf Moorburger Gebiet liegen. Wir sehen Moorburg aber nach wie vor als hochwertig für die Stadtentwicklung an, wir wollen keine Lager- und Umschlagplätze sondern Forschungs- und Entwicklungsunternehmen beispielsweise aus dem Bereich der erneuerbaren Energien.“

Mit der Verabschiedung des Hafengesetzes von 1982 war Moorburg zum Hafenerweiterungsgebiet erklärt worden. Bewohner Moorburgs durften fortan nicht mehr in den Wertzuwachs ihrer Immobilien investieren. Diese Einschränkung ist inzwischen befristet gelockert worden. Böhrnsen stellt fest, dass trotz des Hafengesetzes das Hafengebiet schrumpft. Böhrnsen: „Seit 1982 ist die Hafenfläche um 145 Hektar kleiner geworden.“

Die HPA lässt jährlich etwa 500.000 Kubikmeter Schlick aus den Hafenbecken baggern, um das Gewässer für Schiffe befahrbar zu halten. Etwa die Hälfte des getrockneten Schlicks kommt auf die Deponie Feldhofe im Bezirk Bergedorf, die voraussichtlich 2025 ihre Kapazitätsgrenze erreicht hat. Die zweite Hälfte geht zum Teil nach Francop, zum Teil aber auch auf Deponien in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Voraussichtlich 2016 ist der durch mehr als 20-jährige Ablagerung entstandene Deponieberg in Francop fertiggestellt. Etwa 8,5 Millionen Kubikmeter Baggergut stecken im Berg. Der Schlickberg in Moorburg-Mitte soll nach bisheriger Planung auf einem ehemaligen Entwässerungsfeld südlich der Straße Moorburger Elbdeich, östlich der Autobahn A7, auf einer Fläche von 45 Hektar angelegt werden.