In Zukunft mehr Arztpraxen: Die Zahl leer stehender Läden geht zurück. Eigentümer investieren in Geschäftshäuser

Harburg . In kleinen Schritten kommt die Aufwertung der Harburger Innenstadt mit qualitativ hochwertigen Läden und Dienstleistungsanbietern voran. Das wird Anfang dieser Woche am Eckhaus Lüneburger Straße 18/ Amalienstraße deutlich. Apotheker Mohamed Joune zieht mit seiner Vivo- Apotheke vom Gesundheitszentrum Am Wall, wo er Mieter war, in seine neue, eigene Immobilie in die Harburger Innenstadt um. Über der Apotheke werden Arztpraxen eingerichtet. Auch das Haus nebenan, Lüneburger Straße 20, in dem sich zuletzt noch eine Tchibo- Filiale befand, hat Joune gekauft. Beide Gebäude waren zuvor in Besitz einer in die Pleite gerutschten Fondsgesellschaft. Ins Erdgeschoss dieses Hauses möchte Joune nach Umbau und Modernisierung des Hauses einen Gastronomen einziehen lassen. Die Räume in den darüber liegenden Etagen sind ebenfalls für Arztpraxen gedacht. Joune sagt, er habe vor dem Erwerb beider Immobilien das beste Nutzungskonzept vorgelegt und deshalb beim Kauf von den Entscheidern den Zuschlag erhalten.

Damit sind die geplanten Aktivitäten von Apotheker Mohamed Joune noch nicht am Ende. Ihm gehört auch das Gebäude mit der Adler-Apotheke, Lüneburger Straße 39. Kurz nachdem er die neue Vivo-Apotheke eröffnet, will er die nur wenige Schritte entfernte Adler-Apotheke voraussichtlich Anfang September schließen. Das Gebäude soll zur Hofseite ausgebaut und erweitert werden. Der bisherige Apothekeneingang wird geschlossen, dafür wird der jetzige Treppenhauszugang behindertengerecht ausgebaut. Auch in dieses Gebäude sollen Arztpraxen einziehen. Die an ihn gerichtete Frage, ob die ärztliche Versorgung in Harburg nicht bereits ausreichend sei - man denke auch an die Arztpraxen, die demnächst ins Harburger Pressehaus/ehemals Schwimmhalle einziehen - beantwortet er, ohne lange nachdenken zu müssen: „Harburg hat in der ärztlichen Versorgung noch Nachholbedarf. Außerdem wird die Einwohnerzahl im Stadtgebiet durch weiteren Wohnungsbau steigen. Zudem stoßen etwa 6000 neue Bewohner aus dem Gebiet des Harburger Binnenhafens dazu.“

Der Apotheker hat sich bewusst für den Umzug seiner Vivo-Apotheke vom Gesundheitszentrum in die Harburger Innenstadt entschieden. „Ich rechne mit einer positiven Entwicklung der Fußgängerzone“, sagt er. „Durch die Lüneburger Straße gehen täglich mehr als 16.000 Menschen. Es kommt darauf an, diesen Menschen ein besseres Angebot zu machen, als es bisher der Fall war.“

Das Gebäude an der Ecke Lüneburger Straße/Amalienstraße hat in der Vergangenheit einige Veränderungen erfahren. Früher hatte darin Juwelier Zachen sein Ladengeschäft. Danach folgten Juwelier Christ und letztlich ein Mobil-Telefonladen von E-Plus. Mit der Pleite des Hauseigentümers, der Fondgesellschaft, begann ein etwa zweijähriger Leerstand des inzwischen baufällig gewordenen Hauses. Vor etwa einem halben Jahr war bei Sturm in der oberen Etage sogar ein Fenster herausgefallen.

Anfang Juli hat Joune die Häuser Lüneburger Straße 18 und 20 gekauft und sofort mit der Sanierung der Häuser begonnen. Das Dach wurde gedämmt und neu gedeckt, die Fassade saniert, einschließlich Reinigung des weißen Marmors an den Ladenwänden.

Die Einrichtung der Vivo-Apotheke steht kurz vor der Vollendung. Umgehend soll auch mit der Sanierung des Hauses Lüneburger Straße 20 begonnen werden. Dort soll das Café eingerichtet werden. Joune: „Für Gastronomie müssen zunächst sanitäre Einrichtungen geschaffen werden.“

Dass auch andere Grundeigentümer in der Lüneburger Straße über den BID-Zusammenschluss wieder in ihre Immobilien investieren, ist gut zu erkennen an dem frisch modernisierten Schuhgeschäft von Schuhhändler Wido Schüttfort an der Lüneburger Straße 21. Bereits im April hatte Modekaufmann Klaus-Jürgen Hübner nach zweijähriger Bauzeit seinen Geschäfts- und Wohnhaus-Neubau an der Lüneburger Straße 7 fertiggestellt und sein neues Modegeschäft eröffnet. Hübner ist ein Befürworter des BID-Lüneburger Straße. Hübner: „Auch wenn dieser für Standortverbesserungen geschaffene Zusammenschluss den Eigentümern Kosten verursacht, worüber sich einige beklagen, so wird doch endlich auch mal erreicht, dass sich die Hausbesitzer Gedanken über Verbesserungen machen.“ Hübner hatte während seiner zweijährigen Bauzeit das Modegeschäft vorübergehend im gegenüberliegenden Marquardt-Haus untergebracht. Hübner: „Auch dieses Gebäude wird derzeit umgebaut. Es zieht voraussichtlich im September das Geschäft HTS Moden ein. Es vertritt Modemarken wie Brax, Cassis oder Six-O-Seven.“

Auch die Vivo-Apotheke wird nach den Worten von Joune zur Belebung der Innenstadt beitragen. „Wir werden täglich, ausgenommen sonntags, von 8 bis 22 Uhr geöffnet haben. Wir sind über den Anschluss der Amalienstraße auch gut per Auto zu erreichen. Zudem sind wir Internetversand-Apotheke mit entsprechender Preisgestaltung“, erklärt er. In die Praxisräume über der Vivo- Apotheke werden voraussichtlich ein Internist und ein Neurologe einziehen.