Eine Glosse von Bibi Maas

Manche Menschen machen mich wehrlos. Mecker-Heinis und Miese-Petras etwa. Sie durchkämmen jede Suppe nach Haaren und werden stets fündig. Meine Nachbarin gehört zu dieser Gattung: Neulich klingelte sie bei mir. Was sie wollte, weiß ich nicht mehr – ich erinnere mich nur an ihr leichtes Kopfschütteln beim Blick auf meine Rabatten.

Alle anderen Besucher loben stets meinen blühenden Vorgarten, nicht so die Miese-Petra. „Du musst den Schachtelhalm entfernen, sonst hast Du ihn bald überall“, bemerkte sie kurz und drängelte sich auch schon durch die Haustür. Im Flur scannte sie kritisch die Ecken ab und blieb prompt an einem Spinnweben hängen. Wieder dieses leichte Kopfschütteln – und schon rauschte sie an mir vorbei in meine Küche.

Ich hörte mich gerade freundlich sagen: „Komm doch rein“, da stand sie schon vor dem Fenster, ging leicht in die Hocke und suchte nach Schlieren. Sie wurde natürlich fündig. Ihr nächster Kontrollblick blieb am Ceranfeld kleben. Warum musste ich auch heute Frikadellen braten...? „Du kannst gehen, wenn es Dir hier nicht sauber genug ist“, hätte ich sagen sollen, stattdessen säuselte ich: „Setz Dich doch, ich mach uns einen Kaffee.“

Wie blöd kann man eigentlich sein? Da saß ich in meiner wunderschönen Küche mit dieser Miese-Petra und fühlte mich wie Oskar in der Mülltonne.

Und – es fällt mir schwer, es zuzugeben: Kaum war sie aus der Tür, hab ich geputzt!