Carla Stegen aus Hörsten hat sich in den Ferien um Schulkinder in Tansania gekümmert. Ihr Eindruck: „Richtig gute Schüler!“

Hörsten. Afrika sollte es sein. Seit langem fasziniert von diesem vielseitigen, spannenden Kontinent, machte die Schülerin Carla Stegen aus Hörsten ihren Traum kurzerhand wahr, ließ sich über die Ferien hinaus ein paar Wochen vom Unterricht freistellen – um dann doch wieder in einer Schule zu landen. Fünf Wochen lang war sie als Hilfslehrerin in der einem Waisenhaus angegliederten Schule tätig.

„Das war mir erst gar nicht so klar“, sagt die 19-Jährige und lacht. Sie hatte sich lediglich für die Arbeit in einem Waisenhaus beworben. Doch sie merkte schnell, dass ihre Arbeit notwendig war. „Es gab nur den Schuldirektor und einen Koordinator, die gut genug qualifiziert waren. Weitere Lehrerinnen konnten nicht vermitteln, es war auch unklar, ob sie eigentlich freiwillige Aushilfen oder Angestellte waren“, schildert sie. Die Organisation VoluNation vermittelt junge Freiwillige in Hilfsprojekte in aller Welt. Deswegen war Carla Stegen auch nicht allein vor Ort, sondern sie hatte Kollegen aus England, den USA oder Australien an ihrer Seite, mit denen sie auch fünf Wochen lang gemeinsam in einem Apartment wohnte und die Freizeit verbrachte.

Eine Unterrichtsstruktur wie bei uns gab es in der tansanischen Schule nicht. In der Stadt Arusha, rund 100 Kilometer westlich vom Kilimandscharo gelegen, werden auch Kinder aus der Region unterrichtet. „Offiziell sollten es 200 Kinder im Waisenhaus geben, so viele habe ich da aber nie gesehen“, berichtet Carla Stegen. Die Schüler sind in vier Klassenstufen unterteilt: die „Baby-Baby Class“ für die Zwei- bis Vierjährigen, die „Baby Class“ der Vier- bis Sechsjährigen, die „Middle Class“ für Sechs- bis Zehnjährige und die „Biggy Class“ für alle bis 15 Jahre. Carla gestaltete den Englisch- und Mathematikunterricht in der „Baby Class“ mit 16 Kindern. Überrascht hat sie, wie weit die Kinder schon waren, sowohl im Rechnen als auch in Englisch – für die Schüler dort erste Fremdsprache. Ihre Muttersprache ist Suaheli. „Und sie sprechen ein gutes, verständliches Englisch“, sagt sie.

Erfahren hat sie auch, dass in der Einrichtung der Mangel alltäglich ist. Meist gab es zum Mittagessen Reis mit Bohnen, nur ganz selten Fleisch. Auch das Essgeschirr reichte nicht dafür, dass alle Kinder zusammen essen konnten. Für die Kinder waren daher Ausflüge, die die VoluNation-Helfer mit ihnen unternahmen, eine schöne Abwechslung. „Mit Cola und Keksen“, berichtet Carla. Auch sie selbst konnte Land und Leute kennenlernen – zuerst mit ihren Mitbewohnern: Ausflüge zum Kilimandscharo, zu heißen Quellen oder um bei einer Safari wilden Tieren nachzuspüren. Anschließend verbrachte sie drei Wochen bei tansanischen Familien. „Ich habe eine Bekannte, die aus Tansania kommt. Durch sie kam ich auch auf die Idee, dorthin zu reisen“, sagt die 19-Jährige.

So hat sie drei unterschiedliche Lebensweisen kennengelernt: Nicht nur das Waisenhaus, sondern auch das Leben einer Familie in den Bergen, bei der Schwester ihrer Bekannten. „Die Familie war recht wohlhabend. Die Mutter hat den ganzen Tag lang eigentlich nichts gemacht, außer sich um die Kinder zu kümmern. Sie musste nicht arbeiten.“ Und anschließend lebte sie noch ein paar Tage bei weiteren Verwandten in der Hauptstadt Daressalam, mit drei Familien, die alle im selben Mehrfamilienhaus wohnten.

Die Mittelschicht in Tansania ist recht dünn, es gibt viele Arme, aber auch Reiche. „Straßenkinder oder Bettler habe ich aber kaum gesehen“, berichtet die Schülerin. Die Infrastruktur sei gut, wenngleich viele Straßen auch nur Schotterpisten sind. Tansania ist auch Malaria-Gebiet, „aber damit gehen die meisten locker um. Man lässt sich bei Bedarf im Krankenhaus behandeln. Viele nehmen gar keine Prophylaxe-Medikamente.“ Nur einmal hatte sie richtig Angst: als auf einem zentralen Busbahnhof in Arusha ein Anschlag verübt wurde. „Da war ich zum Glück bei einem Ausflug. Danach wollte aber erstmal keiner mehr rausgehen.“

Zurück nach Afrika soll es trotzdem gehen. Am liebsten ein ganzes Jahr nach dem Abitur, das für sie 2015 an der Harburger Goethe-Schule ansteht. „Ich würde gern noch in den französischsprachigen Teil reisen“, sagt die 19-Jährige. Danach möchte sie gern Medizin studieren und am liebsten in der Entwicklungshilfe arbeiten. Das Fazit der jungen Frau heute: „Es war eine tolle Zeit, ich würde es jederzeit wieder machen.“

VoluNation vermittelt freiwillige Helfer in Projekte in Afrika, Asien und Südamerika. Die Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Betreuung durch die Organisation richten sich nach Reiseziel und Dauer des Aufenthalts, die An- und Abreisekosten sowie Nebenkosten für Freizeit, Versicherungen, Impfung sind nicht enthalten. Teilnehmer können sich eines der Partnerländer auswählen oder ihr Ziel anhand des Aufgabenbereichs heraussuchen.

Mehr Infos unter www.volunation.com