Präventionskampagne in Harburger Kitas: Hamburger Krebsgesellschaft prüft Anwendung von Sonnencreme und Sonnenschutzmaßnahmen

Harburg. Was ist gute Sonne? Was ist schlechte Sonne? In dem Projekt „Sun Pass – Gesunder Sonnenspaß für Kinder“ der Hamburger Krebsgesellschaft lernen schon Kindergartenkinder der Kita Kirchenhang in Harburg alles über den Sonnenschutz. „Kein Sonnenbrand im Kindesalter, egal, wie das zu schaffen ist“ erklärt Svenja Sontag das Ziel der Präventionskampagne.

Dafür veranstaltete sie zusammen mit Kita-Leiterin Ewa Dobrowolski einen Elternabend. „Viele Eltern denken, sie wüssten schon alles über die Gefahren der Sonne und nehmen das Risiko gar nicht richtig ernst. Sie merken aber schnell, dass dies gar nicht stimmt“ sagt Sontag.

So sei immer noch der Irrtum weit verbreitet, dass im Schatten kein Sonnenbrand passieren kann. Dabei ist unter Bäumen die UV-Strahlung nur um 50 Prozent reduziert. Außerdem reiche es nicht für den ganzen Tag, die Kinder einmal morgens einzucremen. „Was mich selber auch überrascht hat: dass dunkle Klamotten besser gegen die Strahlung schützen als helle“ lernte auch Ewa Dobrowolski dazu. Die Eltern erfuhren bei der Schulung somit genauso viel Neues, wie die acht Erzieherinnen der Kita.

„Der Elternabend hat gewirkt. Das merkt man schon daran, dass sich nun Eltern morgens bei uns melden und sagen, dass sie noch nicht geschafft haben, ihr Kind einzucremen. Dann übernehmen wir das jetzt“ freut sich die Kita-Leiterin über das Engagement.

Auch die Erzieherinnen sorgen dafür, dass kein Kind mehr ohne Sonnencappy oder Sonnencreme nach draußen geht. Diese beiden Maßnahmen sind die wichtigsten, um sich vor einem Sonnenbrand im Kindesalter zu schützen.

Auch die Kita-Kinder wurden aktiv in die Aufklärung mit eingebunden. So wurde ihnen mit einer Bildergeschichte erklärt, warum es wichtig ist, sich nicht ungeschützt in die Sonne zu begeben oder das sie das trinken nicht vergessen dürfen. Jetzt würde das Eincremen am Morgen zu einem Gruppenereignis, erzählt Dobrowolski lachend.

Hintergrund der Kampagne, die bis jetzt in 14 Kitas in Harburg stattfand, ist die steigende Zahl von Hautkrebserkrankungen bei jungen Leuten. Diese sind fast immer auf Sonnenbrände im Kindesalter zurückzuführen. Kinderhaut ist sehr viel dünner und wird durch die Sonne schneller geschädigt, da sich die hauteigenen Schutzmechanismen erst ab dem zweiten Lebensjahr ausbilden. Aus diesem Grund bemüht sich die Hamburger Krebsgesellschaft, so viele Kitas wie möglich zu bewegen, an dem Projekt teilzunehmen.

Es folgt dann jeweils ein erster Besuch, bei dem die Eltern und Mitarbeiter der Kita eine Sonnenschutzvereinbarung ausgehändigt bekommen. Dies ist ein Leitfaden um Erzieher und Eltern für das Thema Sonnenschutz zu sensibilisieren und aufzuklären. Bei den zweiten und dritten – diesmal unangemeldeten – Besuchen, schaut sich ein Mitarbeiter der Krebsgesellschaft die Kita an, und prüft, ob der Sonnenschutz eingehalten wurde.

Bei der Kita im Kirchenhang stand diese Woche der zweite Besuch an. Die Kita sei vorbildlich, lobte Svenja Sontag während ihres Rundgangs. Die Kinder tragen Sonnencappys, eine eigene Pinnwand mit dem aktuellen UV-Index hängt aus und die Spielgeräte sind mit einem Sonnensegel überhangen. Auch das Problem mit der Sonnencreme hätte die Kita gut gelöst. Da manche der 79 Kinder allergisch auf bestimmte Zusatzstoffe reagieren, bringen die Eltern, deren Kinder dies betrifft, eigene Sonnenmilch mit. Für alle anderen finanziert Ewa Dobrowolski aus dem Kita-Etat eigene Sonnenschutzmittel.

Doch nicht bei allen Kindertagesstätten ist die Präventionskampagne so erfolgreich, wie in der Kita Kirchenhang, weiß Sontag: „Wir haben in Harburg mehr als 100 Krippen, nur bei 14 konnten wir bis jetzt das Projekt durchführen.“

Das läge zum einen daran, dass viele Kitas denken, sie wüssten schon ausreichend Bescheid. Zum anderen seien die Kitas schon mit anderen Projekten eingespannt. Das Ziel sei es aber, noch mehr Kinder und Eltern zu erreichen. Außerdem hätte sie bei einigen Kontrollbesuchen festgestellt, dass die Erzieher tatsächlich nicht all zu viel aus der Schulung gelernt hätten.

„Die Erzieher sitzen dann mit den Kindern in der prallen Sonne ohne irgendwelchen Schutz. Dabei sind sie verantwortlich für die Gesundheit der Kinder.“ Erst nach dem dritten Besuch würden einige einsehen, dass es so nicht weitergehen könne. Ende August steht in der Kita Kirchenhang der nächste Besuch an. Hier hat Svenja Sontag jedoch keine Sorgen, dass sie noch etwas zu beanstanden hätte.