Anwohner fürchten Verkehrschaos und Gefährdung ihrer Kinder, wenn das Areal zwischen Alter Schützenplatz und Büllhorner Weg bebaut wird

Ashausen. Seit einem Jahr plant eine Arbeitsgruppe aus dem Heimatverein ein Konzept für einen Dorfladen in der Ortsmitte. Die Planungen sind im Frühjahr öffentlich präsentiert worden, eine Betreibergesellschaft in Form einer Genossenschaft steht vor der Gründung. Doch nicht alle im Ort heißen das Projekt gut. Die Anwohner der Straße Alter Schützenplatz, die in unmittelbarer Nachbarschaft zum künftigen Dorfladen wohnen, sehen das Vorhaben kritisch und widersprechen Presseberichten, in denen die Projektgruppe von allgemeiner Zustimmung für den Neubau berichtete.

„Wir stehen dem Vorhaben, einen Dorfladen zu eröffnen, positiv gegenüber und schätzen es, dass es Leute gibt, die sich für den Ort engagieren“, schickt Andreas Häming im Namen der Anwohner vorweg. Am Alten Schützenplatz wohnen etwa 30 Familien. Viele Anwohner sind bereit, ihre Meinung zu sagen, ihren Namen möchten sie aber nicht nennen. Sie sind vor allem wegen der Verkehrssituation in Sorge. Die Kunden und Anlieferer müssten über Alter Schützenplatz zum Laden fahren – doch die Zufahrt, eine verkehrsberuhigte schmale Pflasterstraße, ist aus Sicht der Anwohner gar nicht dafür geeignet: Begegnungsverkehr, insbesondere mit Lkw, wäre nicht möglich, unklar sei, wo die Lkw wenden sollen. Fraglich sei auch, ob die geplante Anzahl der Parkplätze ausreiche oder ob nicht zumindest in Stoßzeiten die Kunden die Straße zuparken würden.

Diese Verkehrssituation könnte nach Ansicht der Anwohner das Sicherheitsrisiko für ihre Kinder verschärfen: Das Dorfladen-Areal liegt am Büllhorner Weg zwischen den Einmündungen Alter Schützenplatz und Ashausener Straße – und wegen mehrerer hoher Eichen und eines kleinen Hügels am Einmündungsbereich ist die Sicht ohnehin eingeschränkt. Fahren nun die Kunden zum Laden, könnte es noch schwieriger werden, die Straße zu überqueren, überdies würden sich Rückstaus bilden, die dazu verleiten, zwischen den Autos hindurch zu laufen. Die Dorfladen-Arbeitsgruppe favorisiert den Standort – noch im Besitz der Gemeinde Stelle, weil er zentral gelegen und fußläufig erreichbar für (fast) jeden Ashausener ist. Doch die Anwohner glauben, dass die meisten Kunden trotzdem mit dem Auto kommen werden. Beim Bäcker im Ort sei genau das zu beobachten.

Darüber hinaus fürchten einige der Anwohner, dass ihnen mittelfristige eine Bauruine vor der Tür droht: Es sei längst nicht sichergestellt, dass der Laden wirtschaftlich zu betreiben sei. „Kaufkraft im Ort ist zwar vorhanden. Aber das Einkaufsangebot in Stelle und Winsen ist sehr gut. Und manche kaufen lieber beim Discounter ein, weil’s günstiger ist“, vermuten sie. Wenn die Projektgruppe von vornherein den „Plan B“ habe, anstelle des Ladens nur Wohnungen zu bauen, sei dies kein gutes Zeichen. Überhaupt sei der Laden mit 400 Quadratmetern Fläche plus 300 Quadratmeter für beispielsweise einen Bäcker oder einen Blumenladen sowie zwölf Wohnungen im Obergeschoss überdimensioniert. Abgesehen davon sei der Ort nicht unterversorgt. So habe der Bäcker ein Sortiment an Waren für den täglichen Bedarf, der weit über Brot und Kuchen hinausgeht. Hinzu kommen Hofläden, ein Café, ein Gasthaus und ein Wochenmarkt.

Die Anwohner werfen in einer Presseerklärung dem Dorfhaus-Team vor, die „Herausforderung hinsichtlich der Verkehrssicherheit“ nicht konsequent zu verfolgen und diese auf die Gemeinde Stelle zu schieben. Die Gemeinde wiederum „sieht Verkehrssicherheit und Nachhaltigkeit ebenfalls als wichtige Bestandteile des aus ihrer Sicht schlüssigen Gesamtkonzeptes. Hier ist laut Aussage der Gemeinde allerdings das Dorfhausteam gefordert, ein entsprechendes Konzept zu entwickeln“, heißt es weiter in der Mitteilung.

Dass die Beteiligten versuchen, sich gegenseitig die Verantwortung zuzuschieben, weist Bürgermeister Uwe Sievers zurück. Vielmehr werden Gemeinde und Dorfhaus-Team gemeinsam an einem Konzept arbeiten. „Die Vorgehensweise wird noch besprochen“, teilte er auf Nachfrage mit. Die Arbeitsgruppe habe bis Jahresende Zeit, ein Gesamtkonzept vorzulegen. Wenn der Gemeinderat dem zustimme, könnte der Grundstückskauf vonstatten gehen. Wer die zusätzlichen Kosten tragen soll, die durch Maßnahmen der Verkehrsführung entstehen könnten, hänge vom Konzept an und sei noch zu beraten.

Friedrich Wilhelm Gräbner vom Dorfladen-Planungsteam will sich mit Hinweis auf die laufenden Gespräche mit der Gemeinde nicht äußern. Nur soviel: „Wir wollen uns mit niemandem streiten. Wir teilen die Bedenken der Anwohner, aber Verkehrsplanung kann nicht Sache eines Heimatvereins sein.“