Kita Dieckhofstraße in Tostedt ist nicht rechtzeitig fertig geworden. Bürgerbegehren sorgte für Verzögerungen beim Bau

Tostedt . Wer zu Christiane Schulze ins Haus möchte, kommt an einem großzügig angelegten Garten mit Rutsche, Spielhäusern und Sandkasten vorbei. Alle fünf Kinder, die die Tagesmutter aus Tostedt betreut, sowie Sohn und Tochter spielen heute draußen. Das ist für die Tagesmutter Gesetz. Schließlich ist Sommer. Umso erschrockener ist die 32-Jährige, dass das Außengelände an der Kindertagesstätte an der Dieckhofstraße noch längst nicht fertig ist, Kinder aber dennoch seit dem 1. August aufgenommen werden. „Ich verstehe nicht, wie man auf einer Baustelle Kinder betreuen kann“, sagt sie.

In der Tat. An der Kita sind die Bauarbeiten noch längst nicht abgeschlossen. Sandhaufen türmen sich vor dem Gebäude. Kabel gucken aus der Erde. Ein Baggerfahrer macht sich an die Arbeit und schaufelt Erde. Bauarbeiten klopfen Pfähle in den Boden. Weder der Parkplatz ist fertig gepflastert, noch stehen die Spielgeräte.

Deshalb hat Christiane Schulze den Müttern und Vätern der Kinder aus ihrer Gruppe, die in die Kita Dieckhofstraße wechseln, geraten, den Start der Betreuung hinauszuzögern. Eine 37 Jahre alte Mutter hat nun die dreijährige Tochter Helena lieber erst vier Wochen später in der neuen Kita an der Dieckhofstraße angemeldet. „Ich hoffe, dass bis dahin alles fertig ist“, sagt sie. Ein zweites Kind besucht die Kita ebenso erst ab 1. September. In einem Fall war das Hinauszögern nicht möglich. Das Kind musste die Tagesmutter Christiane Schulze bereits verabschieden. „An die frische Luft kann es da in der neuen Kita vorerst nicht. Das ist doch schade“, sagt sie.

Schon im März, als die Samtgemeinde Tostedt begonnen hatte, die Plätze in der Kita zu belegen und Betreuungsverträge für den 1. August abzuschließen, fiel der Tagesmutter auf, dass selbst das Gebäude noch nicht fertig war. „Aber ich kenne mich in Bausachen nicht aus und habe gedacht, das wird schon“, sagt sie.

Samtgemeindebürgermeister Dirk Bostelmann erklärt die anhaltenden Bauarbeiten mit dem Bürgerbegehren vor dem Baubeginn. Mit dem Begehren hatten einige Tostedter im vergangenen Jahr versucht, das Gebäude an der Dieckhofstraße zu verhindern. Denn von Anfang an war die Kita Dieckhofstraße umstritten. Eine Bürgerinitiative formierte sich und versuchte, sich gegen den Standort zu wehren. Wenn, dann sollte die Kita an anderer Stelle entstehen. Die Initiative strengte ein Bürgerbegehren an, scheiterte dann aber, weil sie das notwendige Quorum von 25 Prozent der Wahlberechtigten verfehlte. Maßgeblicher Drahtzieher der Initiative war unter anderem Peter Dörsam, der inzwischen zum neuen Samtgemeindebürgermeister gewählt wurde und am 1. November sein Amt antritt.

Das Bürgerbegehren habe den Baustart verzögert, so der amtierende Samtgemeindebürgermeister Bostelmann. Zudem erschwere die Sommerurlaubszeit bei den beauftragten Firmen die schnelle Fertigstellung. Die Verwaltung hat sich dennoch dafür entschieden, die Kinder bereits ab August in der neuen Kita aufzunehmen, um den berufstätigen Müttern und Vätern entgegen zu kommen.

„Die Eltern sollen eine verlässliche Unterstützung haben“, sagt Bostelmann. „Wir wären sonst mit der Betreuung aller Kinder in Verzug gekommen“, sagt auch Birgit Voß, die Leiterin der Kita Dieckhofstraße, die zuvor einen Kindergarten in Handeloh geführt hat. Die Eltern fänden es zwar auch schade, dass die Kinder nicht draußen spielen könnten, sagt die 51-Jährige. Aber zunächst konzentrierten sich ihre Mitarbeiter in der Eingewöhnung der Kinder ohnehin auf den Innenbereich. „Wenn es zu heiß wird, können wir noch auf die Dachterrasse ausweichen“, so die Leiterin der Kindertagesstätte.

Samtgemeindebürgermeister Dirk Bostelmann hofft, dass die Außenarbeiten bis zum Ende der Sommerferien Mitte September weitgehend abgeschlossen sind. „Das ist unsere Wunschvorstellung, da der Schulhof gleich mit umgestaltet wird“, sagt Bostelmann.