Mischnutzung am Rathausplatz: Ins Harburger Pressehaus ziehen weitere Arztpraxen und eine Kindertagesstätte ein

Harburg. An der Harburger Rathausstraße 40 stehen die Zeichen auf Veränderung. „Hier tut sich was“, sagt der Harburger Architekt Scaven Hütz, 48, und blättert einen Stapel Bauzeichnungen durch. Das Gebäude Harburger Rathausstraße 40 ist vielen Harburgern noch immer als „Schwimmhalle“ der Hamburger Wasserwerke in Erinnerung. Dabei ist das Badevergnügen bereits seit Mitte der 1990er-Jahre ins Freizeitbad MidSommerland an die Außenmühle verlegt.

Und auch der 1996 erfolgte Umbau des Hauses durch das damalige Immobilienunternehmen Hanseatica mit Geschäftsführer Dietrich von Stemm an der Spitze, ist seit September vergangenen Jahres nicht mehr aktuell, nachdem Lühmanndruck und die Harburger Anzeigen und Nachrichten (HAN) den Betrieb einstellten. Zwar steht noch mit großen Buchstaben „Pressehaus“ auf der Straßenseite des Gebäudes, aber der Wandel ist laut Hütz unübersehbar. „In Zukunft müsste eigentlich Ärzte- und Pressehaus an der Fassade stehen“, macht er deutlich, mit Blick auf seinen Packen Bauzeichnungen. Im Pressehaus hat seit zwei Jahren das Hamburger Abendblatt mit seiner Harburg-Regionalredaktion und der Anzeigenabteilung seinen Sitz, daneben auch das Elbe-Wochenblatt.

Und Scaven Hütz ist nun seit einem guten halben Jahr damit befasst, die ehemaligen HAN-Räume im Hochparterre des Hauses für künftige neue Nutzer umzuplanen. „Wir haben den ehemaligen HAN-Gebäudeabschnitt gewissermaßen entkernt. Alle bisherigen Wände sind draußen und neue schon weitgehend eingebaut“, sagt er. Das Hochparterre des Gebäudeabschnitts wird künftig geteilt und über zwei getrennte Zugänge zu erreichen sein. Vom Treppenhaus auf der Gebäudeseite der Autozufahrt hat künftig die Physiotherapie-Praxis von Corinna Gerth und Dorit Breuer ihren Zugang. Voraussichtlich Anfang November soll der Umzug von der Bremer Straße 3 zur Harburger Rathausstraße 40 sein.

Einen neuen Zugang erhält das Hochparterre vom Treppenhaus auf der zum Harburger Rathausplatz gelegenen Gebäudeseite. Die Anschrift lautet hier ebenfalls Harburger Rathausstraße 40. Von diesem Treppenhaus geht es voraussichtlich schon ab Oktober zur Hautarztpraxis Dr. Mengert/Dr. Nienstedt, die bislang noch ihren Sitz am Harburger Ring 17 hat. Scaven Hütz rechnet mit einer fristgerechten Fertigstellung der umgebauten Räume.

Die ehemalige Schwimmhalle hat nach dem Verkauf durch die Wasserwerke und dem anschließenden Umbau zum Bürohaus durch die Hanseatica inzwischen zwei Eigentümer, etwa jeweils zur Hälfte. Der vordere Gebäudeabschnitt gehört der Hanseatischen Verlags Beteiligungsgesellschaft (HVB), der hintere der „Familie von Stemm“. Dietrich von Stemm hat in seinem Bereich, mit Zugang vom Harburger Rathausplatz, ebenfalls noch größere Umbauten geplant. In seinem Abschnitt ist im zweiten Obergeschoss bereits eine aus fünf Gynäkologen bestehende Gemeinschaftspraxis „Frauenärzte am Rathaus" eingerichtet. In die beiden darunter liegenden Etagen wird nach Umbau voraussichtlich Anfang kommenden Jahres die „Mutterschiff GmbH“ mit ihrer Kindertagesstätte „Die Rathausspatzen“ einziehen. Die Kita wird etwa 100 Kindern Platz bieten. Neben Rathausplatz und Rathauspassage ist ein öffentlicher Spielplatz vorhanden.

Das Grundstück der Schwimmhalle hat schon zahlreiche Veränderungen erlebt. 1887 war hier aus gelben Ziegelsteinen eine Mittelschule gebaut worden, die im Zweiten Weltkrieg durch Bomben zerstört wurde. Harburger hatten die Schule nur „Gelbe Schule“ genannt. Nach dem Krieg, 1951/52 hatten die Hamburger Wasserwerke die Schwimmhalle gebaut. HWW-Aufsichtsratsvorsitzender war damals Hamburgs Finanzsenator Walter Dudek, der von 1925 bis 1933 Oberbürgermeister von Harburg-Wilhelmsburg war und von den Nazis abgesetzt wurde. Dudek hatte Harburgs Stadtentwicklung maßgeblich gefördert.