30 junge Leute organisieren kulturelle Veranstaltungen. Am Freitag steigt ein Sommertag für Kinder und Erwachsene mit Musik an der Ilmenau

Lüneburg. Stillsitzen ist ihre Sache nicht. Konsens schon. Und weil die jungen Leute gern alles in Einigkeit entscheiden, haben sie sich mit der Formulierung ihrer Satzung 17 Stunden Zeit genommen. Das war ganz offensichtlich richtig. Denn der Verein bereichert seit fast zwei Jahren das Lüneburger Leben, reißt richtig was in der Stadt – das nächste Mal an diesem Freitag.

Zum Kollektiv nennt sich die Truppe, rund 30 an der Zahl. Naturgemäß wechselt die Zusammensetzung in steter Regelmäßigkeit, weil einige wegziehen und andere dazukommen. Zwar sind bislang nur ein paar unter den Kollektivlern, die nicht studieren. Das sollen aber möglichst noch mehr werden, wünschen sich die Studenten.

„Zum Kollektiv ist kein studentischer Verein und versteht sich nicht als solcher“, sagt Jens Mysliwietz, 23, beim Kaffee vor dem noch neuen Café Avenir gegenüber dem Jugendzentrum an der Katzenstraße, dort, wo früher der leicht angestaubte Eine-Welt-Laden lag. Der gebürtige Paderborner studiert Nachhaltigkeitswissenschaften. „Unser Ziel ist, mit unseren Veranstaltungen verschiedene Zielgruppen zu erreichen und zusammenzuführen.“ Dasselbe wünschen sie sich auch für den Verein selbst. Ob Schüler, Azubis oder Angestellte, Freiberufler oder was auch immer: „Jeder, der schon immer dachte: Dazu hätte ich einmal Lust, ist bei uns richtig.“

Das bisher größte Vereinsprojekt war das Freiluft-Theaterfestival

Ein und dieselbe Sache über lange Zeiträume hinweg zu verfolgen, ist nicht Zielsetzung der Initiative. „Wir arbeiten projektbasiert“, sagt Nora Kiefer, 24, die aus Frankfurt am Main zum Studium der Wirtschaftspsychologie und Politikwissenschaften nach Lüneburg kam.

Das mit Abstand größte Projekt des Vereins war das erste Freiluft-Theaterfestival der Stadt am dritten Juli-Wochenende. Ein halbes Jahr hat eine rund zehnköpfige Gruppe das zweitägige Fest im alten Musikschulhof und Rathausgarten organisiert, vor Ort waren 25 ehrenamtliche Helfer im Einsatz. Beim nächsten Mal würden sie wohl früher anfangen, haben die Ausprobierer gemerkt: „Da planen wir lieber ein Jahr im Voraus“, sagt Nora und lächelt. „Es war schon viel Hauruck dabei.“

Geklappt hat trotzdem alles wunderbar: Das Programm war vielfältig und hochkarätig, rund 800 Besucher kamen bei enormer Hitze an zwei Tagen, unterm Strich wird der Verein aller Voraussicht nach nicht draufzahlen. Und die 350 Leute im Publikum beim Abschluss-Musical „Struwwelpeter“ waren so bunt gemischt wie gewünscht. „Unser Konzept ist aufgegangen, die Vernetzung hat funktioniert. Das freut uns riesig“, sagt Jens.

Auch die Finanzplanung. „Da war viel Herzflattern dabei“, gibt Nora zu. 250 bis 300 Karten mussten sie verkaufen, um Kosten und Gagen für die Künstler bezahlen zu können. Förderer und Finanziers hatte der Verein allerdings auch jede Menge gefunden – und so wird die Bilanz wohl am Ende bei plus/minus Null landen.

Nächste Aktion des Kollektivs ist ein Sommertag auf der Wiese der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) an der Ilmenau in Kooperation mit der Initiative Viva con Agua. „Wir starten von 12 bis 17 Uhr mit einem kostenlosen Programm für Kinder und machen ab 18 Uhr weiter mit einem Musikfestival mit vier Bands“, erzählt Frerk Hillmann-Rabe, 21, aus Verden an der Aller zum Studium der Kulturwissenschaften nach Lüneburg gezogen.

„IndieSonne“ hat der Verein den Tag getauft, die Stilrichtungen reichen von Singer-Songwriter über Indie bis Rock und tanzbarem Elektro. Wer keine Lust hat, eine Picknickdecke mitzuschleppen, für den haben die Veranstalter einen Decken-Verleih organisiert.

Parallel entwickeln die Kollektivler mit einem Uni-Professor ein Seminar, in dem es darum geht, wie Studierende eigene Ideen für die Stadt entwickeln und umsetzen können. Sie werden dort als Tutoren jüngeren Semestern zur Seite stehen.

Zum Kollektiv sucht noch Lagerplatz für Mobiliar und Ausstattung

Um auch im Winter Veranstaltungen organisieren zu können, sucht der Verein nun Räume. Gestartet in der Kneipe Rehlounge vor zwei Jahren, kam das Kollektiv vorigen Winter in einem Gebäude des Ostpreußischen Landesmuseums in der Heiligengeiststraße unter.

Für die nächste kalte Jahreszeit gibt es noch keine Lösung. „Wir nutzen gern leer stehende Räume zwischen“, sagt Jens. „Wer eine Idee hat, dem sind wir für Unterstützung dankbar.“ Auch für den nach und nach angesammelten Bestand an Mobiliar und Ausstattung sucht der Verein Platz zum Lagern.

Zum Kollektiv trifft sich in der Regel montags ab 20 Uhr im Café Avenir. Wer Lust hat, vorbeizusehen und sicher gehen will, auf Mitglieder des Vereins zu stoßen, schreibt vorher eine Mail im Kontaktbereich der Internetseite – falls das Wetter einen anderen Ort empfiehlt oder die Ferien einmal einen Termin ausfallen lassen.

www.zumkollektiv.de