Der Barmbeker Grafiker Claas Möller eröffnet heute seine Ausstellung „ein bisschen was mit Holz und so“ im Schauraum

Harburg. Bedrucktes Papier bedeutet für Claas Möller sicheres Terrain. Seit Jahren arbeitet der 45 Jahre alte Barmbeker als Grafiker für große Verlage und Galerien, gestaltet vorrangig Bücher und Kunstkataloge. Dass er aber über ein noch weitaus größeres kreatives Potenzial verfügt, will er ab Freitag, 19 Uhr, beweisen. Dann nämlich wird in Harburgs Produzentengalerie „Schauraum“ an der Schwarzenbergstraße 42 seine Ausstellung „ein bisschen mit Holz und so“ eröffnet.

Mit dem Sprung über die Elbe betritt der Hamburger Künstler, dessen Vater Hans-Heiner Möller drei Jahrzehnte als Theatermaler am Hamburger Schauspielhaus wirkte, gleich in doppeltem Wortsinn Neuland. Denn es ist seine erste eigene Werkschau überhaupt. Bislang hat er sich allenfalls an Gruppenausstellungen beteiligt. Doch diesmal liegt der Fokus der Besucher ganz allein auf seinen Kunstobjekten.

„Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich nicht aufgeregt bin“, sagt Möller und zupft nervös an seinem Bart: „Ich bin sehr gespannt auf das Feedback der Gäste, ob und wie sie meine Exponate annehmen.“ Für seine Premiere als Einzelaussteller sei es schon ein gewisser Vorteil gewesen, dass der Schauraum eine überschaubare Fläche biete, „die man auch mit Anstand füllen kann“.

Das klingt so vorsichtig und zurückhaltend wie der Titel seiner Schau. Was er denn zu zeigen gedenke, wurde Möller vor seiner Verpflichtung für den zweiten Teil des „Schauraum“- Sommerspezial von Kurator Jan Ratschat gefragt. „Nun, ja, ein bisschen mit Holz und so“, hatte Möller bescheiden geantwortet. So ist er nun mal.

Dabei kann sich wahrhaft sehen lassen, was er für seine Präsentation in Harburg zusammengetragen hat. Dazu gehören Fotos, Zeichnungen, Holzobjekte und Installationen, insgesamt 13 Arbeiten aus den vergangenen vier Jahren. Die sind nicht nur erfrischend vielfältig, sie stecken zudem voller Fantasie, Finesse und hintergründigem Humor.

Die Installation „Ein alter Mann ist kein D-Zug“ will Möller auch als Hommage an seinen Großvater Johann Vicktor verstanden wissen. Der habe ihn schon als kleinen Jungen fürs Basteln begeistert und in gewisser Weise seine kreative Neugier auf den Umgang mit verschiedenen Werkstoffen beflügelt. Nicht ganz überraschend thront deshalb auf einem filigran anmutenden Podest aus feinen Holzleisten von Silvesterraketen über einem kleinen Schwarz-Weiß-Foto von Opa Johann das Modell eines eleganten Motorflugzeugs.

Verspielt wirken auch die zehn Holzhäuschen auf rustikalen Birkensockeln, die den Namen „Woodstuecke“ tragen. Ebenso wie die kleine Holzhütte aus Resten alter Obstkisten, die „Haus mit Hühnern“ heißt, obwohl nicht ein Stück Federvieh zu sehen ist. „Soll sich jeder seinen eigenen Reim drauf machen“, sagt Möller, der die Interpretation seiner Werke lieber dem Betrachter überlässt.

In den vergangenen Jahren hat sich Möller verstärkt der Fotografie zugewandt: „Das mag wohl auch daran liegen, dass ich lange Zeit Fotobände für einen Verlag in Göttingen gestaltet habe.“ Dabei lernte er auch den amerikanischen Pop-Art-Künstler Jim Dine kennen, der sich genreübergreifend unter anderem als Maler, Grafiker, Bildhauer, Lyriker und Fotograf einen Namen machte. „Er hat mich mit seinen Werken sehr inspiriert, vor allem mit seinen Fotos“, so Möller. Der zuletzt auch ein eigenes Buch zum Thema Fußball produzierte.

Für Claas Möller ist der Streifzug durch die Kunstgattungen auch willkommene Abwechslung vom Alltag als Grafiker. „Da hockst du ja zumeist stundenlang vor dem Rechner und starrst in einen Screen“, sagt er. Natürlich finde er es nach wie vor reizvoll, durch die Auswahl und die spezielle Anordnung von Fotos, Texten und anderen grafischen Elementen Büchern und Katalogen eine ganz eigene „Handschrift“ zu verpassen. „Aber das tue ich eben vorrangig mit Tastatur und Maus.“ Weshalb es ihn immer wieder vom Büro in Winterhude in seine kleine Kellerwerkstatt in St. Georg zieht. Wo er dann ganz haptisch „mit ein bisschen Holz und so“ seine anderen Kunstwerke entstehen lässt. Mit der Platzierung der letzten Exponate im Schauraum ist auch etwas die Anspannung gewichen. Nur seinem vierbeinigen Gefährten Luke ist die ganze Sache noch nicht ganz geheuer. Aufgeregt wuselt der zweijährige Golden Doodle durch die Ausstellung. Ein beißfestes Stück Holz zum Apportieren konnte er nicht finden. Zum Glück – dann können die Besucher ja kommen.

„ein bisschen holz und so“, Fotos, Zeichnungen, Holzobjekte und Installationen von Claas Möller im Schauraum, Schwarzenbergstraße 42. Eröffnung: Fr., 1.8., 19 Uhr. Öffnungszeiten: Sa./So., 2./3. 8., und Sa./So., 9./10.8., jeweils 12 bis 18 Uhr. Eintritt frei. Alle Exponate können käuflich erworben werden.