Generationswechsel beim GBV am Freudenthalweg. Am 23. und 24. August können Besucher den Verein bei Musik, Tanz und Flohmarkt kennenlernen

Harburg . Mit milden Temperaturen hatten der zurückliegende Winter und das Frühjahr den meisten Pflanzen gut getan. Und so konnten sich die Mitglieder des Gartenbauvereins „GBV Wilstorf von 1924“ bereits über gute Ernteerträge freuen, die ihnen ihre Obstbäume, Sträucher und die Gemüsebeete bislang einbrachten. „Nach der Kirschernte werden nun auch schon die Zwetschgen reif, gut vier Wochen früher als in den Vorjahren“, sagt Christel Thiel, eine von acht Aktiven aus dem Festausschuss-Team.

Ja, richtig, dieses Jahr sind die Kleingärtner vom GBV Wilstorf auf ihren 110 Parzellen nicht nur mit Rasenmähen und der Pflege von Obst- und Ziergewächsen beschäftigt, sondern auch mit der Vorbereitung eines großen Fests. Am Sonnabend und Sonntag, 23. und 24. August, soll das 90-jährige Bestehen des Vereins gefeiert werden. Die letzte große Feier war das 70-jährige Bestehen vor 20 Jahren. Damals schrieben noch Hamburgs früherer Umweltsenator Fritz Vahrenholt und Harburgs früherer Bezirksamtsleiter Michael Ulrich ihre Grußworte in die Vereins-Festschrift.

Diesmal werden in der Festschrift vermutlich Funktionäre vom Hamburger Landesbund der Gartenfreunde zu Wort kommen, erklärt der Vereinsvorsitzende Hans-Ulrich Brückner. Die Vereinsgründung vor 90 Jahren erfolgte in einer Zeit allgemeiner wirtschaftlicher Not, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. Die Mitglieder des Gartenbauvereins sollten die Möglichkeit bekommen, mit dem Anbau von Kartoffeln, Gemüse und Obst oder auch dem Halten von ein paar Kaninchen und Hühnern sich selbst zu versorgen. Im Land herrschte ansonsten hohe Arbeitslosigkeit und im Laden waren Lebensmittel kaum bezahlbar.

Auch heute wird im Gartenbauverein an der sogenannten Drittelteilung der Parzellen festgehalten. Das bedeutet, dass ein Drittel der zwischen 300 und 450 Quadratmeter großen Parzellen für den Anbau von Obst und Gemüse genutzt werden sollte, ein Drittel für Ziergewächse wie Blumen und Rasen und ein Drittel der Fläche für die Gartenlaube und die Wege. Die meisten der Lauben sind inzwischen sogenannte Typenlauben, maximale Größe 24 Quadratmeter. Und seit mehreren Jahren ist - wie bei anderen Kleingartenvereinen - auch beim GBV Wilstorf von 1924 ein deutlicher Trend erkennbar: Immer mehr junge Familien suchen nach einer Parzelle mit Laube. Nils Uttecht (36), Beisitzer im Vorstand und seit fünf Jahren im Verein, hält seinen fünf Jahre alten Sohn Paul an der Hand. „Wir verbringen den ganzen Sommer im Garten“, sagt er, „es gibt nichts Schöneres, insbesondere für die Kinder. Und wenn ich im Freundeskreis nachfrage, ist die Ansage eindeutig, dass Kleingärten für viele absolut hip sind.“

Auch bei sommerlichen Temperaturen macht das Gärtnern Spaß. Zum Pflichtprogramm gehört das Rasenmähen. Peter Neumann pflegt seine Parzelle bereits seit zwölf Jahren. „Ich freue mich auf die Jubiläumsfeier“, sagt er. Aber er freut sich auch über die bereits gute Ernte dieses Jahr. Was über war, haben Freunde bekommen.

Vorstand Hans-Ulrich Brückner spricht von einem Generationswechsel, der sich seit einigen Jahren vollzieht. „Viele ältere Mitglieder müssen aus Alters- oder Gesundheitsgründen ihre Parzelle aufgeben. Wie hatten dieses Jahr bereits zehn Austritte, so viel wie noch nie zuvor. Dafür rücken dann zum Glück wieder junge Familien mit Kindern nach.“ Und der Landesbund der Gartenfreunde in Hamburg ist den Kaufinteressenten mit zinslosen Darlehen behilflich. Für die Übernahme von Typenlaube und der Gartenbepflanzung sind je nach Zustand im Durchschnitt zwischen 1000 und 3000 Euro zu bezahlen. Die Gartenparzellen sind zwischen 300 und 450 Quadratmeter groß. Danach richtet sich auch die Jahrespacht: Etwa 30 Cent pro Quadratmeter. Nils Uttecht: „Die Kleingartennutzung ist supergünstig. Wir bezahlen für unsere Parzelle etwa 250 Euro pro Jahr, einschließlich Versicherung und Wasserverbrauch.“

Nach den Worten von Vorstand Hans-Ulrich Brückner sind derzeit sieben Parzellen frei. Die Angebote hängen an den Schautafeln neben den Wegen. Der GBV Wilstorf hat seinen Hauptzugang zum Vereinshaus am Freudenthalweg, gegenüber Hausnummer 44/46. Er ist gewissermaßen der südlichste Kleingartenverein am Rand der Außenmühle. Die Größe des Gesamtgeländes zählt gut 47.000 Quadratmeter. Daneben gibt es noch über die Zufahrt Am Mühlenfeld die Kleingartenvereine „Am Stadtpark von 1928“, „Phoenix-Harburg“ und „Mühlenfeld“.

„Wir wollen zum 90-jährigen Bestehen ein schönes Fest feiern“, sagt Christel Thiel. Und mit ihrem Festausschuss- Team hat sie bereits für das Wochenende am 23. und 24. August einen Programmplan vorgelegt. Thiel: „Am Sonnabend geben wir ab 11 Uhr einen Empfang für geladene Gäste im Vereinshaus. Unter anderem werden Vertreter des Landesbunds erwartet. Am Abend soll mit Musik, Tanz und Unterhaltung gefeiert werden. Ein Magier zeigt seine Zauberkunststücke. Besucher wie auch Vereinsmitglieder müssen einen Beitrag für die Teilnahme am Fest bezahlen. Am Sonntag beginnt um 10 Uhr ein Flohmarkt, an dem ebenfalls Nicht-Mitglieder des Vereins teilnehmen können. Ab 11 Uhr musiziert eine Jazzband auf dem Kinderspielplatz. Dort wird auch gegrillt. Neben dem Kinderspielplatz ist als ökologische Bereicherung auch ein Haus für Fledermäuse und Insekten eingerichtet. Der GBV Wilstorf ist bei Wettbewerben bereits mehrfach ausgezeichnet worden