Historische Einsatzfahrzeuge sind zu wertvollen Raritäten geworden. Zum Jubiläum konnten sie bestaunt werden

Harburg. Vielen älteren Besuchern, die Sonnabendvormittag über den Harburger Rathausplatz schlenderten, kamen beim Anblick der 16 zum Teil schon recht betagten Einsatzfahrzeuge des Roten Kreuzes Erinnerungen an zurückliegende Jahrzehnte. „Da konnte man noch selbst den Motor reparieren, wenn er mal nicht mehr wollte“, meinte einer der Passanten beim Blick auf den Opel Olympia-Rettungswagen von 1958. Und auch Hamburgs für Rettungsdienste zuständiger Innensenator Michael Neumann, der zur Teilnahme an der Oldtimer-Parade von Harburg nach Winsen eingeladen war, klopfte mehreren Oldies anerkennend aufs Blech, bevor er sich selbst ans Steuer eines VW T2-Krankenwagens, Baujahr 1968, aus dem Fahrzeugbestand des DRK-Kreisverbandes Hamburg-Harburg setzte.

Anlass der Oldtimer-Kolonnenfahrt von Harburg nach Winsen ist das gemeinsame 125-jährige Bestehen der beiden DRK-Kreisverbände Hamburg-Harburg und Harburg-Land, das dieses Jahr mit zahlreichen Jubiläumsveranstaltungen gefeiert wird. Um für die Parade eine größere Anzahl alter Einsatzfahrzeuge zusammen zu bekommen, mussten die Organisatoren ihre Suchanfragen sogar über die Grenzen Deutschlands hinaus stellen. Aus den Niederlanden kamen zwei Rot-Kreuz-Teams mit einem Citroën hy, Baujahr 1980, und einem Ford Transit, Baujahr 1971. Eigentlich wollten die Niederländer auch noch mit einem sehr seltenen Willys Jeep-Krankenwagen von 1956 an der Jubiläumsfahrt teilnehmen. Das Fahrzeug musste allerdings wegen einer Panne zu Hause bleiben.

Aus Deutschland hatte Konrad Neuner aus Hersbruck bei Nürnberg mit dem Opel Kapitän Krankenwagen von 1956 die weiteste Anreise. Um das seltene Stück zu schonen, wurde es per Transporter nach Hamburg geschafft. Neuner sagt: „Die Firma Miessen in Bonn hat damals nur acht der Opel Kapitän-Krankenwagen gebaut. Dieses Fahrzeug ist als einziges erhalten geblieben.“ Ebenfalls selten und kostbar ist der Opel Olympia Krankenwagen von 1958 aus Greiz oder auch ein Ford G3-Krankenwagen, Baujahr 1955. Aber nicht nur die alten Autos waren zur Feier des Tages fein herausgeputzt. Auch die Rot Kreuzler präsentierten sich in historischen Uniformen und Schwesterntrachten. Harald Krüger, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Hamburg-Harburg hatte sich nach Fotovorlage eine Uniform aus grauer Schurwolle maßschneidern lassen. Mütze, Kragenspiegel, Knöpfe und der Gürtel waren original von 1907. Das DRK in Harburg war am Sonnabend, 26. Juli, auf den Tag genau vor 125 Jahren, im Jahr 1889, zunächst als Vaterländischer Frauenverein vom Rothen Kreuz gegründet worden. Die Männer kamen 1907 als „Harburger Sanitätskolonne“ hinzu.

Auf dem Schloßplatz in Winsen wurden die Oldtimer und ihre Fahrer von etwa 100 Besuchern bestaunt. Dort wurde auch die heutige Einsatz- und Rettungstechnik demonstriert. Und Zuschauer konnten sich an einer Ersten Hilfe-Übung beteiligen. Eine Wiederbelebung wurde geprobt, bis Sanitäter und Notarzt kamen.