450 Jahre altes Kleinod auf dem Gut Holm erstrahlt in neuem Glanz. 200.000 Euro wurden in die Sanierung investiert

Holm. Man kann es kaum glauben: Fast 450 Jahre alt ist die Holmer Gutskapelle, ein kleiner Fachwerkbau mit rotem Ziegeldach und Glockentürmchen. Dass der Bau jetzt im neuen Glanz erstrahlt, ist das Ergebnis der Restaurierungsarbeiten, die ein ganzes Jahr gedauert haben. Der kleinen Kirche ist nicht mehr anzusehen, dass Fenster zugemauert, die Bodenschwelle und Teile des Fachwerks vermodert waren. Nur die dicke Holztür mit den massiven Nägeln, und der eiserne Schlüssel, mit dem Jürgen und Anne Kohrs, die Senioren des Gutes Holm, aufschließen, lassen erahnen, wie alt die Kapelle wirklich ist.

Dabei musste die Kirche einiges mitmachen, wurde zuletzt sogar durch einen Balken gestützt, um nicht einzustürzen. Besonders hatte dem Bauwerk zugesetzt, dass vor etwa 100 Jahren an der Rückseite eine Remise angebaut worden war und zwischen Alt- und Neubau sich die Feuchtigkeit ausbreiten konnte. Davon ist nach Austausch einigen Gebälks nun nichts mehr zu sehen. Dafür kommen andere Dinge zum Vorschein: „Diese Haken da sehe ich gerade zum ersten Mal“, staunt Friedrich Kohrs, Inhaber des Guts Holm. Architekt Gunnar Schulze vermutet, dass daran zum Beispiel Leitern aufgehängt wurden.

Gut erhalten war dagegen das Fundament aus Natursteinen. Wie tief es gründet, bleibt unbekannt. „Nach anderthalb Metern haben wir aufgehört zu graben“, sagt Schulze. Hier war alles in Ordnung. Beim Wiederaufbau kamen soweit wie möglich die ursprünglichen Materialen zum Einsatz, so wurden die neuen Balken nicht verschraubt, sondern mit dicken Holznägeln verbunden. Nur, wo es die Statik erforderte, wurden Schrauben verwendet. Einzelne Ziegelsteine mussten nachgebrannt werden, ebenso wurden einige Bleiglaselemente für die Fenster neu angefertigt. Das zugemauerte Fenster an der Nordseite wurde wieder geöffnet. Die Fensterrahmen sind nun wieder naturbelassen und nicht mehr weiß angestrichen. Überhaupt wurde darauf verzichtet, die ersetzten Fachwerk- und Dachbalken den vorhandenen farblich anzugleichen: „Das geschieht durch die Witterung von ganz allein“, sagt Schulze.

Dass zwischen Dach und Grundmauern nach wie vor ein umlaufender Spalt klafft, ist gewollt. Dadurch wird die Kapelle gut belüftet. Zum Bedauern der Gutsbesitzer musste allerdings der Weinstock an der Außenmauer entfernt werden. Auch das Dach, das zuletzt in den 1980er-Jahren repariert worden war, erhielt an der Nordseite neue Ziegel. Neu mit Schiefer verkleidet wurde auch der Glockenturm. Er erhielt zudem neue Schallluken, die zwei Funktionen erfüllen müssen: Den Klang der Glocke hinaus- und keine Vögel als Untermieter hineinlassen.

Vollkommen neu sind dagegen die Außenillumination – „davon musste ich meine Eltern erst überzeugen“, sagt Friedrich Kohrs dazu – sowie Dachrinnen und Fallrohre. Ein paar moderne Komponenten mussten es doch sein. Auch im Innenraum der Kapelle: Hier gibt es ebenfalls neue Beleuchtung und einen frischen Anstrich. Das Altarbild und die Inneneinrichtung war für die Arbeiten ausgelagern worden, der Altar selbst wurde zum Schutz eingehaust. Die unteren hölzernen Stufen zur Kanzel mussten ersetzt werden, auch die Kanzel selbst hatte Risse. Der schönste Deckenbalken, verziert mit Schnitzereien, ist zugleich der älteste: Um ihn zu erhalten, erhielt er ein Innenleben aus Stahl.

Die Kapelle hat Platz für etwa 150 Personen, einige davon können auf der Empore Platz nehmen. Den alleinigen Anspruch auf die sogenannte Prieche – die verandaartig abgeteilten vorderen seitlichen Bänke – erheben die Inhaber heute nicht mehr, so wie es noch in Adelskreisen übrig war. Familie Kohrs bewohnt das Gut erst seit 1939. Man kann die kleine Kirche für Hochzeiten, Taufen und Gedenkfeiern buchen, die Kirchengemeinde Holm-Seppensen feiert hier regelmäßig Gottesdienste. Zuletzt vor zwei Wochen, als die Wiedereröffnung mit mehr als 200 Gästen stattfand, die somit gar nicht alle in der Kapelle Platz hatten. Auch Musikveranstaltungen gibt es ab und zu.

Bei den Unterstützern will sich Familie Kohrs mit einem Sommerfest bedanken

Dass das Kirchlein überhaupt so aufwendig saniert werden konnte, machten zahlreiche Unterstützer möglich. Immerhin wurden mehr als 200.000 Euro fällig. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und weitere Stiftungen, die Kirchengemeinde Holm-Seppensen, der Geschichts- und Museumverein Buchholz, die Klosterkammer Hannover, der Landkreis Harburg, das Landesamt für Geoinformation und Landenwicklung, die Stadt und der Ortsrat brachten etwa 70 Prozent der Kosten auf. Mit den Arbeiten waren vorwiegend Unternehmen aus der Region beauftragt. Bei den Unterstützern will sich Familie Kohrs noch mit einem Sommerfest bedanken, denn in gemeinsamem Engagement ist es nun gelungen, die Kapelle auch für die kommenden Jahrzehnte – oder gar Jahrhunderte – zu erhalten. Und zu nutzen.

Buchungsanfragen unter susanne.kohrs@web.de