Bei einem Infoabend im Jesteburger Heimathaus wurde der modifizierte Entwurf präsentiert – nicht jeder war begeistert

Jesteburg. Das Thema polarisiert in Jesteburg. Seit Jahren gibt es mitten im Ortkern eine Brachfläche, die im Dornröschenschlaf liegt. Das Clement’sche Grundstück ist eine rund 2600 Quadratmeter großen Fläche, auf der im westlichen Bereich das denkmalgeschützte Försterhaus steht. Die Gemeinde hat diesen Teil des Grundstücks verkauft, ein Gastronom will das marode Fachwerkgebäude zu einem Restaurant umbauen. Doch was passiert mit dem Rest der Fläche? Dazu hatte am Donnerstagabend Samtgemeindebürgermeister Hans-Heinrich Höper zu einem Infoabend ins Heimathaus eingeladen. Das Interesse der Jesteburger an dieser Frage ist offenbar sehr groß, denn rund 80 Einwohner waren gekommen und wollten sich auf den neusten Stand der Planung bringen lassen.

Schon im Mai hatte es einen ersten Infoabend zu den neusten Entwicklungen in Sachen neue Ortsmitte gegeben. Auf der östlichen Fläche möchte Ole Bernatzki, der in Jesteburg den Ambulanten Hauspflegedienst AHD leitet, ein Gesundheitszentrum eröffnen. Dazu hatte er Axel Brauer, Architekt aus Itzenbüttel, mit ins Boot geholt, und von ihm für das Gelände einen Bau planen lassen. Nach der Vorstellung des ersten Bauentwurfs im Mai hatten Bürger Einwände vorgebracht, die in den zweiten Entwurf, der am Donnerstag vorgestellt wurde, einflossen.

Kritisiert worden war, dass der Neubau zu massiv und beherrschend sei. Im zweiten Entwurf gestaltete der Architekt deshalb Staffelgeschosse, die den Bau jetzt auflockern. Außerdem wurde die Länge des Gebäudes um 14 Meter reduziert, aktuell ist es in einer Größe von 26 mal 38 Meter geplant. Außerdem wurde ein Lichthof ins Gebäude eingefügt, der viel Helligkeit ins Innere lässt. Weiterhin hatten sich die Bürger Sorgen darum gemacht. dass die Grünfläche zwischen dem Försterhaus und dem Neubau zu klein sei, im zweiten Entwurf zeigt sie sich vergrößert.

Nach der neuesten Planung soll im Erdgeschoss nicht nur der Hauspflegedienst einziehen, sondern auch eine Apotheke und eine ärztliche Gemeinschaftspraxis. In den Geschossen darüber ist Platz für Büros, kleine Ladenflächen, außerdem sollen wenigstens neun seniorengerechte Wohnungen entstehen. Sollte das Gesundheitszentrum gebaut werden, rechnet Architekt Brauer mit Kosten von rund 4,2 Millionen Euro.

Vor der Präsentation am Donnerstagabend hatte Stefan Röhr-Kramer, der maßgeblich für das Konzept „Masterplan Ortsmitte“ in Jesteburg verantwortlich ist, den überarbeiteten Entwurf geprüft: „Es ist jetzt passend zu unserem Masterplan“, beschied er. Röhr-Kramer fungierte bei der öffentlichen Vorstellung im Heimathaus auch als Moderator. Seiner überlegten und klugen Moderation ist es zu verdanken, dass der Abend nicht eskalierte, denn die anschließende Diskussion machte schnell klar: Es ziehen sich Gräben durch die Jesteburger Bevölkerung. Während Samtgemeindebürgermeister Hans-Heinrich Höper mehrmals betonte, dass es sich bei der Präsentation lediglich um einen Vorschlag handele, den er zur Diskussion stellen wolle, hatten offenbar mehrere Anwesende das Kind schon mit dem Bade ausgeschüttet, bevor es überhaupt im Wasser war. Kritiker witterten Mauschelei und prangerten eine fehlende Ausschreibung des Projekts an, worauf Höper noch einmal betonte, dass es kein konkretes Bauvorhaben seitens der Gemeinde gebe, sondern lediglich den Vorschlag eines interessierten Investors, nämlich Bernatzki mit seinem Pflegedienst. „Wenn morgen jemand anders mit einem weiteren Vorschlag ankommt, dann sind wir auch dafür offen.“

Auch die Kehrtwende – von kleinteiligen Ladeneinheiten hin zu einem massiven Gebäude – schmeckte nicht jedem. Eine Dame aus dem Publikum wies in diesem Zusammenhang noch einmal darauf hin, dass Kleinteiligkeit zwar schön und romantisch, für einen Ladeninhaber aber nicht finanzierbar sei. Pflegedienstbetreiber Ole Bernatzki erinnerte außerdem an den steigenden Bedarf in Jesteburg nach Anbietern aus dem Medizinsektor. „Wir haben Ärzte, die überlegen, von hier wegzugehen, weil ihre bestehenden Räumlichkeiten nicht mehr ausreichend sind.“ Er sieht sein Vorhaben als Chance für Jesteburg, sich als Medizin-Zentrum zu etablieren. Die Diskussion geht weiter. Auf ihrer Internetseite hat die Gemeinde ein Forum eingerichtet, in dem Bürger Kritik und Anregungen äußern können. Nach den Sommerferien könnte das Projekt konkret werden, dann will der Gemeinderat darüber abstimmen, ob das Gesundheitszentrum gebaut wird.