Patientenbeauftragter der Bundesregierung Karl-Josef Laumann (CDU) sprach in Buchholz mit Vertretern der Branche

Buchholz. Vor 20 Jahren wurde in Deutschland die Pflegeversicherung eingeführt. Viele Details sind seitdem unverändert geblieben, obwohl es in vielen Bereichen Anpassungsbedarf gibt. Sei es beim Personalschlüssel, sei es bei der Bewertung der Pflegebedürftigkeit, sei es bei der Abrechnung von Leistungen. „Die Pflege ist in den letzten Jahren zu kurz gekommen“, sagt Karl-Josef Laumann (CDU), Patientenbeauftragter der Bundesregierung, Ex-Sozialminister in NRW und Vorsitzender des sozialen Flügels der Christdemokraten (CDA). Er war zu Besuch in Buchholz, um mit Mitarbeitern der Pflege über deren Arbeitsalltag zu sprechen. Sein Besuch, begleitet vom CDU-Bundestagsabgeordneten Michael Grosse-Brömer und CDA-Kreisvorstand Wolfgang Petermann gab den Vertretern aus der Pflegebranche, die zum Treffen eingeladen waren, Zuversicht.

Im Gesundheitswesen hätten zuletzt vor allem Ärzte profitiert – auf Kosten des Pflegepersonals, das mit Stellenabbau, Arbeitsverdichtung, geteilte Arbeitsdienste, Teilzeit und Gehaltseinbußen zu kämpfen habe. „Es gibt regionale Unterschiede beim Gehalt bis 500 Euro“, so Laumann. Zur Aufklärung und Bereinigung dieser Missstände habe er eine Studie in Auftrag gegeben.

Die Pflegereform, die die Bundesregierung in zwei Stufen zum 1. Januar 2015 auf den Weg bringt, bedeute eine Beitragserhöhung um 0,5 Prozentpunkte. „Das wird bisher von niemandem kritisiert. Das zeigt: Es sind weit mehr Menschen vom Thema betroffen als man denkt.“ Durch das „1. Pflegestärkungsgesetz“ sollen die Leistungen für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen ausgeweitet und die Zahl der Betreuungskräfte in stationären Einrichtungen erhöht werden. Zwei Jahre später sollen mit dem „2. Pflegestärkungsgesetz“ neue Pflegebedürftigkeitsbegriffe und ein neues Begutachtungsverfahren eingeführt werden. Damit wird behoben, dass bei der Einstufung Demenz kaum berücksichtigt werde. Eine Herausforderung sei dagegen die Nachwuchsgewinnung für die Pflegeberufe.

Geteilte Dienste sind für die Mitarbeiter problematisch

Es gehe dabei nicht allein um die Bezahlung, sondern auch um Arbeitszeiten und Familienfreundlichkeit. So würden etliche Pflegedienste inzwischen im MDK, dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen, arbeiten. Die wiederum brauchen jede Menge Mitarbeiter, um die vorgesehenen regelmäßigen Kontrollen der Pflegeeinrichtungen und Einstufungen der Pflegebedürftigkeit bei den Patienten durchführen zu können.

Aus der Praxis berichteten Klaus Nickel und Ute Renken von der Diakonie, dass geteilte Dienste – ein paar Stunden morgens, ein paar Stunden am Nachmittag – für die Mitarbeiter problematisch seien. Nickel sieht zudem die Unterschiede zwischen Bundesländern kritisch, organisatorisch wie bei den Kosten. „Wenn der ambulante Dienst im ländlichen Raum zu weite Wege zurücklegen muss, ist eine stationäre Pflege am Ende sogar günstiger.“

Eine gute Nachricht konnte Laumann den Vertretern der Pflegedienste mitgeben: Die Dokumentation soll vereinfacht werden, indem nur noch Auffälligkeiten erfasst werden, der Normalfall aber nicht mehr. „So eine Chance hat es noch nie gegeben“, betonte Laumann. „Was wir dadurch gewinnen, muss dann aber auch bei Patienten und Mitarbeitern ankommen“, wünschte sich Nickel. Auch über eine andere Aufgabenverteilung müsse diskutiert werden. „Das ist richtig: Die Aufteilung in Pflegetätigkeiten und Betreuungstätigkeiten sollte aufgehoben werden“, sagte Laumann, bevor er aufbrach, um sich noch die Krankenpflegeschule in Buchholz anzuschauen.