Angehörige müssen zukünftig nach St. Georg. Bezirksamt und pflegende Institutionen waren offenbar nicht informiert

Harburg. Zum September dieses Jahres soll die Betreuungsstelle Harburg mit ihren sieben Mitarbeitern an der Neuen Straße 17 geschlossen werden. Eine neue Beratungsstelle soll in Harburg nicht eröffnet werden. Entschieden hat das das Gesundheitsdezernat des Bezirks Altona, zuständig für die Betreuungsstellen in den sieben Bezirken. Die Altonaer Bezirksversammlung hat der Drucksache zugestimmt.

Die Harburger Betreuungsstelle soll in der Innenstadt am Steindamm ihre Arbeit wieder aufnehmen, dann als Betreuungsstelle für Harburg und Bergedorf fungieren. Die Betreuungsstelle für den Bezirk Mitte, bislang am Steindamm ansässig, wird an den Winterhuder Weg verlegt. Harburger, die sich künftig darüber informieren wollen, welche Vollmachten sie für kranke oder alte Angehörige brauchen, wenn die ihre Entscheidungen nicht mehr selbst treffen können, müssen Ab September zum Steindamm fahren. Ratsuchende aus dem Bezirk Mitte müssen künftig zum Winterhuder Weg, um sich beraten zu lassen. Rund 1000 Menschen suchten bislang pro Jahr die Betreuungsstelle an der Neuen Straße auf.

Brit-Meike Fischer-Pinz, CDU-Abgeordnete der Bezirksversammlung Harburg und Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, damit auch beruflich mit dem komplexen Thema befasst, hält diesen Umzug für unsinnig. „Ich bin zudem überrascht, dass der Bezirk Altona, obgleich inhaltlich nicht betroffen, eine diesbezügliche Drucksache vorliegen hat, und dass die praktischen Entscheidungen, wie beispielsweise die Kündigung von Mietverträgen bereits vor Monaten getroffen worden sind“, sagt sie. Die Drucksache ist auf den 9. Juli datiert. Die Bezirksversammlung Harburg war in die Entscheidung nicht involviert.

„Zahlreiche Institutionen, die mit der Betreuung befasst sind, wie Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Vereine in Harburg wurden nicht über die beabsichtigten Maßnahmen informiert. Niemandem erschließt sich der Sinn, dass eine Harburger Dienststelle in die Innenstadt verlegt wird“, sagt Fischer-Pinz, die sich bei der Bezirkswahl im Mai zum ersten Mal für ein Mandat in der Bezirksversammlung beworben hatte. Diese Entscheidung bringe, so die Abgeordnete weiter, erhebliche Verschlechterungen für die betroffenen Bürger. Vorteile hingegen seien nicht zu erkennen oder nachvollziehbar.

Die Arbeit der sieben Mitarbeiter der Harburger Betreuungsstelle beinhaltet nicht nur die beratende Tätigkeit in der Betreuungsstelle selbst. Sie machen auch Hausbesuche in den Pflegeeinrichtungen, die in der Regel für Harburger Angehörige auch in Harburg liegen. Künftig müssten sie also vom Steindamm nach Harburg fahren, um im Bezirk ein Pflegeheim aufzusuchen. „Ich appelliere dringend an die zuständigen Dienststellen, die Maßnahme zurück zu stellen und für den Erhalt einer voll funktionsfähigen Betreuungsstelle in Harburg Sorge zu tragen“, sagt Brit-Meike Fischer-Pinz. Die CDU-Abgeordnete und ihre Fraktionskollegin Dr. Antje Jäger haben zu dem Thema eine Anfrage an die Bezirksverwaltung gestellt. Sie wollen darin unter anderem wissen, ob der Bezirksamtsleiter oder das Bezirksamt von diesen Plänen unterrichtet war, und ob die Verwaltung eine Stellungnahme dazu abgegeben hat. Ebenso wollen sie von der Verwaltung im Harburger Rathaus wissen, ob dort bekannt ist, dass der Mietvertrag an der Neuen Straße bereits gekündigt ist und warum die Harburger Bezirksversammlung von diesem Vorgang bislang noch nicht offiziell unterrichtet wurde. „Wir werden, wenn es erforderlich ist, noch in der Sommerpause einen Dringlichkeitsantrag einreichen, der dann im Hauptausschuss für die Bezirksversammlung erörtert und beschlossen werden könnte“, sagt Fischer-Pinz.

Harburgs Bezirksamtsleiter, Thomas Völsch (SPD) sagt: „Uns liegt in der Verwaltung die Anhörungsdrucksache zu der Verlegung vor. Dazu werden wir jetzt eine fachliche Stellungnahme abgeben. Dann geht der Vorgang nach der Sommerpause in die Bezirksversammlung.“ Darüber, dass die Mietvertrage bereits gekündigt seien, sei er nicht informiert worden, so der Bezirksamtsleiter. „Ich hatte in Altona nachgefragt, ob der Vorgang eilt. Dort teilte man mir mit, dass es Zeit bis nach der Sommerpause hat“, sagt Völsch. Er machte aber machte auch deutlich, dass eine ablehnende Stellungnahme aus Harburg für Altona nicht bindend sei. Völsch: „Man muss ehrlicherweise auch sagen, dass die meisten Beratungen in den Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen erfolgen. Die wenigsten kommen in die Neue Straße.“ Für die Harburger sei der Wegzug der Betreuungsstelle weniger ein Verlust als für die Mitarbeiter, so Völsch.