Zum Jubiläum pilgern die Mitglieder der St.-Andreas-Gemeinde von Ashausen nach Pattensen

Ashausen. Als Paul Tschritter zum wöchentlichen Konfirmandenunterricht musste, brauchte er viel Zeit. Der Weg von Ashausen zur Kirche in Pattensen war gut und gerne sechs Kilometer lang. Immerhin war es ein gutes Dutzend Jugendlicher, dass sich Woche für Woche zum Unterricht auf den Weg machten. Immerhin: Einige hatten ein Fahrrad. „Wir haben uns abgewechselt. Einer ist 400 Meter gefahren, hat dann auf die anderen gewartet, dann wurde getauscht“, sagt Tschritter, der heute 80 Jahre alt ist. Obwohl er als Flüchtlingskind aus Westpreußen kam, war er in die Gemeinschaft aufgenommen worden. Wie es früher so üblich war, nach einigen anständigen Raufereien. Dass die Bauernkinder privilegiert waren, lag auf der Hand: Gegen Lebensmittel ließ sich so manches eintauschen. Eben auch Fahrräder. Und „Sonntagskleidung“.

Der Weg zur Kirche – außer zum Konfirmandenunterricht auch sonntags zum Gottesdienst, der Pastor musste die Teilnahme per Unterschrift bestätigen – war zwar nicht sehr beschwerlich, es ging durch Wald und Wiesen. „Doch es war eine zusätzliche Belastung neben Schule, Erntehilfe und Hofarbeit“, sagt Paul Tschritter. Man habe sich aber keine großen Gedanken darüber gemacht, „es war einfach so, wie es war“. Immerhin: Zu seiner eigenen Konfirmation durfte er bei einem Bauern auf der Kutsche mitfahren. Das war 1949. Zur Pattenser Gemeinde gehörten auch die Ortschaften Ohlendorf, Luhdorf, Roydorf und Wulfsen – von dort aus musste Paul Tschritters Ehefrau Ella sich auf den Weg machen.

„Erst im November 1964 bekam Ashausen seine eigene Kirche“, sagt Pastorin Anja Kleinschmidt. Noch einmal fünf Jahre vergingen, bis in dem Ort eine eigene Kirchengemeinde gegründet wurde. Die heißt St. Andreas, während die Pattenser Gemeinde den Namen St. Gertrud trägt. An die alte Zeit erinnern in Ashausen noch ein paar Grabplatten, die in die Mauer der St.-Andreas-Kirche eingearbeitet wurden. „Anlässlich unseres Jubiläums wollen wir an diesem Sonntag nach dem Gottesdienst nach Pattensen pilgern, so wie früher“, sagt die Pastorin. Auf halber Strecke spielt der Posaunenchor und es gibt eine Erfrischung. In Pattensen angekommen, steht noch eine Kirchenführung an.

Paul Tschritter ist seiner Kirche trotz der Fußwege treu geblieben, zunächst im Jugendbund, später im Posaunenchor. Bis heute ist er als ehrenamtlicher Mitarbeiter tätig. Klar, dass er am Sonntag mitwandert. So wie früher.

Sonntag, 20. Juli, St. Andreas Ashausen, 10 Uhr Gottesdienst, 11 Uhr Wanderung, Kirchenführung in Pattensen. Rückweg 14.30 Uhr, bei Bedarf Fahrdienst