Seit 25 Jahren sucht die Siedlungsgemeinschaft nach Lösungen und kommt mit Behörden und Verbänden nicht weiter

Harburg. Noch bis Ende des Monats liegen in Bezirksämtern und Wasserbehörden die Karten künftiger für das Stadtgebiet festgelegter Überschwemmungsgebiete an Fluss- und Bachläufen aus, wozu Bürger Stellungnahmen abgeben können. In gewisser Weise leben auch die Bewohner des Siedlungsgebiets von Neuland nicht nur in einem Siedlungsgebiet sondern auch in einem Überschwemmungsgebiet. Und das sogar schon seit mehr als 25 Jahren, weil bei starken Regenfällen das Wasser aus den Gräben in nicht ausreichendem Maße zu einem Sammelbecken, dem Brack, und einer Pumpstation, dem Schöpfwerk, am Neuländer Hauptdeich abfließen kann. Diese Situation ist weder im Sinne der mehr als 70 Mitglieder zählenden Siedlungsgemeinschaft noch des zuständigen Bezirksamts Harburg oder auch des Hamburger Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG). Aber eine technische Lösung des Grabenproblems ist bei Verhandlungen der Beteiligten in all den Jahren nicht zu Stande gekommen.

Jetzt haben die Siedler dem Bezirk eine sogenannte Bypass-Lösung für eine Grabenverbindung über ihr Vereinshausgelände zwischen Fuldastieggraben und Leinestieggraben vorgeschlagen, damit das sich stauende Wasser des Fuldastieggrabens zu dem nicht überschwemmten Leinestieggraben abfließen kann. Sascha Wentland: „Den Antrag für den Bypass-Bau müsste der für den Betrieb des Grabensystems zuständige Schleusenverband beim Bezirksamt stellen. Aber der Verband sagt uns, er sei für das Entkrauten der Gräben zuständig aber nicht für den Bau neuer Gräben. So kommen wir einfach nicht weiter.“

Dass es Kommunikationsschwierigkeiten zwischen der Siedlungsgemeinschaft und dem Schleusenverband geben könnte, gibt Gerrald Boekhoff, beim Bezirksamt zuständiger Leiter im „Management des öffentlichen Raumes“, zu bedenken. Boekhoff zeigt grundsätzlich Interesse an der Prüfung des Bypass-Angebots. Aber Boekhoff sagt auch: „Das Neuländer Grabensystem ist nach den wasserrechtlichen Richtlinien gebaut und wir sind vom Schleusenverband nicht aufgefordert worden, eine neue Grabenverbindung zu schaffen. In dem Fall müsste zuvor auch das Niveau der Grabensohlen von Fuldastieg und Leinestieg genau vermessen werden. Sonst besteht die Gefahr, dass der Leinestieggraben – sofern er höher liegt – den Fuldastieggraben nicht entlastet sondern zusätzlich überschwemmt. Daran hat niemand Interesse.“

Harburgs Bezirksamtsleiter Thomas Völsch hat in einem Schreiben an die Siedlungsgemeinschaft mitgeteilt: „Das Bezirksamt Harburg kann hier, wenn gewünscht, zu einem Termin einladen, um die Gespräche zwischen der Siedlungsgemeinschaft und dem Neuländer Schleusenverband voran zu treiben.“ Und es gibt noch ein weiteres Angebot, Bedenken der Siedlungsgemeinschaft gegenüber der vorhandenen technischen Ausstattung der Wasserstandsregelung zu zerstreuen. Fachleute vom Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer sollen die Siedler zu einem Besichtigungstermin des Schöpfwerks einladen, dessen Pumpleistung verstärkt worden ist. Hinzu kommt, dass die Regelung des Stauwehrs am Brack automatisiert werden soll.

Boekhoff: „Was die Wasserstandshöhe in den Gräben angeht, gibt es unterschiedliche Interessen, beispielsweise die der Landwirtschaft. Hier liegt die Regelung beim Schleusenverband. Ich muss mich darauf verlassen, was an Stellungnahmen zu Technik und Betrieb von Fachleuten abgegeben wird. Dazu zählt auch, dass die gesteigerte Leistung der beiden Schöpfwerkspumpen ausreicht, um auch bei Hochwasser der Elbe von mehr als 7,50 Meter über Normalnull das das Grabensystem der Neuländer Siedlung in den Fluss zu entwässern.“

Werner Hartlev, Ehrenvorsitzender der Siedlungsgemeinschaft, sagt, es seien 1989 beim Bau des Fuldastieggrabens in dessen nördlichen Abschnitt Fehler gemacht worden. Um das Einsickern von Fließsand zu verhindern sei der Graben auf einer Länge von 150 Metern mit Folien ausgelegt worden, darauf eine Packung Gestein. Hartlev: „Das Ganze stellt sich seitdem wie eine Bergkuppe dar. Aus dem Süden des Fuldastieggrabens kommt das Wasser da kaum rüber, und wir haben dort die hohen Wasserstände. Bei mehreren Häusern drückt das hohe Oberflächenwasser dann durch die Fundamente.“