Innenarchitektin Kathrin Mielke schuf neues Zimmer im Harburger Hospiz – inspiriert von sehr persönlichen Erfahrungen

Harburg. In schwerer Zeit, als die Ehefrau und Mutter unheilbar krank wurde und eineinhalb Jahre später starb, hat die Familie fest zusammengehalten. Und so war, trotz vieler schmerzhafter Erfahrungen, der Lebensweg der Harburger Physiotherapeutin Kristin Mielke, die nur 52 Jahre alt wurde und im Kreis der engsten Angehörigen starb, nicht von Trauer, sondern von Fröhlichkeit geprägt – bis zuletzt. „Wir haben jeden verbleibenden Tag zum schönsten Tag ihres Lebens gemacht“, sagt die Tochter Kathrin Mielke, „und ich habe durch intensive Gespräche mit meiner Mutter viel über das Leben, über Krankheit und das Abschiednehmen gelernt. Abschied nehmen tut weh, aber es tut auch gut, zu erfahren, dass vom Sterbenden letztlich der Tod als Erlösung empfunden wird.“

Kathrin Mielke, ihr Vater und ihre beiden jüngeren Geschwister hatten bei der Betreuung Unterstützung durch das Palliativteam des Deutschen Roten Kreuzes in Harburg. Der DRK-Kreisverband Hamburg-Harburg steckte zu der Zeit bereits in den Bauvorbereitungen für das Hospiz am Blättnerring in Langenbek. Und so kam es, dass Kathrin Mielke, die in Hamburg Innenarchitektur studiert und mit ihrer Freundin und Kommilitonin Marie Christen das Innenarchitekturbüro „Nude“ gegründet hatte, auch in Teilen an der Gestaltung des Hospizes mitwirken konnte – ehrenamtlich. Die Auswahl von Materialien und Farben zählen dazu oder auch die Tisch-Möblierung des Gemeinschaftsraumes.

Die aufwendigste Arbeit steckt allerdings in der Gestaltung des kürzlich fertiggestellten und eingeweihten Raums der Stille. Kunsttischler Martyn Parish hat dafür mehr als 150 hölzerne Lamellen an einer zentralen Achse zu einem gebogenen Dach geformt. Licht schimmert durch die Zwischenräume der Lamellen. Unter dem beschützenden Dach spürt der Betrachter, dass es darüber weiter geht. Es wird nicht dunkel sondern hell. Kathrin Mielke: „Wenn ich gedanklich abschalten und zur Ruhe kommen möchte, stelle ich mir vor, auf einer grünen Wiese unter dem Blätterdach eines Baumes zu liegen und hinauf zum Himmel zu schauen. Im Raum der Stille ist nun eine ähnliche Atmosphäre entstanden.“

Menschen reagieren mit fast all ihren Sinnen auf Raumgestaltung, stellt die Innenarchitektin fest. Bei der Unterhaltung mit ihrer Mutter hatte sie viel über Eindrücke und Wahrnehmungen in Erfahrung gebracht. „Die Auswahl an Farben und Materialien oder auch die Wahl der Möblierung sind entscheidend, ob sich Menschen in einem Raum wohl fühlen oder nicht“, sagt sie. Mit ihrem Innenarchitekturbüro Nude-design (Nude steht für unverhüllt aber auch für natürlich und doch exklusiv) möchte sie nun in Richtung „Sinnliche Architektur“ steuern und Räume für Hospize, Krankenhäuser oder auch Schulen und Kindergärten gestalten. „Wir haben mit unserer kleinen Start-up-Firma bereits die Einrichtung für Ladengeschäfte oder auch Messestände entworfen. Mit sinnlicher Architektur, die wir in Zukunft anstreben möchten, hatten unsere bisherigen Aufträge wenig zu tun“, bekennt sie.

Zur Inneneinrichtung des Harburger Hospizes zählt die besonders gestaltete Form der Tisch-Möblierung im Gemeinschaftsraum. Der Tisch besteht aus vielen Einzelelementen, die alle keinen rechten Winkel haben, von Kunsttischler Martyn Parish aus unterschiedlichen Hölzern gefertigt wurden und somit den Benutzern immer wieder neue Eindrücke vermitteln. Kathrin Mielke: „Auch das ist eine Erfahrung aus den Gesprächen mit meiner Mutter. Es geht darum, jeden Tag etwas Schönes zu erleben und möglichst in Erinnerung zu behalten. Dazu zählen gelegentlich auch Kleinigkeiten wie beispielsweise die geänderte Form des Tisches oder die Art seiner Holzoberfläche.“

Für die Familie war es wichtig, dass die Mutter und Ehefrau bis zuletzt am Leben teilnehmen konnte. „Wir haben nur positive Erfahrungen gesammelt“, sagt Kathrin Mielke.