Jimmy Cornett ist als Musiker viel unterwegs und hat seine Heimat südlich der Elbe gefunden

Harburg. Mittwoch Abend das neue Album zum Kopierwerk geschickt, Freitag den Bandbus gestartet, Sonnabend Auftritt am Sachsenring beim Moto GP und Sonntag auf St. Pauli: Jimmy Cornett ist ständig unterwegs und wenn nicht von Ort zu Ort, dann im übertragenen Sinn, denn auch musikalisch ist der Harburger auf einer Reise, deren Ende nicht abzusehen ist. Eigentlich ist nicht einmal die Richtung vorauszusehen.

„Wenn man erst mal die Scheuklappen eines Genres ablegt, gibt es soviel gute Musik, von der man sich beeinflussen lassen kann. Da ist alles möglich“, sagt Cornett. Alles mögliche spielt er allerdings nicht. Seine Wurzeln im Rock 'n' Roll, Blues und Country hört man Cornetts Musik immer noch an und wird dies wohl auch weiterhin können. „Aber ich experimentiere schon, sonst bleibt man stehen“, sagt er. „Ein Stück des neuen Albums habe ich zum Beispiel einem Goa-DJ gegeben, damit der ein bisschen damit spielen kann. Der Remix von Red Light ist hammergeil geworden.“

Jimmy Cornett ist im ländlichen Westfalen aufgewachsen. Harte Arbeit und bescheidene Verhältnisse bestimmten seine Jugend. Als 16-jähriger lieh er sich die Gitarre der Nachbarstochter. „Das war so ein schönes Instrument und sie wollte es nicht spielen. Ich habe das nicht verstanden.“ Er brachte sich das Spielen selbst bei – bis sein Vater dahinter kam. Der vertrat die Meinung, dass man sich nichts von anderen leihen sollte. Jimmy musste die Gitarre zurückgeben. Monate später schenkte sein Vater ihm dann ein Instrument aus dem Versandhauskatalog.

„Ich habe dann angefangen, mit meinem besten Schulkumpel zusammen zu spielen. Er am Schlagzeug und ich mit Gitarre und Gesang. Wir haben Rockabilly-Klassiker rauf und runter gespielt“, erinnert sich Jimmy Cornett. Rockabilly blieb auch lange seine Richtung – nicht nur als Musiker, auch als Fan. „Die Szene ist eine eingeschworene Gemeinschaft, in der niemand fallen gelassen wird. Das hat mir gut getan.“

Irgendwann war Jimmy Cornett musikalisch allerdings so weit, dass er die engen Grenzen des Genres verlassen wollte und dies auch tat. Mittlerweile war er nach Hamburg gezogen und in Harburg heimisch geworden. Mit der Band „Boygroupkillers“ wirbelte Jimmy Cornett das erste Mal Staub auf. In dieser zeit warf er auch seinen Job hin. „Ich hatte Krankenpfleger gelernt, musste wegen eines Unfalls aber umschulen und war dann Versicherungskaufmann. Irgendwann hatte ich ein Motivationsgespräch mit meinem Vorgesetzten. Dabei wurde mir klar, dass die Werte der Branche nicht meine waren.“

Von der Musik leben konnte er zunächst nicht. Nur wenige können das jemals. Er jobbte im Hafen, in Kneipen. Daneben spielte er – und schrieb Songs. 2006 brachte er sein Album „Rythm of Hells – Songs of Angels – History“ heraus, auf dem er sich mit Geschichten und Legenden rund um die Hell’s Angels auseinandersetzte. „Das haben viele Leute bis heute nicht richtig verstanden“, sagt er. „Das war ein Album über die Angels, nicht für sie. Ich habe mich nicht in den Dienst des Clubs gestellt oder gar an sie herangeschmissen. Es gibt einiges an den Angels, was ich schätze – und einiges, womit ich echte Probleme habe.“

In Bikerkreisen ist Jimmy Cornett seitdem ein gefragter Musiker – ob solo, oder mit seiner Band „The Deadmen“. Er wirkt dort authentisch, weil er auch selbst Motorrad fährt. „Die besten Songs entstehen beim Motorradfahren oder direkt auf der Bühne“, sagt er.

Über das Motorradfahren bekam er auch die Gelegenheit, für kleines Geld ein hochklassiges Video für den Titelsongs des neuen Albums zu drehen: Drehbuchautor Uli Bree, er schreibt sonst Wiener Tatorte, teilt Jimmys Leidenschaft für die britische Bike-Marke Triumph – und kennt Gott und die Welt. Er sprach Motorradtuner aus dem ganzen deutschsprachigen Raum an und bot ihnen die Möglichkeit, sich mit ihrer Version einer Triumph Scrambler im Video zu präsentieren. Heraus kamen eine Dreh-Woche auf Sizilien und ein kleiner Road-Movie in zwei Versionen. „Ich bin da mit Leuten zusammen gefahren, die als Aktive echte Motorradsportlegenden waren, wie Dirk Oehlerking oder Katja Poensgen“, sagt Jimmy. „Die haben mir noch einiges beigebracht.“

Bei soviel Promis um sich herum will Jimmy Cornett eines aber nicht: Abheben. Er sucht Erdung und findet sie in verschiedenen Formen. „Harburg erdet mich“, sagt er. „Das ist ein ehrlicher Ort mit ehrlichen Leuten, die einem auch gerne die Meinung sagen, wenn man komisch wird. Außerdem erdet mich mein fester Sonntag im Irish Pub auf dem Kiez. Da muss ich mich nämlich jede Woche neu beweisen, weil der Laden wenig Stammpublikum hat. Ich kann von einem umjubelten Auftritt woanders kommen, und muss dort trotzdem wieder alles geben.“ Letztlich hält ihn auch sein kleiner Sohn am Boden. Cornett erzieht ihn im Wechsel mit der Mutter.

Am 29. August kommt das neue Album auf den Markt. Von der ersten Idee bis jetzt hat es zwei Jahre gebraucht. Eine richtige Veröffentlichungsparty soll es nicht geben, aber am 6. September spielen Jimmy Cornett and the Deadmen in der Jesteburger Mojo’s Lounge beim Bluesfest.