Niedersachsens Ministerpräsident zeichnet in der Empore Buchholz 72 Menschen für ihr Engagement aus

Buchholz. Er war „total überrascht“. Gunter Heise hatte zwar eine Einladung zum Tag der Ehrenamtlichen bekommen, nebst Programm und Mittagessen. Doch was dann kam, ahnte der Fachreferatsleiter einer Krankenkasse nicht. Er erhielt, direkt aus der Hand der Niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil, eine Auszeichnung. Vor allem für sein inzwischen 34jähriges Engagement bei der Niederdeutschen Bühne Buchholz. Noch dazu war es ein Heimspiel für Heise. Denn die Truppe spielt in der Empore in Buchholz, wohin am Sonnabend geladen war. Heise, der nicht nur als Schauspieler aktiv ist, sondern Stücke schreibt, inszeniert und am Bühnenbild baut, will zwar künftig aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten, arbeitet aber schon wieder an einem halbstündigen Komödienprogramm.

Der 62-Jährige gehörte zu den 72 Geehrten, die von Weil und den drei Ministern Cornelia Rundt (Soziales), Christian Meyer (Landwirtschaft) und Peter-Jürgen Schneider (Finanzen) ausgezeichnet wurden. Statt einer zentralen Veranstaltung hat sich das Land entschieden, jährlich ehrenamtlich aktive Menschen aus einem ehemaligen Regierungsbezirk einzuladen. Dieses Mal war die Region Lüneburg an der Reihe. Die Kandidaten hatten die Gemeinden und Kreise ausgesucht. Insgesamt kamen mit den Familienangehörigen 160 Gäste in die Empore.

Die Arbeit, die die sieben Geehrten aus dem Kreis Harburg geleistet haben, beschreibt dabei stellvertretend auch die Tätigkeiten aller 72 Gäste. So leitet Regina Voßberg den Mittagstisch in der Katholischen St. Petrus-Gemeinde in Buchholz, engagiert sich Elisabeth Henze beim Roten Kreuz in Toppenstedt, Thomas Löprich in Wulfsen für Menschen mit Autismus oder Kai von Thienen für den Sport in Buchholz und die Koordination der Termine der Nordheidehalle. Hans-Heinrich Wolfes hat schon acht Bücher über Jesteburg geschrieben und Günter Thiele ist seit 41 Jahren Kassenwart bei der Freiwilligen Feuerwehr in Ehestorf-Alvesen. Ohnehin gehörten viele Feuerwehrleute, teils in Uniform, zu den Geehrten.

Insgesamt 41 Prozent der Niedersachsen engagieren sich ehrenamtlich. „Das sind 2,8 Millionen Menschen“, sagte Ministerpräsident Weil in seiner Rede. „Wir wünschen uns, dass es künftig noch mehr von ihnen geben wird.“ Für den Wunsch nannte der Regierungschefs vor allem zwei Gründe.

Zunächst würde ohne das Ehrenamt nach seiner Auffassung eine andere Gesellschaft entstehen. „Bei der Kinder- und Seniorenbetreuung müssten wir Abstriche machen und Sportvereine, ein kulturelles Angebot, das Rettungswesen, den Brandschutz oder den Umweltschutz gäbe es nicht und wohl auch keine Politik. Denn die meisten Politiker nehmen ihre Aufgabe allenfalls mit einer kleinen Aufwandsentschädigung wahr“, sagte Weil. Zudem sei wissenschaftlich erwiesen, dass Menschen, die ihr Leben nicht nur auf persönliche Befindlichkeiten ausrichteten, glücklicher seien als andere. „Sie tun sich mit dem Ehrenamt also selbst etwas Gutes.“ Fazit von Weil: „Das Leben in einer Gesellschaft, in der man füreinander eintritt, sich Mühe um den anderen gibt, ist noch schöner als Fußball-Weltmeister zu werden.“

Auch Gunter Heise kümmert sich wieder. Er bereitet das Weihnachtsmärchen „Schneewittchen und die Sieben Zwerge“ vor. Zehn Veranstaltungen wird es geben in der Empore. Heise bleibt im Aufwind. Er spielt den König.