1,4 Millionen Euro hatte der Bezirk für den Umbau geplant. Jetzt sind die Kosten auf das Doppelte gestiegen

Harburg. Die Pläne für den Umbau der Jägerstraße und der Vogteistraße werden erst mal auf Eis gelegt. Wie jetzt bekannt wurde, liegen die Baukosten weit über dem, was bislang für den Umbau eingeplant war. Das teilte Bezirksamtsleiter Thomas Völsch (SPD) in einer turnusgemäßen Runde mit den Fraktionschefs der Bezirksversammlung Harburg mit.

Ursprünglich waren für die baulichen Veränderungen der beiden Straßen, die die bestehende Tempo 30 Zone stärken sollten, rund 1,4 Millionen Euro eingeplant. Das beauftragt Ingenieurbüro kam jetzt, nach genauer Aufstellung der Kosten für die einzelnen Posten aber auf einen Gesamtpreis von 2,8 Millionen Euro. „Und das dürfte, nach meiner Erfahrung, auch noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Denn in der Regel kommen bei solchen Bauvorhaben eher weitere Kosten hinzu“, so SPD-Fraktionschef Jürgen Heimath.

In dem Bereich der beiden Straßen sollte durch bauliche Veränderungen sicher gestellt werden, dass die Autofahrer das vorgeschriebene Tempolimit auch einhalten. Es sollten Querungshilfen für Fußgänger angelegt, Straßeninseln gebaut werden. Die Bushalte-Buchten sollten zurück gebaut werden, damit die Busse an den Haltepunkten auf der Straße stehen bleiben.

Durch das Anlegen von Parkplätzen, Grünzügen und weiteren Querungshilfen sollte die Durchfahrtbreite in der Jägerstraße auf 6,50 Meter begrenzt werden. Die Pläne waren einstimmig in der alten Bezirksversammlung beschlossen worden. Baustart sollte bereits im Herbst sein. Und die Bauarbeiten sollten dann voraussichtlich im Jahr 2017 abgeschlossen werden.

Die Fraktionschefs jedenfalls haben das Projekt erst mal gestoppt. „So etwas können wir nicht am Tisch entscheiden. Das muss noch einmal in den Fraktionen und den entsprechenden Ausschüssen beraten werden“, sagte Ralf-Dieter Fischer, CDU-Fraktionschef. Mit einem Baustart im Herbst ist jetzt also nicht zu rechnen. „Wann wir das überhaupt ausschreiben lassen können und in welcher Form, steht jetzt ohnehin in den Sternen“, macht Fischer der Bürgerinitiative Jägerstraße/Vogteistraße wenig Hoffnung. Seit Jahren kämpft die Bürgerinitiative gegen die aus ihrer Sicht unerträglichen Verkehr in den beiden Straßen – zu viele Lkw und zu viele Autofahrer, die das Tempo 30 Schild missachteten.

Der Beschluss, zusätzlich zum Tempolimit auch bauliche Veränderungen vorzunehmen, war der Versuch des Bezirks, mit den Anwohnern, insbesondere auch mit der Bürgerinitiative eine von allen Seiten akzeptierte Lösung für das Verkehrsproblem zu finden (das Abendblatt berichtete mehrfach).

Die Bezirksversammlung und die Ausschüsse haben sich noch nicht konstituiert. Das heißt, eine entsprechende Entscheidung darüber, wie das Projekt etappenweise geplant werden könnte oder ob es jetzt gänzlich in der Schublade verschwinden wird, fällt nicht vor Herbst. Entschieden haben sich die Fraktionsspitzen jetzt lediglich dazu, mit der ebenfalls geplanten Fahrbahndecken-Sanierung der Vogtei zu beginnen. „Ich habe mir das dort angesehen. Das muss jetzt passieren“, so Heimath.

Der Etat des Bezirks für Straßenbauprojekte liegt jährlich bei 1,4 Millionen Euro. „Man hat uns am Donnerstagabend auch versichert, dass diese Bauvorhaben nicht günstiger zu haben sind. Wir müssen jetzt noch mal gründlich beraten. Denn wir können nicht mit einer Maßnahme uns blockieren und den Harburgern in anderen Stadtteilen zumuten, dass bei ihnen vor der Haustür erst mal gar nichts passieren kann, weil der Bezirk kein Geld mehr hat“, so Ralf-Dieter Fischer. Aus seiner Sicht, so Fischers Kollege und künftiger Koalitionspartner, Jürgen Heimath, wäre ein Durchziehen dieses Projekts geradezu „unverantwortlich allen anderen Harburgern gegenüber“.

Nach SPD und CDU ist auch die Linke der Überzeugung, dass angesichts dieser neuen Zahlen noch ein mal beraten werden müsse, so der stellvertretende Fraktionschef der Linken, Jörn Lohmann. Er hatte Sabine Boeddinghaus bei der Gesprächsrunde am Donnerstag vertreten. Britta Herrmann, Fraktionschefin der Grünen, war am Freitag nicht erreichbar.

Herrmanns neue Fraktionskollegin, Isabel Wiest, wollte sich gegenüber dem Abendblatt nicht äußern. Wiest ist eine der Anwohner, und Wiest war jahrelang Frontfrau und Sprecherin der Bürgerinitiative. Sie habe, so Wiest, das Amt der Sprecherin an Christiane Rose abgegeben, um mit ihrem Mandat nicht in Gewissenskonflikt zu kommen. „Ich kann es nicht glauben, dass es eine solche Entscheidung gibt, und die uns versprochenen Baumaßnahmen jetzt doch nicht beginnen sollen“, sagte sie dem Abendblatt.

Wie die Grünen jetzt aber intern mit dem Thema umgehen wollen, dürfte spannend werden. Isabel Wiest jedenfalls ist dafür bekannt, dass sie sich vehement für die Belange der Anwohner an der Jägerstraße und Vogteistraße einsetzt.