Bunte-Gruppe weiht neue Anlage ein. Führungen für Bürger nach der Sommerpause. Kein Bebauungsplan für das Gewerbegebiet Osterwiesen

Winsen. Der Asphalt aus dem Probebetrieb ebnet bereits die Fläche unter dem neue Werk. So konnten die knapp 100 Gäste der Papenburger Bunte-Gruppe am Mittwoch ihre Autos bequem parken. Winsens Superintendent Christian Berndt segnete die Besucher und das Werk in einem auf dem Hof aufgebauten weißen Partyzelt und wünschte dem „imposanten Bau“ in Anlehnung an die Bergpredigt auf „Fels gegründet zu sein“. Dazu Kaiserwetter und mit Manfred Wendt ein gut gelaunter Bunte-Chef, der die 240 Kilometer von der Firmenzentrale in Papenburg in gut zwei Stunden bewältigt hatte. „72 Kilometer davon auf der von uns ausgebauten A1 zwischen Bremen und Hamburg“, wie er anmerkte. Ihr Start ins Winsener Gewerbegebiet Osterwiesen ist der Unternehmens-Gruppe aus dem Emslands gelungen.

„Wir sind in Winsen mit offenen Armen empfang worden und auch Christian Berndt hat sich ohne Zögern bereit erklärt, die Anlagen einzuweihen“, sagte Wendt. Die Bitte um „Gottes Beistand“ für die Arbeit bei der Asphaltproduktion hat bei Bunte Tradition. „Unsere Werke haben zwar eine katholische Seele. Aber mit dieser evangelischen Einweihung wird sich bereichert“, so der Manager. Für Bunte sind die fünf Millionen, mit denen das Werk errichtet wurden, die größte Einzelinvestition des Jahres. Mit Innovationen in der Filter- und Brennstofftechnik würden die von der Gewerbeaufsicht in Lüneburg kontrollierten Grenzwerte für Lärm, Feinstaub und Geruch um ein bis zwei Drittel unterschritten.

Bunte will künftig noch eine Niederlassung in Winsen errichten

Die Papenburger sehen in der Region um Hamburg einen hohen Bedarf im Straßenneubau und bei der Sanierung. So wird von ihnen derzeit Flüsterasphalt auf der A1 am Horster Dreieck verlegt. Zudem hat Wendt einen 3,5 Millionen Euro schwere Auftrag von der Stadt Winsen. Es geht um die Erschließung des Gewerbegebiets in Luhdorf. Geplant ist zudem, neben dem Werk auch eine Niederlassung in der Kreisstadt zu errichten.

Kein Wunder, dass sich Winsens Bürgermeister André Wiese darüber freut. „Es ist eine gute Nachricht, wenn jemand investiert, Arbeitsplätze schaffen und Steuern zahlen will“, sagte der CDU-Politiker. Solche Ansiedlungen seien aber nicht unumstritten, es seien auch hier Fragen aufgetaucht, etwa nach den Emissionen. „Es ist jetzt unsere Aufgabe, den Menschen diese Sorgen zu nehmen.“

In der Tat hatten am Dienstagabend Bürger im Planungsausschuss der Stadt Messungen von Feinstaub jetzt und während des laufenden Betriebs des Werks gefordert. „Wir sind wegen der sauberen Luft hierher gezogen, in der auch unsere Kinder aufwachsen sollen“, hieß es. Nun sei es schwer, die neue Lage einzuschätzen. Für diese Kritiker aber auch alle interessierten Bürger wird Bunte nach der Sommerpause Führungen auf dem Gelände anbieten. Die Stadt werde die Termine rechtzeitig bekannt geben, versicherte Wiese. Für die Ansiedlung des Werkes an den Osterwiesen hatte Bunte allein die Genehmigung der Gewerbeaufsicht nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz einholen müssen.

Das wird auch künftig so bleiben. Das steht nach einer Kampfabstimmung im Planungsausschuss über die Zukunft des Gewerbegebiets fest. Erhard Schäfer (Grüne) hatte darauf verwiesen, dass es für den Bereich „nie einen Bebauungsplan gegeben hat“. Dies wollte Schäfer zusammen mit Matthias Hüte (Freie Winsener) und der SPD nachholen. Hüte setzte sich für den Bebauungsplan als Steuerungsinstrument ein und bekam Rückendeckung vom Ausschussvorsitzenden Klaus-Dieter Petersen (SPD). „Was tun wir, wenn sich ein Speditionsbetrieb mit 250 Lkw ansiedelt?“, fragte Petersen. „Man muss dem von Schäfer eingebrachten Antrag zustimmen.“

Grüne, SPD und Freie Winsener verlieren Kampfabstimmung im Ausschuss

Die CDU und Ottmar Frey (Winsener Liste/FDP) sahen das jedoch nicht so. Rolf Gevers (CDU) verwies auf die hohen Kosten für neue Bebauungspläne. Hier rechnet die Verwaltung mit bis zu 200.000 Euro. „Ein solches Vorgehen hat dabei Verhinderungscharakter und als Stadt muss unser Denken darauf gerichtet sein, Gewerbe anzuziehen“, sagte er. Außerdem müssten die Pläne bei jeder neuen Investition wieder geändert werden. Die Regeln im Baugesetz hält die CDU für ausreichend, um bei Projekten eingreifen zu können. Da half auch der Appell von Schäfer nichts. Er hatte noch kurz vor der Abstimmung gefordert, endlich „den Mut aufzubringen“ die Bebauung in dem Gewerbegebiet zu steuern.

Schließlich wurde Schäfers Antrag mit den Stimmen von CDU und Frey abgelehnt. Ergebnis: 5:4. Deutlich knapper als der Sieg der Deutschen gegen Brasilien wenige Stunden später. Das 7:1 war für Bürgermeister und Fußball-Fan Wiese der zweite Grund, an diesem Vormittag richtig gut gelaunt zu sein.