Eine Glosse von Rainer Burmeister

Über Rotlicht-Sünder im Verkehr (nein, nicht die auf St. Pauli) kann man sich herrlich aufregen. Wer bei angeblich „Spätgelb” noch über die Kreuzung brettert, hat – um es im Fußball-Jargon zu sagen – gewiss die Rote Karte verdient. Aber Grünsünder, die den Start verpassen, gehen mir auch ganz schön auf den Keks.

Nach einer von mir in jahrelanger Verhaltensforschung erstellten Übersicht lassen sich im Kreis Pinneberg folgende Charaktere unterscheiden:

Typ I – oft mit auswärtigem Kennzeichen – nutzt die Rotphase, um sich per Landkarte oder Navi-Beobachtung zu orientieren. Das Grünsignal registriert er, oft erst nach Anhupung, um dann bei „Fastgelb“ noch als einziger den Start zu schaffen.

Typ II ist oft weiblich, aber das ist ein Vorurteil. Rollt so gemächlich auf die noch grün zeigende Ampel zu, dass diese auf Rotlicht wechselt. In der Wartezeit wird dann so lange in einer der Handtaschen oder anderen Behältern gewühlt, dass „Neugrün“ leider verpasst wird.

Typ III ist Opfer des Herdentriebs. Steht auf zwei oder dreispuriger Straße vor der rot zeigenden Ampel. Bleibt bei Grün stehen, weil die nebenan auch nicht losfahren. Reagiert auf Hupsignal von hinten oft im Team mit den benachbarten Schlafmützen erst mit bedauerndem Handzeichen, statt gleich Gas zu geben. Dadurch kommen wieder drei Fahrzeuge weniger über die Kreuzung.

Typ „Schlaaand“ tritt nur alle zwei Jahre bei EM oder WM auf. Hat entweder im überflaggten oder schwarz-rot-gold beklebten Auto keine Ampelsicht oder ist wegen des nächtlichen Fußball-Konsums eingedöst. Bei Weckrufen per Hupe greift er zur Stadion-Tröte und röhrt zurück.