Heute bleibt im Kreistag ein Stuhl leer – für die Nachfolgersuche ist es kurz nach dem Tod des CDU-Politikers zu früh

Seevetal. Auch am Tag nach dem Bekanntwerden des plötzlichen Todes von Norbert Böhlke sind die Menschen aus seinem Umfeld fassungslos. Der aus Meckelfeld stammende CDU-Politiker war am Sonnabend nach kurzer schwerer Krankheit gestorben. Böhlke war Abgeordneter im niedersächsischen Landtag, im Kreistag, im Seevetaler Gemeinderat und im Meckelfelder Ortsrat. Im Landtag war er gesundheits- und sozialpolitischer Sprecher der Fraktion. Im Kreistag leitete er als Ratsvorsitzender die Sitzungen und repräsentierte den Landkreis nach außen als stellvertretender Landrat. Im Seevetaler Gemeinderat hatte er den Vorsitz im Jugend-, Senioren- und Sozialausschuss, war Mitglied im Umwelt- und Planungsausschuss sowie im Verwaltungsausschuss.

„Wir sind fassungslos und unendlich traurig“, teilte Björn Thümler, Vorsitzender der CDU-Fraktion im niedersächsischen Landtag, gestern mit. „Unser tiefes Mitgefühl, unsere Gedanken und Anteilnahme gelten seiner Frau, seinen Kindern und der gesamten Familie sowie seinen vielen Freunden. Wir trauern um einen liebenswerten Kollegen, der nicht nur in der CDU-Fraktion für seinen ruhigen und freundlichen Charakter geschätzt wurde. Seine entgegenkommende Art und seine sachliche Einschätzung – auch in hitzigen Debatten – werden wir in der CDU-Fraktion, im parlamentarischen Alltag und im zwischenmenschlichen Zusammensein sehr vermissen. Wir haben einen guten Freund verloren.“

Wer das Landtagsmandat von Böhlke, der seit 2003 und davor von 1990 bis 1994 dem Landtag angehört hatte, übernimmt, steht noch nicht fest. Wie der Fraktionssprecher Eike Frenzel auf Anfrage mitteilte, sind die drei Nächstplatzierten auf der Landesliste zur Landtagswahl von 2013 der ehemalige Kultusminister Bernd Althusmann (Wahlkreis Lüneburg), der ehemalige Innenminister Uwe Schünemann (Wahlkreis Holzminden) sowie Heidemarie Mundlos (Wahlkreis Braunschweig). Gegen Althusmann als Nachrücker spricht jedoch, dass er seit seinem Ausscheiden aus dem Landtag für die Konrad-Adenauer-Stiftung in Namibia tätig ist und somit nicht den erforderlichen Wohnsitz in Niedersachsen nachweisen kann. Somit ist der Landkreis Harburg künftig nur noch mit zwei Abgeordneten in Hannover vertreten.

„Ich bin tief bestürzt über den plötzlichen Tod von Norbert Böhlke“, teilte Landrat Joachim Bordt mit. „Der Landkreis Harburg verliert mit Norbert Böhlke einen seiner besten Fürsprecher. Seit 1986 war Norbert Böhlke Kreistagsabgeordneter des Landkreises Harburg, Vorsitzender des Kreistages und stellvertretender Landrat. Er hat unsere Debatten mit seinem ausgleichenden Charakter, mit seiner klaren Führung und seinem augenzwinkernden Humor geprägt. Einer seiner Herzenswünsche waren plattdeutsche Kreistagssitzungen. Für unsere morgige Sitzung hatten wir das längst wieder geplant. Doch nun muss dieser Kreistag ohne ihn stattfinden, sein Stuhl bleibt leer.“

Die heutige Kreistagssitzung dürfte ohne ihren Vorsitzenden und Stellvertretenden Landrat alles andere als leicht für die Abgeordneten werden. Wer für Norbert Böhlke als Vorsitzender des Gremiums, als Abgeordneter und als Ausschussmitglied nachrückt, wird in einer späteren Sitzung entschieden werden müssen. Rein formal geht es auch hier nach dem nächstbesten Wahlergebnis im Wahlkreis Seevetal. Die Leitung der heutigen Sitzung übernimmt der Stellvertretende Vorsitzende Udo Heitmann (SPD), der zu Beginn der Sitzung zu einer Schweigeminute für Norbert Böhlke aufrufen wird.

Seevetals Bürgermeisterin Martina Oertzen würdigte Norbert Böhlke als engagierten Politker auf allen Ebenen. „Er war in allen Themem ‚drin‘, weil er überall dabei war. Er konnte Menschen verbinden, sie an einen Tisch holen, sie mitnehmen – und stets auf konstruktive Weise.“ Er habe die Gemeinde Seevetal aktiv mitgestaltet. „Ich habe ihm auch persönlich viel zu verdanken. Ohne ihn würde ich heute nicht hier sitzen“, sagte Oertzen. 1996 habe Norbert Böhlke sie ermuntert in die CDU einzutreten und 2001 dazu, für den Kreistag zu kandidieren. „Über die Partei hinaus sind wir gute Freunde geworden.“ Sie sei fassungslos darüber, dass zwischen Bekanntwerden und Tod Böhlkes nur wenige Tage gelegen hätten. Dass er vor zehn Tagen die Teilnahme an der Jubiläumsfeier des MTV Ramelsloh kurzfristig abgesagt hatte, sei untypisch für ihn gewesen. „Er hinterlässt eine unendliche Lücke. Meine Gedanken sind bei seiner Familie, bei seiner Frau Sabine und den Kindern“, sagte Martina Oertzen.