Grundschule Vahrendorf feiert 50. Geburtstag mit einem Sommerfest. Erinnerungen an alte Zeiten wurden wach

Vahrendorf . Sie hießen Heike, Ellen, Marianne oder auch Brunhilt und Gunde. Sie hießen Rainer, Bernd und Hans – und sie drückten vor mehr als 50 Jahren als kleine Steppkes die Schulbänke in der Grundschule Vahrendorf. Ihre Zeugnisse, Aufsätze und Bilder und Klassenfotos erzählen vom Schulalltag aus Zeiten, in denen Kinder noch keinen Gameboy hatten und Fernsehen guckten, als die Ranzen noch aus hartem Leder genäht wurden und in den Schultüten außer Anspitzer und Füller nur Obst war.

Wie Kinder vor mehr als einem halben Jahrhundert zur Schule gingen, welche Zensuren sie bekamen und wie der Alltag damals aussah, das konnten die Gäste beim großen Jubiläums-Sommerfest in der Grundschule Vahrendorf, die vor 50 Jahren in das neu erbaute Gebäude am Ehestorfer Weg eingezogen war, aus der Nähe sehen. Vorher war die Dorfschule in dem alten Schulhaus am Museumsweg untergebracht, in Rosengarten war Vahrendorf eins der wenigen Dörfer, in denen es eine Mittelpunktschule gab, in die auch die Hauptschüler gingen. Zum Ende der 60er-Jahre wurde der Hauptschulzweig geschlossen und nach Nenndorf verlagert.

Dank der großen Unterstützung vieler Eltern war das Sommerfest eine runde Sache: auf den Grills brutzelten Fleisch und Würstchen, der selbst gebackene Kuchen fand reißenden Absatz und bei dem sonnigen Wetter waren vor allem kühle Getränke heiß begehrt. Außerdem hatten die Kinder ein Bühnenprogramm mit einem bunten Mix aus Theater, Volkstanz, Flötenspiel und Liedern vorbereitet, das von den zahlreichen Gästen mit begeistertem Applaus belohnt wurde. Viele nutzten zwischendurch die Gelegenheit, schlenderten durch die Grundschule und begutachteten die Ausstellung „50 Jahre Schule – Schule gestern und heute“, die Schüler, Lehrer, Elternrat und Förderverein gemeinsam auf die Beine gestellt hatten.

An langen Wäscheleinen aufgehängt, reihten sich die Klassenfotos aus 50 Jahren aneinander. So mancher Gast fand sich darauf verewigt, viele Erinnerungen an alte Mitschüler und Lehrerinnen wurden dabei wieder wach. Weiterhin konnte man auf alten Zeugnissen nachlesen, wie sich die Kinder früher so gemacht hatten. Ein Klassenraum war mit historischen Schulmöbeln eingerichtet, sogar ein kleiner Metallofen stand neben der Tafel und zeugte von alten Zeiten. Ein Klassenraum weiter durften die Besucher sich mit Gänsekiel und Stahlfeder im Sütterlin-Schreiben versuchen. Eine Kollektion an Ranzen, Tornistern und Schultüten vervollständigte das Bild. Viele Ausstellungsstücke hatte das Schulmuseum aus Hamburg zur Verfügung gestellt. Einiges fand sich in den alten Fotoalben der Schule und auch die Gemeinde hatte einiges im Archiv.

Schulleiterin Renate Köster-Jacobs hatte gemeinsam mit ihren sieben Kolleginnen und einer Referendarin für die 108 Kinder im Vorfeld eine Projektwoche zum Thema organisiert. Sie reisten fünf Tage lang in die Vergangenheit und erlebten hautnah des Schulalltag vor 50 Jahren. Und das bedeutete nicht nur, dass sie den Kugelfüller zur Seite legen und mit Kreide auf Schiefertafeln schreiben mussten. Auch eine Kleiderordnung gab es in dieser Woche für die Vahrendorfer Schulkinder: die Mädchen trugen Rock und geflochtene Zöpfe, die Jungs kurze Hose und akkurat gezogene Scheitel im Haar.

Es wurden Schultafeln und Hefte gebastelt, Buchweizengrütze gekocht und gestickt. Einige Großeltern kamen zu Besuch, erzählten von ihren eigenen Schulerlebnissen aus längst vergangenen Zeiten und ließen sich von den Fragen der Kinder löchern, „Richtig geschockt waren unsere Schüler, dass wir als Lehrer auch einen härteren Umgangston angeschlagen haben, da hatten einige schwer dran zu knapsen“, berichtet eine Lehrerin. Merkwürdig fanden die Vahrendorfer Kinder auch, Sport auf dem Schulhof in Alltagskleidung zu machen, „aber so war das damals“, sagt Schulleiterin Köster-Jacobs.

Vieles war für die Kinder unbekannt und ungewohnt, einiges hat auch heute noch Bestand. Vor Beginn der ersten Stunde wurde gesungen oder gebetet. Wenn die Lehrerin in den Klassenraum kam, mussten alle Kinder stramm stehen und die Pädagogin mit lauter Stimme begrüßt. Rechnen, Schreiben und Lesen, aber auch Sachkunde, Musik, Religion, Werken und Leibeserziehung – was die Schulfächer anging – da plagten sich auch früher schon die Kinder mit Lieblingsfächern und Ungeliebtem herum.

Wer frech wurde, hatte früher nicht viel zu lachen: hitzige Gemüter brachten die Lehrerinnen mit saftigen Strafarbeiten zum Abkühlen. Härtere Fälle bekamen auch mal ein Lineal auf die Finger oder den Rohrstock aufs Hinterteil, für sofortige Ruhe sorgte auch Lehrers dicker Schlüsselbund, der durch die Klasse flog, wenn es ihm zu bunt wurde. Es empfahl sich, mit sauberen Händen zur Schule zu kommen, denn schmutzige Finger wurden mit schmerzhaftem Ohrenziehen bestraft. So hart wollten die Vahrendorfer Lehrerinnen ihre Schulkinder in der Projektwoche nicht rannehmen, aber in der Ecke stehen – das kam schon mal vor, „mit dem Gesicht zur Wand“, gibt sich die Schulleiterin strenger, als sie ist.

Natürlich machte Schule früher zwischendurch auch mal Spaß, aber die Unbeschwertheit fehlte, alles war noch viel ernster. „Man lernte noch mehr fürs Leben“, erinnert sich Edith Otte, die über 40 Jahre lang Lehrerin an der Grundschule Westerhof war. Eindrücke vom Arbeitsleben gewann man bei Ausflügen zum Schuster oder der Post, die Mädchen lernten im Handarbeitsunterricht nähen, sticken und stricken und oft wurden Beeren oder Früchte gesammelt und eingekocht.

Das Aufatmen der Kinder damals, wenn endlich die Pausenglocke läutete, kann man förmlich heute noch hören. Für eine Viertelstunde waren sie erlöst vom Stillsitzen und konnte toben. „Die Jungs spielten Fußball, das hat sich nicht geändert. Die Mädchen sprangen Gummitwist und machten Hüpfspiele, heute springen sie Seil und spielen Pferdchen“, erzählt Köster-Jacobs.