Over atmet auf: Vollsperrung der Ortsdurchfahrt aufgehoben. Sanierung der Kreisstraße kostete 2,5 Millionen Euro

Seevetal/Over. Die junge Frau mit den kurzen Rasta-Locken war schlichtweg begeistert. „Ihr seid eher fertig, voll cool, geil gemacht“, sagte sie zu ihrem Gegenüber, Sascha Jungclaus. Der Chef des Fleestedter Straßen- und Tiefbauers lächelte. Das Lob kam gut bei ihm an. „Die war“, sagte Jungclaus nachdem die Dame sich zu ihrem Arbeitsplatz bei einer Hundeschule verabschiedet hatte, „bei der Bürgerinitiative gegen die Vollsperrung mit vorn dabei.“ Nun, nachdem die Ortsdurchfahrt durch Over fertig ist, hat sich ihre Meinung offensichtlich wieder geändert. Ende gut, alles gut.

So jedenfalls ließ sich die Stimmung in dem zur Einheitsgemeinde Seevetal gehörenden Ort zusammenfassen, als Anwohner, Mitarbeiter der Baufirma, Bürgermeister und Kreisrat Björn Hoppenstedt bei Bier und Bratwurst das Ende der Straßensperrung im Ort feierten. Seit Freitagmittag ist die Vollsperrung zwischen Over und Wuhlenberg aufgehoben und damit die Sanierung des Abschnitts zwischen Bullenhausen und Laßrönne endgültig abgeschlossen. Die Strecke ist wieder durchgängig befahrbar. „Allenfalls noch eine Woche wird es einseitige Sperrungen für einige Restarbeiten geben“, sagte Hoppenstedt. Jungclaus, der für seine Arbeit von Bürger und Offiziellen viel Lob und Applaus erntetet, ist aufgrund des gut organisierten Ablaufs und des trockenen Wetters sogar eine Woche eher fertig geworden als erwartet. „Hat alles geklappt“, sagte der Firmenchef, der mit seiner 25köpfigen Belegschaft auf einen Jahresumsatz von rund vier Millionen Euro kommt.

Auch der Busverkehr wird in den nächsten Tagen wieder nach Fahrplan abgewickelt. Die Unterbrechung in Over für die Buslinie 149 zwischen Harburg und Winsen wird ab Montag, 7. Juli, aufgehoben. Die während der Bauzeit eingerichtete Frühfahrt um 05.30 Uhr ab Wuhlenburg „Schleuse“ entfällt. Dagegen wird die zusätzliche Fahrt um 20.25 Uhr ab Bahnhof Winsen nach Over fester Bestandteil des Fahrplanes. Auch der Elb-Shuttle nimmt am heutigen Sonnabend, 5. Juli, wieder seine gewohnte Route und bedient die Haltestellen Hörsten, „Grüner Damm“, und Over „Am Junkernfeld“.

Der Ausbau der letzten 2,5 Kilometer auf der Kreisstraße K25, zu der auch die Ortsdurchfahrt Over sowie gut 500 Meter auf der K1 zählten, hat insgesamt 2,5 Millionen Euro gekostet. „Aufgrund der Förderung durch den Bund von 60 Prozent musste der Kreis davon nur rund eine Million Euro zahlen“, sagte Hoppenstedt. Der Kreisrat war bei dem Fest für die Einwohner sichtlich gut gelaunt. Immerhin hatte die Bürgerinitiative den Ausbau der Straße zunächst scharf kritisiert, weil die Anwohner sich in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sahen und fürchteten, bei Notfällen nicht erreichbar zu sein. Nach einem gemeinsamen Termin mit der Bürgerinitiative und einigen kleineren Nachbesserungen habe er aber „nichts mehr gehört“, sagte Hoppenstedt und bedankte sich bei den Bürgern für „viel und manchmal auch weniger Geduld.“

„Wir sind froh, dass die Straße fertig ist. Das wird über Jahre halten“, sagte Ortsbürgermeister Klaus-Dieter Kirchhoff. „Endlich wieder freie Fahrt am Elbdeich“, fasst Seevetals Bürgermeisterin Martina Oertzen (CDU) die Lage zusammen. Projekte wie in Over seien ihr die liebsten, meinte sie. Der Hintergrund: Die neue Ortsdurchfahrt auf der Kreisstraße kostete die Gemeinde keinen Cent. Dafür übernahm die Gemeinde dann die Hälfte der Kosten der Feier. Kreisrat Hoppenstedt versicherte unterdessen, der Kreis trage die andere Hälfte nicht etwa nur deshalb, weil man ein „schlechtes Gewissen“ wegen der Behinderungen habe.

Nach dem Abschluss der Bauarbeiten des Kreises lässt Bürgermeisterin Oertzen nun den Bereich Großmoordamm/Friesenweg zwischen der Einmündung Rehmendamm und der Landesgrenze zu Hamburg auf 2,5 Kilometern sperren. Dies gilt vom kommenden Montag bis Mittwoch von sieben bis 16 Uhr. In dem Bereich ist derzeit ein Tempo von 10 km/h vorgeschrieben. Nun soll die Firma Jungclaus hier sanieren. Anwohner und Busse können an den drei Tagen weiter durchfahren.

Für Sascha Jungclaus liegen jetzt Arbeiten in Salzhausen sowie Aufträge in Winsen an. Zudem wird er in etwa zehn Tagen seine Leute nach Brackel schicken. Dort ist erneut eine Ortsdurchfahrt dran – mit Vollsperrung.