Eine Glosse von Fabian Schindler

„Ohne Holland fahr’n wir zur WM!“ – so tönte es oft in den vergangenen Jahren durch Stadien, wenn Deutschlands und Hollands Kicker im sportlichen Wettstreit aufeinandertrafen. Die Häme über Hollands Ausscheiden in der Qualifikation zur WM 2002, sie hat der gepeinigten deutschen Fußball-Seele so gut getan, nachdem die deutschen Kicker wiederholt von den Niederländern als technische Nieten bloßgestellt wurden. Der Ribbeck’sche Rumpelfußball mit Frühpensionär „Loddarmaddäus“ – eine schreckliche Erinnerung.

In diesem Jahr ist aber alles anders. Deutschland ist technisch besser geworden und Holland hat das technisch schöne, aber dennoch erfolglose Spiel aufgegeben. Seit der WM in Südafrika holzt das Team sich regelrecht durch die Spiele wie es sonst eher Uruguay und Wales machen. Und das mit Erfolg. In diesem Jahr ist Holland mächtig bei der WM dabei.

Und das ist gut so, das sollten die Deutschen bejubeln. Denn: Die Holländer spielen in diesem Jahr nicht in Europa, sondern, wie alle anderen auch, in Brasilien. Wir sollten hoffen, dass Holland noch lange am Turnier teilnehmen wird und noch einige K.o.-Runden übersteht. Der Grund für die Holland-Sympathie mag sich manchem nicht sofort erschließen, sie hat aber Hand und Fuß. Denn Holland bei der WM bedeutet: Millionen von passionierten Wohnwagenfahrern werden in diesem Sommer nicht die deutschen Landstraßen und Autobahnen, die nach Dänemark und Schweden oder in Richtung Mittelmeer führen, mit ihren lahmen, unübersichtlichen Gespannen blockieren. Auf deutschen Straßen herrscht endlich freie Fahrt.

Zeitgleich dürften sich die Brasilianer mit „Den Campern“ herumplagen, die die ohnehin überlasteten Straßen von Rio und Sao Paolo vollends ins Chaos stürzen werden. Und wenn die Oranje-Karawane, hoffentlich heillos verwirrt, durch den Urwald reist, können wir das Ganze als Doku-Soap dann vergnügt im TV mitverfolgen, als eine weitere famose Staffel des „Dschungel-Camps“.