Unbekannte Täter schießen in Emmelndorf 58-Jährigen in den Fuß und flüchten mit einem Auto

Emmelndorf. Es ist Donnerstagabend, 22.35 Uhr. Der 58 Jahre alte Mann, der in einer Doppelhaushälfte am Kirchweg in Emmelndorf lebt, kommt nach Hause und wird auf dem Grundstück von zwei Männern überrascht. Sie bedrohen ihn mit einer Schusswaffe. Der Mann versucht, fortzulaufen. Da schießt einer der Männer auf ihn. Zum Glück des Opfers wird es nur am Fuß getroffen. Die Männer fliehen, steigen in ihr Auto und rasen in Richtung Fleestedt davon.

So jedenfalls rekonstruiert die Kripo Buchholz zum derzeitigen Stand der Ermittlungen den Tathergang. Sie ermittelt jetzt wegen versuchten Totschlags. Ersten Medienberichten zufolge, soll es sich bei dem 58-Jährigen, der derzeit wegen der Schussverletzung im Krankenhaus behandelt wird, um den berühmten Hamburger Betrüger und Hochstapler Peter Mike Wappler handeln, besser bekannt unter seinem Spitznamen „Milliarden Mike“. Nach dem Überfall riefen Zeugen die Polizei. Als die Beamten am Kirchweg eintrafen, fanden sie das Opfer auf der Einfahrt zu seiner Doppelhaushälfte liegend. Lebensgefahr bestand zu keinem Zeitpunkt für das Opfer, dennoch konnte der Mann zurzeit noch nicht eingehend vernommen werden, wie die Polizei mitteilte. Die Beamten erhoffen sich gerade von dieser Zeugenaussage detailliertere Angaben zu den Tätern.

Jan Krüger, Sprecher der Polizeiinspektion Harburg, will weder bestätigen, dass es sich um „Milliarden Mike“ handelt, noch will er es dementieren. Krüger will zum jetzigen Zeitpunkt auch noch nichts darüber sagen, ob es sich bei der Tat im beschaulichen Emmelndorf um einen Milieudelikt handelt. „Wir ermitteln in alle Richtungen. Der 58-Jährige konnte noch nicht ausführlich befragt werden. Die Hintergründe der Tat sind noch völlig unklar“, so der Polizei-Sprecher.

Noch in der Nacht von Donnerstag auf Freitag hatte die Polizei erste Zeugen befragt, die Schüsse gehört haben, ein Auto davon rasen sahen. Die sofort alarmierte Polizei hatte versucht, das Fluchtauto der Täter zu verfolgen, ohne Erfolg. „Leider konnten wir bei den Befragungen der Zeugen bisher noch keinerlei Hinweise darauf bekommen, wie das Auto aussah. Auch ein Kennzeichen haben wir noch nicht. Bisher liegen uns auch noch keine brauchbaren Personenbeschreibungen zu den beiden Männern vor“, sagte Jan Krüger. die Befragungen aber laufen weiter. Die Kriminaltechniker der Spurensicherung untersuchten bereits in der Nacht den Garten und die Umgebung auf mögliche Spuren der Täter. Krüger: „Je nachdem, was die Ermittlungen im Einzelnen bringen, kann aus dem Tatvorwurf versuchter Totschlag auch versuchter Mord werden.“

Feinde dürfte sich der Hamburger „Milliarden Mike“ im Laufe seiner zweifelhaften Karriere jedenfalls genug gemacht haben. Der ehemalige Profi-Boxer mit dem gekauften Adelstitel „Ernst-August-Mike Baron von Wappler“ verbrachte insgesamt 18 Jahre seines Lebens hinter Gittern. Zuletzt saß er wegen Urkundenfälschung, Betrug und Hehlerei in „Santa Fu“. Eine kleine Unterbrechung vom monotonen Gefängnisalltag verschaffte sich „Milliarden Mike“ durch seine spektakuläre Flucht im Oktober 2010, kurz vor Ablauf seiner regulären Haftstrafe. Begleitet von Justizangestellten durfte Wappler seine Mutter in Lübeck besuchen. während im Garten gegrillt wurde, türmte „Milliarden Mike“ durch das Toilettenfenster im Haus seiner Mutter. Ihm gelingt die Flucht nach Portugal. Dort wird er wenige Monate später von der Polizei in einem Ferien Bungalow an der Algarve in der Nähe des Ortes Faro geschnappt und an die deutschen Behörden ausgeliefert. Zuletzt war er in Sicherungsverwahrung.

Aus seiner Profession hat „Milliarden Mike“ nach seiner Haftentlassung kein Geheimnis gemacht. Wappler ließ sich von Journalisten interviewen, erzählte gerne, wie er vorzugsweisen „den Reichen“ das Geld aus der Tasche lockte, soll auch gerne mal dicke Geld-Bündel mit 500 Euro Scheinen in der Öffentlichkeit herum gezeigt haben. Im Weltbild Verlag ist sein Buch „Ich hab sie alle abgezockt“ erschienen. Jetzt muss sich „Milliarden Mike“ vermutlich erst mal von seiner Schussverletzung im Krankenhaus erholen.