Gesundheits- und Krankenpflegeschule Buchholz feiert Jubiläum. Ärzte und Schulleiter warnen vor Fachkräftemangel

Buchholz. Zwei junge Frauen im königsblauen Kittel verteilen zur Begrüßung „Glückspillen“ und „Energiespritzen“, während im Hintergrund Klavier-Pop erklingt. Eine fröhliche, beschwingte Atmosphäre herrscht in der Cafeteria des Buchholzer Krankenhauses: Das 25-jährige Bestehen der Gesundheits- und Krankenpflegeschule wird gefeiert. Doch auch ernste Zwischentöne sind zu vernehmen.

In der Einrichtung, angesiedelt am Krankenhaus Buchholz und ebenso zuständig für das Krankenhaus Winsen, lernen angehende Pflegekräfte ihr Handwerk in Theorie und Praxis. Die Schule war 1989, als man noch „Schwesternschule“ sagte, von Elke Koch gegründet worden, weil die Kreiskrankenhäuser damals schon erkannt hatten, „dass wir ohne Aus- und Weiterbildung die Ansprüche, die an uns gestellt werden, nicht erfüllen“, berichtete Krankenhaus-Geschäftsführer Norbert Böttcher. Dabei habe sich in 25 Jahren Vieles verändert, angefangen bei den Unterrichtsstunden, die im Jahr 2003 von 1600 auf 2100 erhöht wurden.

„1989 war eine Zeit des Aufbruchs und des Wandels – auch im Gesundheitswesen“, erinnerte Landrat Joachim Bordt. Der technologische Fortschritt, Deregulierung und Privatisierung führten dazu, dass die Anforderungen an das medizinische Personal stiegen. „Doch es geht zu allererst um die Menschen“, betonte Bordt. Deswegen sei Ziel der Ausbildung nicht nur, Fachkenntnisse zu vermitteln, sondern auch Einfühlungsvermögen, Engagement, Ausdauer und Bereitschaft zur Verantwortung. Dafür sorgen sieben Lehrkräfte und weitere Dozenten.

Die Schüler – pro Jahrgang bis zu 25 – durchlaufen während ihrer dreijährigen Ausbildung verschiedene Stationen des Krankenhauses, machen aber auch Projektarbeit wie „Schüler als Stationsleiter“ oder „Fit durch Ausbildung“. Viele Absolventen bleiben nach ihrer Ausbildung in Buchholz oder Winsen. „Ihr Beruf hat Zukunft und verdient höchste Wertschätzung und Anerkennung“, sagte der Landrat.

Einblicke in den Schulalltag gab Schulleiter Michael Dethloff. „Einiges hat sich in 25 Jahren nicht geändert. Etwa Sätze wie ‚wir wollen jetzt mal unsere Schlaftabletten nehmen‘. Da kann man als Patient dann nur antworten ‚Meinen Sie, dass der Platz im Bett für uns beide ausreicht?‘ oder ,wollen Sie die linke oder die rechte Hälfte der Tablette?’.“ Und dass Pflege Handarbeit bleiben werde, dessen sei er sich auch sicher. Markus Beecken, ehemaliger Schüler und heute Betriebsratsvorsitzender in den Krankenhäusern Buchholz und Winsen blickte humorvoll zurück: „Manches war echt zum Haareraufen“, was angesichts seiner eigenen Glatze zu Gelächter führte. „Früher haben auch zwei Drittel der Pflegekräfte auf Station geraucht, ohne dass sich jemand daran gestört hätte. Und alle Männer trugen Bart.“

Abgesehen davon, dass Bärte verschwanden und zurzeit aus modischen Gründen wieder sprießen, hat sich der Anteil der männlichen Pflegeschüler in 25 Jahren kaum verändert. „Etwa ein Drittel Absolventen sind Männer, zwei Drittel Frauen“, informiert Michael Dethloff. Er hofft, dass das Verhältnis ausgewogener sein wird, wenn die Zusammenarbeit mit der Buxtehuder Hochschule 21 beginnt. Ab 1. August bietet die Krankenpflegeschule dann einen vierjährigen Bachelor-Studiengang „Pflege“ an. In einem Sketch zeigten die Pflegeschüler mit bissigem Humor, was Patienten droht, sollten sich immer weniger junge Menschen für eine Ausbildung in einem Pflegeberuf entscheiden: „Schwester Rabiata“ kommandierte die Kranken wie eine Turnriege mit der Trillerpfeife bei der Morgentoilette. Für Schulleiter Dethloff „ein echter Albtraum“, wie er dem Publikum erklärte.

Der ärztliche Direktor Dr. Christian Pott betonte daher in seinem Schlusswort, dass der demografische Wandel die nächste große Herausforderung sei – anders als zur Gründungszeit, die von Jugendarbeitslosigkeit geprägt war. „Wir haben schon jetzt bundesweit zu wenige Stellen besetzt. Die Krankenpflegeschule hilft uns, Auszubildende zu uns zu holen. Zudem kamen früher oft Ältere zu uns, die sich schon anderswo versucht hatten. Heute sind wir primäre Ausbilder. Daher muss die Schule ihren Schülern auch Allgemeinbildung mitgeben.“

Im Anschluss führten die Pflegeschüler die Besucher durch ihre Unterrichtsräume, führten Patienten-Dummys vor und brachten den Gästen das richtige Händedesinfizieren bei.

Wer sich nicht schon vorher am Büffet gestärkt hatte, konnte das unter anderem mit einem scharf gewürztem Gemüsecocktail nachholen und sich danach zur Entspannung die Hände massieren lassen.

Infos zur Gesundheits- und Krankenpflegeschule unter www.krankenhaus-buchholz.de unter der Rubrik „Einrichtungen“; Infos zum dualen Studiengang Pflege unter www.pflegedual.de