Neues DRK-Hospiz verwirrt bisherige Unterstützer. Verein plant für Kinder neues Projekt „Hospiz macht Schule“

Harburg. Seit das Deutsche Rote Kreuz für sein Mitte Dezember vergangenen Jahres eröffnetes Hospiz in Langenbek Spenden sammelt, ist der bereits seit 13 Jahren aktive „Hospizverein Hamburger Süden“ ein wenig in den Schatten gerückt. „Wir haben einen Spendenrückgang verzeichnen müssen“, sagt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Vereins, Dr. Hans-Joachim Roose. Einige Unterstützer waren der Ansicht, mit der Spende für das DRK-Hospiz auch dem Hospizverein für den Hamburger Süden finanziell geholfen zu haben.

„Dem ist nicht so“, hebt Roose hervor, „das DRK betreibt eine stationäre Einrichtung. Unser Verein kümmert sich nach wie vor um Sterbebegleitung für Alleinlebende sowie um Sterbebegleitung für Menschen, die im familiären, häuslichen Umfeld leben sowie im Pflegeheim.“ Und da Krankenkassen nur einen Teil der Kosten übernehmen, muss der Verein einen Großteil seines Haushalts über Spenden sichern. Für alle, die den Verein unterstützen möchten, Hilfe suchen oder Informationen wünschen, gilt folgende Telefonnummer: 040/76755043. Im Laufe der Jahre ist der 2001 ursprünglich als „Netzwerk Sterbebegleitung Harburg e.V.“ gegründete Verein fortlaufend gewachsen. Die Zahl der ausgebildeten, ehrenamtlichen Sterbebegleiter stieg allein in den zurückliegenden vier Jahren von 20 auf inzwischen 50 an. Vergangenes Jahr wurden von ihnen 70 Menschen auf ihrem letzten Lebensweg begleitet, davon 34 im Familienkreis, 18 Alleinlebende und 18 in Pflegeheimen. Vor vier Jahren wurden noch 41 Menschen begleitet. Der aktuelle Kreis an ehrenamtlichen Sterbebegleitern besteht aus 14 Männern und 36 Frauen im Alter zwischen 25 und 91 Jahren. Alle haben eine 100 Stunden dauernde Pflichtausbildung hinter sich, davon 70 Stunden in Theorie und 30 Stunden in einem Praktikum. Es folgen regelmäßige Fortbildungen, wissenschaftliche Beratungen und Gruppenabende. Alle Sterbebegleiter sind an bis zu zwei Tagen pro Woche für bis zu zwei Stunden im Einsatz. „Unsere Sterbebegleitung ist eine anstrengende aber auch befriedigende Arbeit, weil die meisten Menschen dankbar sind und in der Regel den Tod auch als Erlösung sehen“, sagt Christa Schmidt, eine der Ehrenamtlichen. Ehrenamtlich arbeitet auch der Vorstand, so auch Schriftführerin Beate Pohlmann. Fest angestellt sind allein die beiden Koordinatorinnen im Büro, Susanne Seelbach und Gabriela Henschen. Neben Geldspenden benötigt der Verein weitere ehrenamtliche Helfer.

Vor sieben Jahren änderte der Verein seinen Namen in „Hospizverein Hamburger Süden“. 2007, im selben Jahr, richtete der Verein für Angehörige von Verstorbenen das Trauercafé - jeden dritten Sonntag im Monat, 14 bis 16 Uhr, im Gemeindehaus der Luther-Kirchengemeinde, Kirchenhang 21 - ein. Außerdem gibt es eine Kreativgruppe für Trauernde, eine moderierte Trauer-Selbsthilfegruppe, eine Radfahrgruppe für Trauernde, ein Trauertreffen jeden dritten Donnerstag im Monat, 17.30 bis 19 Uhr, im Striepensaal, Striepenweg 40. Und ganz neu während der Sommermonate, einmal pro Monat: Ein Trauerspaziergang um die Außenmühle.

Hans-Joachim Roose kündigt nun das neue Projekt „Hospiz macht Schule“ an, das in Zukunft an Schulen im Hamburger Süden im Rahmen von Projektwochen angeboten werden soll. Ein fünfköpfiges Team des Hospizvereins arbeitet noch an einem Konzept. Fünf bis sechs qualifizierte Ehrenamtliche sollen beispielsweise in eine dritte oder vierte Klasse gehen und unter anderem über das Thema „Werden und Vergehen – Wandlungserfahrungen" sprechen.

Roose: „Auch Kinder und Jugendliche müssen erleben, dass ihnen nahestehende Menschen, ja sogar Gleichaltrige sterben. Aber vorbereitet sind sie in der Regel darauf nicht. Das Thema wird von den Erwachsenen ängstlich vermieden. Kinder interessieren sich im Prinzip vorurteilslos für alles, was in ihren Lebenskreis tritt.

Angst vor Sterben und Tod gehört noch nicht zu ihrem Erfahrungsschatz. Erst im Heranwachsen werden die Verdrängungsmechanismen vieler Eltern übernommen. Die Chance, den Tod als natürlichen Teil des Lebens wahrzunehmen, wird vertan, weil Sterben seltener in der Familie als in Pflegeheimen, Krankenhäusern oder Hospizen stattfindet.“

Bis 2009 befand sich das Beratungsbüro des Hospizvereins am Wallgraben, dann war Umzug in die Villa Meyer des Mariahilf-Krankenhauses.