Wintergerste und Raps sind wegen des milden Winters eine Woche früher reif als sonst. Erträge auf Vorjahresniveau

Tangendorf. Der milde Winter und der besonders frühe Frühlingsbeginn in diesem Jahr führen dazu, dass auch die Ernte des Wintergetreides diesmal etwa eine Woche früher als im Durchschnitt beginnt. Ab der ersten Juliwoche werden Wintergerste und Raps eingefahren. Es folgen Roggen, Weizen und Triticale (eine Kreuzung aus Weizen und Roggen). Die Erträge werden voraussichtlich auf Vorjahresniveau liegen, wie Kreislandwirt Willy Isermann, der Landvolk-Vorsitzende Rudolf Meyer und der Dienststellenleiter der niedersächsischen Landwirtschaftskammer in Buchholz, Ulrich Peper, gestern bekanntgaben. Bei den Preisen gibt es im Vergleich zum Vorjahr Einbußen.

Für gutes Wachstum beim Getreide haben der milde Winter und ausreichende Niederschläge im Mai gesorgt, inzwischen muss aber beregnet werden. Problematisch bei Kartoffeln: Durch Starkregen und Staunässe in der Folge konnte sich die Krautfäule, ein Pilz, ausbreiten. Auch Lagerbestände seien gefährdet, da sich der Pilz nicht nur im Kraut, sondern auch in den Knollen ausbreite, sagte Ulrich Peper. Der Beginn der Kartoffelernte wird für Mitte/Ende August erwartet. Weil im Vorjahr besonders hohe Preise erzielt worden waren, wurde in diesem Jahr die Anbaufläche erweitert, im europaweiten Durchschnitt um 2,5 Prozent. In diesem Jahr werden Preise von 25 bis 27 Euro je Dezitonne erwartet, im Vorjahr betrug der Preis fast das Dreifache.

Im Landkreis Harburg werden auf 2400 Hektar Kartoffeln und auf 1000 Hektar Zuckerrüben angebaut. Die Getreideanbaufläche umfasst 16.000 Hektar, die für Mais 9400 Hektar – davon wird je die Hälfte ans Vieh und an Biogasanlagen „verfüttert“. „Beim Mais gibt es kaum noch Zuwachs, die 10.000-Hektar-Grenze wird wohl nicht erreicht“, so Peper. Weitere 3000 Hektar entfallen auf Raps und 3600 Hektar auf Sonderkulturen wie Gemüse, Spargel oder Weihnachtsbäume. 17.000 Hektar der 55.000 Hektar Agrarfläche im Kreis sind Grünland, den Rest von 2600 Hektar füllen Ackergras und Brachland.

Während bei Wintergetreide zufriedenstellende Erträge auf Vorjahresniveau erwartet werden, ist die Einschätzung beim Raps schwieriger: Dessen frühe Blüte hat dazu geführt, dass einige Blüten und Schotenansätze Frostschäden erlitten haben. Besonders hohe Weizenerträge werden in der Elbmarsch und in Rosengarten erwartet.

Während die Preise für Kartoffeln von den lokalen Märkten abhängen, sind es beim Getreide Weltmarktpreise, die zugrundeliegen. Weltweit wird beim Getreide ein Ertragszuwachs von 2,3 Prozent erwartet. Da aus dem Vorjahr in Nordamerika noch Vorräte auf Lager sind, wird der Preis gedämpft. In Nord- und Südamerika verdrängt zudem der Soja-Anbau den Mais. In Europa spielt Soja aufgrund des hiesigen Klimas keine Rolle. Die Vorräte werden aber schrumpfen, sodass für 2015 mit steigenden Preisen zu rechnen ist. Insgesamt bewegen sich die Preise zwischen 13 bis 18 Euro je Dezitonne, das entspricht etwa dem Vorjahresniveau.

Wie Ulrich Peper anmerkte, haben Landwirte wenig Spielraum, um steigende Kosten für Arbeit, Boden und Kapital (Maschinen etc.) zu kompensieren: „Das geht nur über Ertragssteigerung.“ Rudolf Meyer berichtete vom Deutschen Bauerntag, der diese Woche stattfand, dass sich die Landwirte vor allem wegen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, der Flächenkompensation (Ausgleich für Bauvorhaben, die die Natur belasten) und der Novelle der Düngeverordnung (führt zu mehr Bürokratie) Sorgen machen. Beim Bauerntag wurde den Landwirten außerdem nahegelegt, die Kommunikation mit den Bürgern und den Medien zu verbessern. „Der Bauernverband wirbt intensiv für die Facebook-Nutzung“, sagte Meyer.