Landkreis will sich als erster in der Metropolregion sein Konzept zertifizieren lassen. Kreistag entscheidet Anfang Juli

Winsen. Der Landkreis will in der Metropolregion Hamburg Vorreiter beim Klimaschutz werden. Dafür will sich die Kreisverwaltung nach dem European Energy Award zertifizieren lassen. Bisher haben dabei bundesweit nur fünf Landkreise einen besonders hohen Standard erzielt. Diese Bewertung strebt der Kreis jedoch ebenfalls an. „Wir wollen nicht nur in der Metropolregion Hamburg, sondern deutschlandweit in der Champions League der Klimaschutz-Landkreise spielen“, sagte der Erste Kreisrat Rainer Rempe (CDU) am Donnerstag dem Abendblatt.

Der Award wird von einem internationalen Verein mit Sitz in Zürich vergeben. Dabei prüft und bewertet ein unabhängigen Auditor sechs Bereiche aus der Arbeit der Verwaltung. Zu den einzelnen Kriterien gehören ein Energie- und Klimaschutz- sowie ein Verkehrskonzept, Verbesserungen für den öffentlichen Nahverkehr und die energetische Bewertung von kommunalen Gebäuden und Anlagen. Im Umweltausschuss des Kreises wurde die Teilnahme bereits beschlossen. Jetzt muss der Kreistag die Entscheidung am 8. Juli noch bestätigen.

Klar ist: Der Kreis muss beim Thema Klimaschutz nicht bei null beginnen. Ein Konzept dafür gibt es bereits seit dem Jahr 2009. Seit 2011 ist Oliver Waltenrath, ein Ingenieur für Umweltplanung, für diesen Bereich zuständig. So wurden eine kostenlose Energieberatung mit der Verbraucherzentrale und dem Deutschen Hausfrauenbund in Niedersachsen eingeführt und ein Programm aufgelegt, über das verbrauchsarme Heizungen und Kühlschränke gefördert werden. „Inzwischen wurden 4500 Anträge bearbeitet und 400.000 Euro an Fördergeldern ausgezahlt“, sagt Waltenrath. Das Programm wird dabei voraussichtlich auch 2015 weiter laufen. Immerhin ist es mit insgesamt 600.000 Euro dotiert. Als weiteren Baustein für das Klimakonzept arbeitet die Verwaltung daran, bessere Bedingungen für tausende von täglichen Pendlern nach Hamburg und Lüneburg zu schaffen sowie die Belastungen durch das dichte Netz der Autobahnen im Kreis zu verringern.

Um bei den öffentlichen Gebäuden Energie einzusparen, haben sich zudem im vergangenen Jahr zwölf Schulen an dem Projekt „Dreh ab“ beteiligt. Dabei geht es in Zusammenarbeit mit den Hausmeistern um die effiziente Nutzung der Heizungen sowie der Beleuchtung in den Gebäuden. Allein 2013 wurden 40.000 Euro eingespart. „In diesem Jahr sind nun 15 Schulen mit 9500 Schülern und damit die Hälfte aller Einrichtungen dabei“, sagt Waltenrath. Dachflächen auf der Kreisverwaltung, auf Schulen oder Sporthallen tragen inzwischen oftmals Solarkollektoren, die von regionalen Investoren eingesetzt wurden. Mit den Einnahmen des Kreises aus der Pacht werden Zuschüsse für Monatskarten des HVV finanziert, die die Mitarbeiter für Zugfahrten zum Dienst nutzen können. „Beim Einsparen von Energie will der Landkreis eine Vorbildfunktion einnehmen,“ versichert Waltenrath.

Nach dem einstimmigen Votum des Umweltausschusses steht auch die Finanzierung der Zertifizierung. Insgesamt sind für drei Jahre 43.200 Euro notwendig. Waltenrath geht jedoch von einer Förderung von 40 Prozent der Summe, also 17.200 Euro aus. Bedingung dafür ist nur, dass der Antrag noch vor dem 30. September gestellt wird. Dafür dürfte nach der Kreistagssitzung ausreichend Zeit sein. Das Geld gewährt die Bremer Energiekonsens, eine gemeinnützige Klimaagentur, die die Hansestadt Bremen, die EWE Vertrieb und die Stadtwerke Bremen 1997 gegründet haben.

Für die weiteren Kosten kann der Klimaschutzmanager auf seinem Jahresetat von 100.000 Euro zurückgreifen. Er setzt zusätzlich darauf, dass sein Förderprogramm für Heizungen und Kühlschränke im kommunalen Klimaschutz prämiert wird. „Dann würden wir mit den ausgelobten 30.000 Euro vom Bundes-Umweltministerium die Kosten für den Award decken.“ In ihnen ist auch das Entgelt für einen Energieberater enthalten, der das Projekt über drei Jahre begleiten soll.

Nach dieser Vorbereitung kann dann ein Auditor die Punkte für die einzelnen Bereiche in dem Projekt vergeben. Bisher haben sich bundesweit 283 Kommunen beteiligt. Werden dabei mehr als 50 Prozent von insgesamt möglichen 360 Punkten erreicht, wird der Award vergeben. Sind es 75 Prozent und mehr gilt ein besonderer Gold-Standard. Diese Bewertung strebt Rainer Rempe an.

„In den vergangenen Jahren hat der Landkreis Harburg bereits zahlreiche Klimaschutzmaßnahmen für Bürger und Unternehmen erfolgreich angestoßen. Als Kreisverwaltung gehen wir durch viele Projekte, die uns selbst betreffen, mit gutem Beispiel voran“, sagt der Erste Kreisrat zur Lage. „Wir wollen gemeinsam mit der Kreispolitik unsere Klimaschutzanstrengungen verstetigen und das Auditierungs- und Zertifizierungsprozess dafür nutzen, um unsere Verwaltungsarbeit insgesamt noch effizienter zu gestalten.“