Nachdem archäologische Ausgrabungen den Beginn hinausgezögert hatten, war gestern Baustart am Kaufhauskanal

Harburg. Eigentlich sollte das Bauprojekt „Maritimes Wohnen am Kaufhauskanal“ bereits 2013, zum Präsentationsjahr der Internationalen Bauausstellung (IBA), fertiggestellt sein. Aber bei dem Baugelände zwischen Kanal und der Harburger Schloßstraße handelt es sich nicht um irgendeinen x-beliebigen Flecken Erde sondern um die Keimzelle Harburgs. Eine Fundgrube für Archäologen. Bereits seit zwei Jahren durchkämmen Fachleute des Archäologischen Museums Hamburg den Untergrund mit Spachtel und Bürste, haben das Gelände stellenweise bis gut vier Meter Tiefe freigelegt und rund 1000 Jahre Stadtgeschichte dokumentiert. Inzwischen ist so viel Gelände geräumt, dass nun auch das Bauprojekt gestartet werden kann. Gestern Nachmittag war die feierliche Grundsteinlegung, an der unter anderem Hamburg Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau, Museumsdirektor Prof. Dr. Rainer-Maria Weiß, IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg und der geschäftsführende Gesellschafter der Behrendt Wohnungsbau GmbH & Co. KG, Dr. Jan Behrendt, teilnahmen.

Auf einer Grundstücksfläche von 11.500 Quadratmetern sollen nun in zwei Bauabschnitten insgesamt 122 Wohneinheiten geschaffen werden. Erhaltenswerte alte und zum Teil denkmalgeschützte Gebäude an der Harburger Schloßstraße bleiben stehen. Das Harburger Binnenhafengebiet steckt seit gut zwei Jahrzehnten im Wandel, vom schmuddeligen Industrie- und Hafenstandort zu einem Stadtteil mit modernen Büros, Gastronomie, Forschungseinrichtungen der Technischen Universität bis hin zu Wohnungen für rund 6000 Menschen. In den Vorbereitungsjahren der IBA 2006 bis 2013, sind sechs Neubauvorhaben mit etwa 400 Wohnungen im südlichen Binnenhafen und auf der Schloßinsel gefördert worden. Zielsetzung bei allen Projekten: Bewohner sollen Zugang zum Wasser bekommen.

IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg erinnerte bei der Grundsteinlegung an die Schwierigkeiten der städtebaulichen Neuentwicklung des Gebiets für Wohnungsbau. Ursprünglich hatten die frühen Harburger dort ihre Wohnhäuser, lebten gut von Handel und Handwerk. In Harburg mussten Menschen von und nach Hamburg die Elbe queren. Museumsdirektor Rainer-Maria Weiß hob hervor, dass bei Ausgrabungen unter anderem Reste wertvoller, etwa 600 Jahre alter Kaminkacheln gefunden wurden, die auf Wohlstand der Bürger schließen lassen. Auch wurden Grundmauern eines der längsten Gebäude entdeckt, die jemals freigelegt worden sind. Es wird vermutet, dass dort auf einer Reeperbahn Tauwerk hergestellt wurde.

Der Bauherr, Dr. Jan Behrendt, machte in seiner Ansprache deutlich, dass er Gefallen an diesem Bauprojekt habe. Kollegen aus der Wohnungsbaubranche hätten ihn für verrückt erklärt, weil er nicht in Eppendorf sondern in Harburg baue. „Ich sehe Harburg als einen Bezirk mit Zukunft“, sagte Behrendt und hob hervor, dass er bereits 22 der bis 2016 im ersten Bauabschnitt entstehenden Wohnungen verkauft habe. Der Baubeginn des zweiten, ebenfalls 61 Wohneinheiten zählenden Abschnitts mit Zwei- bis Fünf-Zimmerwohnungen, steht noch nicht fest.

Das Projekt besteht nach dem Entwurf der Bjarke Ingels Group, BIG aus Kopenhagen aus einem Dutzend kubenhafter Gebäude mit ungewöhnlicher Dachform. Das Büro Topotek 1 Landschaftsarchitekten aus Berlin sorgt für die Außengestaltung. Der ursprünglich Entwurf ist von einem Hamburger Architekten überarbeitet worden. Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau freut sich, dass Harburgs historisches Wohngebiet nach Zeiten gewerblicher Nutzung wieder Wohngebiet wird.