Hollenstedt genehmigt Bauantrag des Landkreises Harburg für eine Anlage am Ortsrand. Erschließung beginnt

Hollenstedt. Nach knapp einem Jahr und vielen Optionen, die geprüft und gegeneinander abgewogen wurden und sich am Ende doch alle zerschlagen haben, genehmigte die Gemeinde Hollenstedt nun einen Bauantrag des Landkreises Harburg für eine Wohncontainer-Anlage am Ortsrand. Ab Oktober sollen auf einem Grundstück in der Wohlesbosteler Straße 58 Asylbewerber untergebracht werden. Die Erschließungsarbeiten beginnen demnächst. Am Mittwoch, 2. Juli, informiert die Verwaltung die Anlieger über das Vorhaben.

Als in der Ortschaft Appel schon intensiv über die Unterbringung von Asylbewerbern diskutiert wurde und die Frage aufkam, inwieweit sich die Gemeinde Hollenstedt eigentlich bei der Suche nach Unterkünften engagiere, nahm Hollenstedts Bürgermeister Jürgen Böhme das Zepter in die Hand und versuchte, auch für den Kernort Häuser und Grundstücke auszuloten. Im Gespräch waren private Gebäude, aber auch die Einrichtung eines Containerdorfes, das mindestens 40 Menschen beherbergen könnte. Voraussetzung dafür war neben einer ausreichenden Flächengröße auch die Ausweisung als sogenanntes Mischgebiet.

Als möglicher Standort wurde zunächst ein Gelände an der Dierstorfer Straße in Höhe der Tennishalle genannt. „Leider haben sich alle unsere Ideen und Vorstellungen aus unterschiedlichen Gründen recht schnell zerschlagen“, sagt Jürgen Böhme. Auch ein Betriebshofgelände in der Nähe der Autobahn, das dem Landkreis Harburg gehört, stellte sich nach eingehender Prüfung als ungeeignet heraus. „Die Erschließung wäre sehr teuer geworden, es lag zu weit ab vom Schuss und zu allem Unglück ist der Boden kontaminiert. Das hätte sich am Ende für uns nicht mehr gerechnet“, erklärt Johannes Freudewald, Pressesprecher des Landkreises Harburg.

Der neue Platz für die Wohncontainer-Anlage, die ab Oktober 58 Asylbewerber beherbergen soll, wurde bisher landwirtschaftlich genutzt und befand sich in Privatbesitz. In unmittelbarer Nähe wurden erst kürzlich zwei Einfamilienhäuser errichtet. „Ich habe mit dem Eigentümer gesprochen und er hat sich schließlich bereit erklärt, mit dem Landkreis zu verhandeln“, so Jürgen Böhme. Eine Einigung ließ nicht lange auf sich warten, ein Fünf-Jahres-Vertrag zwischen Eigentümer und Landkreis wurde festgezurrt.

Für Jürgen Böhme ist der Standort ideal: „Ich glaube, wir haben eine für alle Beteiligten gute Lösung gefunden“, sagt der Bürgermeister. Immerhin würden die Asylbewerber von einem Sozialarbeiter vor Ort betreut. Zusätzlich stünde ein Heimleiter den Bewohnern als Ansprechpartner rund um die Uhr zur Seite. „Das war uns auch bei der Suche nach einer geeigneten Unterkunftsmöglichkeit wichtig.“

Auch beim Landkreis Harburg ist die Freude über das Unterkunftsangebot aus Hollenstedt groß. „Wir freuen uns, dass die Gemeinde Hollenstedt mit ihrem Einvernehmen zu diesem Bauvorhaben ihrer Verantwortung gerecht wird und den Landkreis bei der Unterbringung von Asylbewerbern unterstützt“, sagt Reiner Kaminski, Bereichsleiter Soziales beim Landkreis Harburg. Um alle Bürger auf diesem Weg mitzunehmen, hat die Verwaltung bereits alle Anlieger zu einer Versammlung eingeladen. Ende Juli will Hollenstedts Bürgermeister dann eine öffentliche Bürgerversammlung einberufen, auf der Vertreter des Landkreises über das Vorhaben informieren werden und auch Mitglieder des Arbeitskreises Asyl zu Wort kommen sollen. Johannes Freudewald hofft auf eine rege Beteiligung.

Ziel der Veranstaltungen sei es, vor allem Ängste und Befürchtungen aus der Welt zu schaffen. Denn wie in vielen anderen Gemeinden, die sich mit der Frage nach einer Unterbringung von Asylbewerbern konfrontiert sahen, regt sich auch in Hollenstedt leiser Protest. „Ich hatte bislang drei Anrufe und habe ein persönliches Gespräch mit einem besorgten Bürger geführt. Die sind nicht vor Freude in die Luft gesprungen, aber werden die Entscheidung mittragen“, erzählt der Bürgermeister.

Böhme hofft auf die Mitarbeit der Hollenstedter. „Alle Bürger unserer Gemeinde bitte ich um Unterstützung und Mithilfe, um die Flüchtlinge aus Kriegs- und Krisengebieten in unserer Mitte aufzunehmen. Sie brauchen unseren Schutz und unsere Hilfe“, betont der Bürgermeister. Bislang bemüht sich vor allem die Netzwerkgruppe Asyl um die Schaffung einer Willkommenskultur vor Ort. Die Samtgemeinde Hollenstedt sei zudem bemüht, in dieser Sache künftig auch mit anderen Netzwerken zusammenzuarbeiten.