Die Papenburger Bunte-Gruppe nimmt Anfang Juli ihr Asphaltmischwerk in Betrieb. Der Testbetrieb läuft bereits

Winsen. Von der Kreisstadt aus führt die Tönnhäuser Straße geradewegs hinaus in Richtung Ilmenau. Dort, kurz vor dem Flüsschen, ragt jetzt ein neuer Turm ins Grüne. 30 Meter hoch ist die Anlage, die Silos für Rohstoffe, Fördersysteme, eine Brennanlage und eine Trommel für Recyclingmaterial umfasst. Bauherr ist die Papenburger Bunte-Gruppe. In gerade einmal drei Monaten hat das Bauunternehmen am Rande von Winsen sein elftes Asphaltmischwerk errichtet. Künftig wird es das Ziel von durchschnittlich 18 Lkw pro Tag sein, die Sand, Split, Bitumen und zuvor abgefrästen Alt-Asphalt bringen. Der Testbetrieb läuft bereits. „Unsere erste Mischung haben wir auf dem Gelände getestet und damit unsere Lagerflächen hergerichtet“, sagte Geschäftsführer Helmut Renze, 51.

Mit dem Einstieg in Winsen baut die emsländische Unternehmensgruppe, die mit einer Bauleistung von zuletzt knapp 560 Millionen Euro bundesweit zu den Branchenführern zählt, ihr Kerngeschäft aus. So hat Bunte seit 2002 in in das Asphaltmischgeschäft mehr als 60 Millionen Euro investiert. In Winsen sind es jetzt allein fünf Millionen Euro. Auf der Anlage, für deren Entstehen Bauleiter Andreas Lukait verantwortlich zeichnet, werden künftig 20 Mitarbeiter beschäftigt sein. Standort ist ein Gelände der Firma Manzke, die dort zuvor jährlich 100.000 Tonnen Bauschutt, vor allem Beton und Ziegel, recycelte und nebenan ein Betonwerk betreibt. Bunte hat seinen Teil des Areals von Manzke gepachtet. Das Werk soll künftig einen Umsatz von acht bis zehn Millionen Euro erzielen und wurde auf eine Jahres-Kapazität von 150.000 Tonnen Asphalt ausgelegt.

„Wir haben einen Standort in der Nähe von Hamburg gesucht und auch mit Stade verhandelt“, sagt Renze, ein Straßenbau-Ingenieur, der in Oldenburg studiert hat. Winsen sei aber der bessere Standort, weil man so näher an die Hansestadt heranrücken könne. Wichtig vor allem: In dem Gewerbegebiet Osterwiesen konnte das Gewerbeaufsichtsamt Lüneburg die notwendige Genehmigung nach dem Bundes-Immisionsgesetz ausstellen. Mit Blick auf die Umwelt sieht Renze das neue Werk ohnehin weit vorn. „Durch die moderne Technik werden Lärm, Feinstaub, Geruch und der Energieverbrauch minimiert. Bei den Emissionen bleiben wir um ein bis zwei Drittel unter den vorgeschriebenen Grenzwerten,“ versichert er. Dazu kommt: Bei den Chargen kann bis zu 70 Prozent recycelter Asphalt verwendet werden, also Rohstoff, der sonst möglicherweise auf einer Deponie landen würde.

Von Winsen aus ist es für Bunte nur noch ein Katzensprung zu den verschiedenen Autobahnen, die ausgebessert werden müssen. In Billstedt an der A1 ist man bereits tätig, am Horster Dreieck soll von Juli an Flüsterasphalt als Straßendecke verlegt werden. Und Renze sieht weitere Chancen. Etwa sobald die A1 auch zwischen Buchholz und dem Maschener Kreuz auf sechs Spuren verbreitert wird oder die A25 Richtung Geesthacht sowie die A24 Richtung Berlin renoviert werden müssen. „Dazu kämen auch Projekte auf der A39 in Frage, vor allem, wenn sie Richtung Wolfsburg verlängert wird“, sagt der Ingenieur. „Aber das ist Zukunftsmusik.“

Klar ist dagegen: Bei dem Werk wird es für Bunte in Winsen nicht bleiben. In der Innenstadt entsteht auch eine Niederlassung, in der künftig bis zu 50 Mitarbeiter beschäftigt sein werden. Die Besichtigungen von Büros hat Renze hinter sich, einen Leiter bereits gefunden. Gesucht werden jetzt Ingenieure als Bauleiter, Schachtmeister, Straßen- und Kanalbauer. Die Stadt wird so künftig nicht nur von der Gewerbesteuer, sondern auch von den Lohn- und Einkommenssteuern der Beschäftigten profitieren. Die Industrieansiedlung passt zudem zu der Strategie, mehr Arbeitsplätze im Kreis Harburg anzubieten und so die Pendlerströme nach Hamburg und Lüneburg zu entlasten.

Bunte hingegen hat bereits den ersten Auftrag von der Stadt im Köcher. Die Emsländer sollen das Gewerbegebiet Luhdorf weiter erschließen. Dazu gehören nicht nur der Straßenbau sondern auch Kanäle und Rohrleitungen sowie die Lieferung von 150.000 Kubikmeter Boden, mit dem das Gelände ausgekoffert wird. Immerhin 3,6 Millionen Euro sind Winsen die Arbeiten wert. „Sie beginnen im Juli und sollen im November abgeschlossen sein“, sagt Helmut Renze.

Zuvor jedoch steht noch die feierliche Einweihung des Werkes an, zu der auch die evangelischen Kirche geladen werden soll. Dazu ist am Mittwoch, 9. Juli, ein Tag der offenen Tür geplant. Bunte plant für Interessierte an dem Mittwoch, zwei Tage vor den endgültigen Inbetriebnahme am Freitag, 11. Juli, auch Führungen auf dem Gelände ein. Dabei können die Besucher nicht nur die neue Anlage aus der Nähe betrachten, sondern sich mit wenig Mühe eine Übersicht über das Gelände verschaffen. Hinauf auf 30 Meter, an die Spitze der Anlage, führt ein Fahrstuhl.