In Itzenbüttel inszeniert die Mezzosopranistin Cornelia Salje Rossinis „Aschenputtel“ mit 34 Kindern und vier Opernsängern

Itzenbüttel. Himmlische Klänge auf dem Bauernhof: Wer in diesen Tagen in Itzenbüttel bei Hof und Gut vorbeischaut, kommt mit etwas Glück zu einem Hörgenuss der Extraklasse. In der großen Hofscheune wird zurzeit „La Centerola“ von Gioachino Rossini geprobt. Die Stimmen, die man schon von fern hört, kommen aus den Kehlen von vier ausgebildeten Opernsängern von der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg, die gemeinsam mit 34 Kindern die Geschichte von Aschenputtel erzählen. Musikalisch werden sie begleitet von dem Pianisten Georgi Majorski und einem Bläserquintett aus den Reihen der Hamburger Philharmoniker.

Die Mezzosopranistin Cornelia Salje ist das Herz der Truppe. Sie hat aus der Rossini-Oper eine Art Musical im klassischen Gewand geformt. Die Kinder übernehmen dabei den Part der Schauspieler, die Erwachsenen singen die Arien. Die Kulissen hat die evangelische Jugendhilfe Friedenshort aus Winsen gebaut, und viele Elternhände sorgen dafür, dass am Ende alles reibungslos klappt.

Die Probe in der Scheune ist vor allem für die Regisseurin eine sehr sportliche Angelegenheit. Vom Regiepult aus verfolgt Cornelia Salje konzentriert die Vorgänge auf der Bühne. Immer wieder springt sie auf, spurtet zu den Akteuren, richtet heruntergerutschte Kopftücher, stellt vergessene Requisiten an den richtigen Platz und macht den Kindern vor, wie sie sich auf der Bühne bewegen und wie sie sprechen müssen. Und da heute der Sänger Timo Rößner nicht da ist, schlüpft sie auch noch in die Rolle des Prinzen Ramiro und singt seinen Part.

Zu Beginn der Probe hat sie mit Aschenputtels bösen Schwestern ihre liebe Not. Sheila Schmolke spielt die ältere Clorinda und kämpft verbissen mit ihrer pinkfarbenen Perücke, die ständig herunterrutscht und die Sicht behindert – da kann man sich ja gar nicht konzentrieren! Luna Neumann ist die jüngere Schwester Thispe. Ihre rosa Lockenpracht sitzt zwar perfekt, allerdings vergisst sie ständig, in Richtung Publikum zu sprechen. Mit Carlotta Warnecke als Aschenputtels Stiefvater ist Cornelia Salje schon ganz zufrieden. Auch sie kämpft mit ihrem Kostüm, vor allem der dicke Bierbauch rutscht. Aber als kleiner Profi, der sie schon ist, überspielt sie ihr Handicap gekonnt. Carlotta hat schon im vergangenen Jahr bei der ersten Kinder-Opernproduktion mitgemacht. Damals ging es um die Zauberflöte von Mozart, Carlotta spielte den quirligen Vogelhändler Papageno, und hatte so viel Spaß dabei, dass sie sofort Feuer und Flamme war, als Cornelia Salje die Geschichte von Aschenputtel als neue Produktion plante. Da hat es Emily Versemann, die das Aschenputtel Angelina spielt, schon besser, denn ihre Rolle verlangt es, dass sie still, lieb und zurückhaltend ist und hauptsächlich den Besen schwingt.

Seit September vergangenen Jahres wird geprobt. Cornelia Salje hat alle Sprechtexte ins Deutsche übersetzt, die Arien werden von den Erwachsenen auf Italienisch gesungen. „Ich habe noch ein paar Rollen dazu geschrieben, damit mehr Kinder mitmachen können“, verrät die 47 Jahre alte Mutter zweier Töchter. Und so kommt es, dass Aschenputtel nicht den väterlichen Haushalt in Schuss halten muss, sondern ein Café. Hier treffen sich dann ein kleiner Flugkapitän, ein noch kleinerer Rennfahrer, eine Reporterin und viele jugendliche Gäste, und stehen Aschenputtel zur Seite. Um die ganze Sache noch mehr in Schwung zu bringen, hat Cornelia Salje aus der Geschichte eine Verwechslungskomödie gemacht. Der schöne Prinz und sein treuer Diener tauschen die Rollen und die bösen, aber auch sehr dummen Schwestern fallen auf den charmanten falschen Königssohn herein.

„Die Musik ist so schön“, flüstert ein jüngeres Mädchen, das bei der Probe gerade nicht dran ist, und dem Treiben auf der Bühne zuschaut. Hingebungsvoll summt sie leise mit. „Kinder zwischen fünf und elf Jahren sind gegenüber jeder Musik erstaunlich tolerant, auch gegenüber der Klassik“, hat Cornelia Salje festgestellt. So erklärt sie sich auch die große Begeisterung ihrer jungen Schauspieler. Im Grundschulalter, wenn dieses Fenster in den Köpfen noch offen ist, vermisst sie klassische Musik im Unterricht. Deshalb hat sie die Initiative „Kinder spielen Klassik“ ins Leben gerufen: „Ich möchte Kinder begeistern, sie entzünden für die Welt dieser Musik“.

Das tolle Ergebnis ihrer Arbeit wird am 25. und 27. Juli in der Opernscheune bei Hof und Gut aufgeführt. Tickets können im Internet bestellt werden unter www.kinder-spielen-klassik.de